Familiensaga Rezensionen

Judith Lennox – Before the Storm

Genre: Familiensaga/Historischer Roman
Seiten: 608
Verlag: Headline
ISBN: 9780755331345
Meine Bewertung: 3 von 5 Sternchen

English-Challenge  (Mai)
Historien-Challenge (Die Welt von 1900-1945)

Im Jahr 1909 verliebt sich der reiche und erfolgsverwöhnte Richard Finborough in Isabel, eine Frau aus armen Verhältnissen. So beginnt die Geschichte der Familie Finborough, die den Zeitraum einer Generation umspannt. Mit Richard erlebt man die Schrecken des 1. Weltkriegs, zusammen mit seinen Kindern und seiner Pflegetochter Ruby durchstreift man das London der Zwischenkriegszeit, bis es schließlich erneut zum Krieg kommt …

Ich mag normalerweise die Romane von Judith Lennox sehr. Sie klingen in den Beschreibungen oft recht kitschig, aber die Autorin versteht es, realistische und lebendige Figuren zu erschaffen und sie in ein sehr detailliert beschriebens Umfeld zu setzen.
Mit diesem Roman allerdings hatte ich meine Probleme.
Über weite Teile fehlt mir so etwas wie ein roter Faden – die Handlung zerfasert ein wenig, es werden die Schicksale von zu vielen Figuren beschrieben: Neben Richard und Isabel, deren Ehe nicht immer glücklich ist, beobachtet man ihre drei Kinder sowie Ruby beim Erwachsenwerden und Bewältigen ihres Lebens. Nun ziehen aber alle diese Personen einen wahren Rattenschwanz von kleinen Einzelhandlungen mit sich: das mysteriöse Verschwinden von Rubys Vater, die unglückliche Liebe der Tochter Sarah mitsamt allen möglichen Verwicklungen, die Vergangenheit von Isabel, das Leben von Richards Söhnen. Dazu bekommen auch noch weitere Figuren aus dem Umfeld dieser Hauptpersonen die Perspektive und eine eigene Geschichte – und neben all diesen Einzelschicksalen spielt schließlich auch der historische Hintergrund eine große Rolle.

Das alles ist ein wenig zuviel und hat auch zur Folge, dass die meisten dieser Handlungsstränge oftmals zu hastig abgehandelt werden müssen. Der große Zeitraum, den der Roman umspannt, zwingt bereits zu manchen Sprüngen und geraffter Erzählweise – und die Konzentration auf so viele Personen verschärft dieses Problem.
Bei einigen Handlungssträngen findet man keine Zusammenhänge und fragt sich, ob sie überhaupt noch jemals zu einem Ende geführt werden. Zur Beruhigung: Doch, letztendlich werden sie tatsächlich alle aufgelöst. Allerdings klafft bei manchen eine solche Lücke zwischen dem Einführen des Problems und seine Auflösung, dass ich das Thema zwischenzeitlich aus den Augen (und ein wenig auch das Interesse daran) verloren habe.

Dabei ist der Roman keineswegs schlecht. Judith Lennox schildert die Verhältnisse jener Zeit sehr anschaulich und erschafft auch wieder gewohnt lebensnahe, interessante Figuren. Angesichts ihrer Vielzahl hat man bei den meisten von ihnen aber kaum die Möglichkeit, sie wirklich kennenzulernen.

Einschränkend muss ich dazu sagen, dass ich auf Englisch etwas langsamer lese als auf Deutsch und so mit diesem recht dicken Buch doch eine ganze Weile beschäftigt war. Das hat sicher auch zu meinem Eindruck einer „zerfaserten“ Handlung beigetragen. Allerdings ist für mich der Spannungsbogen stellenweise so sehr abgesackt, dass ich kaum das Bedürfnis hatte schnell weiterzulesen.

Insgesamt habe ich das Lesen dennoch genossen. Im Vergleich zu anderen Romanen von Lennox hat dieser mich aber nicht so sehr begeistert.
Mehr als 3 von 5 Sternchen sind da für mich nicht drinnen.

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