Historisch Jugendbuch Rezensionen

Dori Jones Yang – Daughter of Xanadu

Genre: Historischer Roman/Young Adult
Seiten: 352
Verlag: Delacorte Press
ISBN: 978-0385739238
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternchen

Historien-Challenge (Hochmittelalter)
English-Challenge  (Juni)

Emmajin, die (fiktive) älteste Enkeltochter von Khubilai Khan, hat ein großes Ziel: Sie möchte eine berühmte Kriegerin in der mongolischen Armee werden und ist bereit, alles dafür zu tun. Als der Khan ihr den Auftrag gibt, sich mit dem fremden Händler Marco Polo anzufreunden, um ihm wichtige Informationen über seine Heimat zu entlocken (für eine mögliche Invasion), entspricht das nicht ihren Vorstellungen von einer ruhmreichen Aufgabe. Noch dazu sind ihr die Ansichten und das Verhalten des Italieners sehr fremd. Dennoch ist Emmajin fasziniert von den Geschichten, die Marco Polo erzählt, und nach und nach bringt er ihr bisheriges Weltbild zum Wanken.

StefanieEmmy hatte mit ihrer Einschätzung vollkommen Recht: Das hier ist ein Neyasha-Buch und ich kann ihr gar nicht dankbar genug sein für ihre schöne Rezension, die mich überhaupt erst auf diesen Roman aufmerksam gemacht hat.
„Daughter of Xanadu“ ist wirklich ein tolles Buch, das ich all jenen ans Herz legen kann, die sich für frühere Epochen und fremde Kulturen interessieren und sich mit einer jugendlichen Heldin anfreunden können.

Beim Klappentext klang es so, als würde bei diesem Roman eine Liebesgeschichte im Mittelpunkt stehen, aber das stimmt nicht ganz. Hauptthema ist eigentlich der Selbstfindungsprozess einer jungen Frau, deren größte Träume sich zu erfüllen scheinen – um sich dann als gar nicht so schön zu entpuppen.

Emmajin ist eine ganz wunderbare und glaubwürdige Romanfigur. Ihr Denken ist sehr stark von ihrer Kultur und ihrem Umfeld geprägt, und mit Marcos Ansichten kann sie zunächst gar nichts anfangen. Es dauert lange, ehe sich zwischen den beiden eine Freundschaft entwickelt, und auch dann wirft Emmajin nicht gleich all ihre bisherigen Vorstellungen über den Haufen. Ihr Ziel, eine Kriegerin zu werden, stellt sie über diese Anfänge einer vorsichtigen Liebe, und gerade das macht den Roman so schön. Man hat hier nicht gleich die Liebe auf den ersten Blick, die dazu führt, dass auf einmal nichts anderes mehr wichtig ist. Es ist wirklich eine langsame Annäherung zwischen den beiden, und dennoch wird die Anziehungskraft zwischen den beiden Figuren so intensiv, dass man sie beim Lesen selbst spüren kann.

Trotzdem muss noch einiges geschehen, ehe Emmajin umzudenken beginnt. Die Autorin schont ihre Heldin hier nicht. Emmajin muss so einiges einstecken, und ihre Träume von glorreichen Kämpfen und Ruhm und Ehre werden gnadenlos zerstört. Die Schilderungen sind auch durchaus brutal – und ich fand es wirklich gut, dass Krieg hier nicht beschönigt wird.
All die Zweifel, die Emmajin befallen und ihre Verlorenheit, weil sie plötzlich nicht mehr weiß, wo überhaupt ihr Platz im Leben ist, sind so glaubwürdig geschildert, dass ich beim Lesen selbst einen Kloß im Hals hatte.

Dazu ist auch noch der historische Hintergrund sehr spannend. Ich hatte von der Geschichte der Mongolen im 13. Jahrhundert bisher kaum eine Ahnung, konnte mir aber dank der anschaulichen Beschreibungen bald Xanadu, den Khan und das Leben in der mongolischen Armee sehr gut vorstellen. Es war interessant, mal etwas über diese Zeit ganz abseits des europäischen Mittelalters zu lesen, und Dori Jones Yang versteht es wirklich, eine Epoche zum Leben zu erwecken.
Das einzige, was mir im Zusammenhang mit dem geschichtlichen Hintergrund störend aufgefallen ist, ist das Ende: Es scheint den Aufzeichnungen von Marco Polo stark zu widersprechen. Allerdings hat es letztendlich doch nur den Anschein, da man nicht weiß, wie sich alles tatsächlich weiter entwickelt.

„Daughter of Xanadu“ ist eines der seltenen Bücher, bei denen ich zum Ende hin kaum weiterlesen wollte, weil ich nicht wollte, dass es aus ist. Ich bin schon lange nicht mehr so tief in einen Roman und seine Figuren eingetaucht. Zwar ist der Roman in sich abgeschlossen, aber gerade habe ich auf der Webseite der Autorin gelesen, dass es eine Fortsetzung geben wird. Darauf freue ich mich sehr, denn ich möchte unbedingt mehr von Emmajins Geschichte lesen.

5 Sterne, gar keine Frage!

4 thoughts on “Dori Jones Yang – Daughter of Xanadu

  1. Das Buch steht schon eine Weile auf meiner Wunschliste, aber irgendwie kann ich mich nie durchringen. Aber schon der Klappentext bzw. die kurzen Inhaltsangaben klingen nach einer tollen Story. Emotionalität ist mir sehr wichtig, scheint also alles zu stimmen.
    Wenn es mir über den Weg läuft, dann nehme ich es wohl mit.

  2. Liebe Neyasha,

    danke für die schöne Rezension. Die Geschcihte klingt spannend.
    Aber so wies aussieht – hab kurz gesucht – gibt es das Buch nur in englisch. Schade.
    Ich schreibs mir aber trotzdem mal auf, vielleicht wird es mal übersetzt. ^_^

    Herzliche Grüsse

  3. @Soleil: Ja, ich finde schon, dass der Roman durchaus emotional ist. Dennoch ist er überhaupt nicht kitschig, was ich auch sehr positiv fand. 🙂

    @Silas: Bis jetzt gibt es den Roman leider wirklich nur auf Englisch. Die früheren Romane von Dori Jones Yang wurden offensichtlich nicht auf Deutsch übersetzt, aber vielleicht wird es ja bei diesem hier etwas.

  4. *strahl* Ich freu mich sehr, dass es dir gefallen hat! Und dann auch noch so gut 😀

    Ein zweiter Teil? Damit hatte ich ja überhaupt nicht gerechnet. Fand den ersten wunderbar abgerundet und das Ende schön spekulativ. Ich vermute mal, da wirds dann um die Seereise gehen … bin gespannt, was das wird.

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