Und noch eine kleine Aktion und zwar von JED von der Schmökerstube, die wissen möchte, welches Buch man mit dem Valentinstag verbindet bzw. welches Buch einem selbst bei diesem Valentinstag am ehesten entspricht. Und das jetzt mal ganz unabhängig davon, ob man jetzt in einer glücklichen Beziehung ist oder Single.
Ich habe daraufhin ganz frech geschrieben, dass ich zwar gespannt bin, was da alles so kommt, selbst aber nichts beizutragen habe, da mir der Valentinstag schlichtweg egal ist (er mich also auch nicht frustriert).
JEDs prompete Antwort lautete, ich könnte ja auch ganz allgemein das für mich typische Single-Buch oder etwas in der Art posten.
Nun ja, ich habe also angefangen zu überlegen. Und ich muss feststellen, dass mir weder ein Buch einfällt, das mir selbst in punkto Liebesdingen entspricht noch ein typisches Single-Buch, mit dem ich etwas anfangen kann. Das Problem ist nämlich, dass es bei Liebesromanen in erster Linie zwei Sorten gibt:
– Die Hauptfigur findet die große Liebe (hm, nein, das entspricht nicht meinem derzeitigen Leben).
– Die Hauptfigur ist Single auf der verzweifelten Suche nach der Liebe – und fast alles dreht sich nur um die Frage, wie man den passenden Mann finden soll. Das entspricht mir noch weniger!
Also habe ich die Überlegungen noch weiter gefasst und mich gefragt: Was ist für mich DER Liebesroman schlechthin? Der Roman, bei dem ich am ehesten sagen würde: Das ist das perfekte Buch für den Valentinstag? Das ist ja gar nicht so einfach, wenn man eigentlich selten reine Liebesromane liest.
Aber mir ist tatsächlich ein Buch eingefallen. Eins, das ich schon öfter als einmal gelesen habe und bei dem ich mir denke: Herrje, wo bleiben denn solche Männer im richtigen (bzw.: in meinem) Leben?
Oder anders gefragt: Wo sind die Leo Leikes dieser Welt? *g*
Ja, genau, ich rede von Gut gegen Nordwind von Daniel Glattauer.
Ich weiß nicht, ob man diesen Roman noch groß vorstellen muss, aber in aller Kürze: Emmi Rothner möchte ihr Abo bei der Zeitschrift „Like“ kündigen und landet aufgrund eines Tippfehlers bei einem Herrn Leo Leike. Er antwortet, um auf den Irrtum hinzuweisen, und damit beginnt schließlich eine e-Mailfreundschaft.
Die große Besonderheit an diesem Roman ist die Tatsache, dass man die beiden Figuren nur durch ihre Mails kennenlernt. Jegliches Beschreiben fällt dadurch also weg, und deshalb lernt man die beiden viel unmittelbarer kennen. Es gibt keine beschreibenden Schwärmereien ala „Oh, er ist so toll! Und so gutaussehend! Und so perfekt!“, es gibt nur die Worte der Figur selbst.
Und diese Worte zeichnen von beiden Figuren ein sehr lebhaftes, dreidimensionales und vielschichtiges Bild. Ein Reduzieren auf das Aussehen kann gar nicht erst stattfinden, da man ja nicht weiß, wie die Figuren aussehen. Und das ist an diesem Roman so schön. Die sich sehr langsam entwickelnde Liebesgeschichte hat kaum eine Chance, auf der Oberfläche oder gar in Wortlosigkeit steckenzubleiben – sie kann ja überhaupt erst mit Worten bestehen.
Die Grundstimmung des Romans ist eher traurig bzw. bittersüß, manchmal auch witzig, und fast durchwegs sehnsüchtig.
Seit „Gut gegen Nordwind“ in den Kammerspielen auf die Bühne gebracht wurde (an alle Wiener: unbedingt ansehen!), hat Leo übrigens mit Alexander Pschill auch ein sehr charmantes Gesicht bekommen. 😉
Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf.
(Gut gegen Nordwind; S. 88)
Reine Liebesromane lese ich auch sehr selten, dem Valentinstag kann ich sowieso nichts abgewinnen. Und auch sonst stimme ich deinem Post bis zum letzten Wort zu. "Gut gegen Nordwind" ist auf jeden Fall einer der besten Liebesromane überhaupt!
Nochmal zur Anfangsfrage (das Singles-Buch): Mir fällt da beim besten Willen nichts ein. Es gibt ja auch kaum Bücher, in denen nicht irgendwann mal Liebe vorkommt. Ich wüsste nicht mal, was ein Buch für Singles ausmachen würde. Das ist wirklich knifflig.
