Genre: Krimi
Seiten: 495
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3550083402
Meine Bewertung: 3 von 5 Sternchen
Es gibt manchmal Bücher, die ich kaum bewerten kann. Dieser Roman ist so ein Fall. Eigentlich war er sehr gut zu lesen, eigentlich war der Kriminalfall spannend und eigentlich hat er mir gefallen, aber trotzdem hat er mich nicht wirklich überzeugt. Vielleicht war es auch ein Problem, dass ich für ihn (NaNo-bedingt) recht lange gebraucht habe, allerdings fiel es mir nie schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen.
Aber der Reihe nach …
In einem heißen Sommer legt ein ausgetrockener Stausee die Ruinen des Dorfes Hobb’s End frei, das einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg einem Reservoir weichen musste. Und in diesen Ruinen findet ein Junge beim Spielen das Skelett einer jungen Frau, die vor vielen Jahren ermordet wurde. Es liegt nun an Inspektor Alan Banks die Hintergründe des Verbrechens aufzudecken und den Mörder zu finden.
Es war die faszinierende Ausgangssituation – die Ruinen eines gefluteten Dorfes werden plötzlich wieder freigelegt -, die mich beim Bücher-Flohmarkt zum Kauf dieses Buches bewegt hat. Denn bislang kannte ich weder weitere Alan-Banks-Romane noch hatte ich vom Autor jemals etwas gehört.
So wie der Skelettfund im Roman war also auch das Buch für mich ein Zufallsfund. Dass es sich dabei um einen Band einer ganzen Krimiserie handelte, merkte ich erst später, aber man kann diesen Roman problemlos lesen, ohne einen der früheren Alan-Banks-Krimis zu kennen. Zwar gibt es Andeutungen auf frühere Ereignisse, aber dennoch hatte ich nie das Gefühl, dass mir irgendwelche notwendigen Informationen fehlen.
In dem Roman wird im Wesentlichen aus der Perspektive von drei verschiedenen Figuren erzählt: Eine Ich-Erzählerin führt die Leser zurück in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, ehe Hobb’s End geflutet wurde, und in der Gegenwart teilen sich Alan Banks und die ihm zugeteilte Kriminalbeamtin Annie Cabbot die Perspektive.
Alle Figuren sind durchaus gut durchdacht in ihrem Charakter, allerdings blieben alle seltsam leblos für mich, vor allem die Ich-Erzählerin Gwen Shackleton. Ich konnte mich in keinen von ihnen wirklich einfühlen und vor allem mit niemandem mitfiebern.
Dabei schafft es Peter Robinson durchaus, die Hintergründe seiner Figuren lebhaft zu beschreiben. Vor allem das England der Kriegszeit wird in diesem Roman sehr greifbar, wodurch auch die Passagen in der Vergangenheit für mich eigentlich die interessanteren waren.
Der Kriminalfall ist ebenfalls spannend, konnte mich aber nicht wirklich fesseln. Letztendlich war er in vielen Punkten zu vorhersehbar. Es gab zwar zum Ende hin noch eine etwas unerwartetere Wendung, aber auch die hat bei mir letztendlich nur noch zu einem müden „ach?“ geführt. Vermutlich liegt es daran, dass die Kombination Vergangenheit und Ermittlungen in der Gegenwart hier in Summe zu viel verrät. Vieles wird schon aus den Schilderungen von Gwen Shackleton klar, wodurch einige Ermittlungen des Gespanns Alan und Cabbot langweilig wird – und umgekehrt nimmt die Gegenwart natürlich einiges vorweg, das dann dennoch in den Rückblicken noch einmal in ganzer Länge erzählt wird.
Insgesamt war es trotzdem ein spannender Roman, aber ich denke nicht, dass ich noch mehr von den Alan-Banks-Krimis lesen werde.
Ich habe mittlerweile auch drei Alan-Banks-Romane gelesen, die mich leider zu dem Schluss gebracht haben, dass ich – obwohl ich Krimireihen sehr liebe – doch keine weiteren Bücher davon lesen werde.
Der erste Band hat mich ganz gut gefallen, aber der zweite und der letzte konnten mich so gar nicht überzeugen. Ich bin mit einem ähnlich unbeeindruckten Gefühl wie du rausgegangen.
Und: herzlichen Glückwunsch, ich hab gesehen, dass du das erste Buch für die Klassikerchallenge gelesen hast. Das schiebe ich noch vor mir her. 🙂