Ich find's super, dass Du Dich trotzdem beteiligt hast. Ich glaube, so ganz klar ist bei meiner Aktion noch gar nicht geworden, dass ich VOR ALLEM die Menschen anspreche, die vielleicht gar nicht so viel mit dem Valentinstag als solchem anfangen können. Daher ja die Frage, was jeder persönlich damit verbindet. Und das kann durchaus auch ein Buch mit dem Thema Liebe zum Dackel sein. Lass Dich auf meinen Post morgen überraschen, ich werde mir auch nicht viele Freunde machen :o)))
LG,
JED
Ein wirklich schöne Liebesroman ist meiner Meinung nach "Solange du da bist" von Marc Levy. Hier ist mir vor allem das Gleichnis mit dem Geld auf dem Bankkonto und den Sekunden des täglichen Lebens in Erinnerung geblieben.
Vielleicht kennt (und liebt) das ja jemand.
@JED: Es war mir dann schon klar, wie du es gemeint hast, aber ich befürchte, dass ich es auch in meinem Beitrag etwas missverständlich rübergebracht habe. Ich werde vielleicht noch ein Sätzchen hinzufügen, damit es klarer ist. 🙂
Es war schon schräg, als ich heute drüber nachgedacht habe, was für ein Buch passen könnte, und festgestellt habe, dass mir kaum etwas einfällt. In meinem Leben spielen Freundschaften momentan eine deutlich größere Rolle als Liebe – aber traurigerweise scheint Freundschaft (fast) nur in Kinderbüchern im Mittelpunkt zu stehen.
@Christine: Hm, wurde der Roman mal verfilmt? Ich bilde mir ein, mal einen Film dieses Namens gesehen zu haben … ich glaube, ich muss mal recherchieren.
Den Film hab ich nicht gesehen, aber ja, da gibt es einen.So kitschig das Buch zuerst klingt, es ist wirklich schön.
"Gut gegen Nordwind" ist toll. 😀 Wo Du's erwähnst erinnere ich mich auch wieder, dass ich mir das ganze in den Kammerspielen anschauen wollte (und prompt darauf vergessen hab. Oh weh).
Liebesromane und ich führen eine eher komplexe Beziehung. Nicht, dass ich nicht immer wieder welche lesen würde, aber ich gebe Dir in beiden Punkten recht: die krampfhafte Suche nach Der Großen Liebe, tja, soviel kann ich damit auch nicht anfangen.
(Meine allerliebste fiktive Liebesgeschichte bisher und überhaupt findet übrigens immer noch in Jane Eyre statt 😉 )
Liebe Grüße
V.
Jane Eyre! O Gott, wie konnte ich Jane Eyre vergessen! *schmacht*
Aber naja, "Gut gegen Nordwind" hat dennoch die Nase vorn bei mir. Ich wusste gar nicht, dass du den Roman auch gelesen hast. 🙂
Wegen den Kammerspielen: Falls du für dich noch einen Termin findest, schreib mir mal eine Mail. Vielleicht (großes vielleicht) könnte ich dir eine günstige Karte besorgen.
Ja, die krampfhafte Suche. Das ist etwas, das ich wirklich gar nicht mag. Obwohl ich durchaus gern über Liebe lese und schreibe. Aber eben nicht mit diesem "Zwang" dahinter. Ich hab eine Figur, die so drauf ist – und dabei kommt dann nicht unbedingt wahre Liebe dabei heraus …
Auf das Angebot werde ich unter Umständen zurückkommen, sofern ich die nächste Woche noch überlebe =)
Bei den Suche-nach-der-großen-Liebe – Romanen missfällt mir die Implikation, dass jedes Leben Die Große Liebe braucht, um erfüllt zu sein, egal ob Prota jetzt Single mit Katze, oder mit Mr. "Ich liebe ihn zwar nicht, aber ich mag ihn unheimlich gern" zusammenlebt, oder One-Night-Stands hat. Meistens würden mich diese Geschichten der zweitbesten Lieben mehr interessieren. (NEIN, damit meine ich NICHT St.John. Es gibt Ausnahmen. Es gibt immer Ausnahmen.)
Ist das die Figur, von der Du weihnachtlich die eine Szene vorgelesen hast?
Ja, das ist ebenjene Figur. 😉
Aber ich könnte mir vorstellen, dass du die zweite Hauptfigur (nämlich die Schwester meines kitschigen Schwärmers) mögen würdest.
Und für die nächste Woche wünsche ich dir viel Durchhaltevermögen. Klingt, als hättest du noch einiges zu überarbeiten.