Immer wieder mal fragen mich Leute, wie ich es schaffe, soviele Bücher zu lesen. Manchmal klingt die Frage auch richtig vorwurfsvoll, so nach dem Motto: „Hast du sonst nichts zu tun?“
Da ich in diesem Jahr tatsächlich schon sehr viel gelesen habe (mehr als sonst auf alle Fälle), versuche ich jetzt selbst mal diese Frage zu ergründen.
1. Ich lese sehr schnell. Das war schon immer so – auch als Kind habe ich ungewöhnlich schnell gelesen.
2. Ich bin fast jeden Tag mehr als eine Stunde in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und lese dort immer (selbst, wenn ich keinen Sitzplatz bekomme – zum Festhalten reicht ja eine Hand, und bei einem eReader kann man ja glücklicherweise auch mit nur einer Hand umblättern *g*).
3. Ich habe schon eine Weile keinen Fernsehanschluss mehr. Ab und zu guck ich Serien oder Filme auf DVD, aber da komme ich im Schnitt auf etwa 2 Filme pro Monat und in seltenen Phasen auf eine Serienfolge alle paar Tage. Der Zeitfresser Fernseher existiert bei mir also kaum, und er fehlt mir auch überhaupt nicht.
4. Ich habe schon seit langem Nebenjobs in einem Bereich, wo ich immer wieder mal zum Lesen komme (weil ich auf manchen Positionen in erster Linie einfach anwesend sein muss und sonst nicht viel zu tun habe).
5. Ich bin Single und meine Familie kann ich aufgrund der Entfernung nur etwa einmal pro Monat besuchen. Klingt jetzt nach einem seltsamen Grund, aber ich denke schon, dass man mehr zum Lesen kommt, wenn man alleine wohnt. So lese ich etwa auch oft beim Essen (vor allem beim Frühstück), weil ich ja in der Regel alleine esse. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich kein Sozialleben besitze – ich treffe mich natürlich mit Freunden, aber ich habe sicher mehr Zeit als Leute, die eine Familie versorgen müssen oder die Abende immer mit dem Partner verbringen.
6. Seit einer Weile horche ich sehr viele Hörbücher und da beschäftige ich mich ja immer nebenbei: Meistens knüpfe ich, manchmal stricke oder zeichne ich auch, mach Sport oder bügle meine Wäsche. Das ist dann natürlich schon eine sehr effektive Zeitnutzung. 😉
7. Derzeit ist das Lesen sicher mein Hauptleidenschaft. Sobald ich wieder mehr schreibe (in diesem Jahr habe ich bislang ja nur überarbeitet, und das auch eher gemächlich), werde ich vermutlich auch wieder etwas weniger zum Lesen kommen.
8. Mein Blog spornt mich an, mehr zu lesen. Ich weiß nicht, ob dieses Phänomen auch andere Buchblogger kennen. Irgendwie bin ich dadurch wieder viel süchtiger nach Büchern geworden, was sicher allgemein etwas zu Lasten mancher anderer Hobbys geht (das Malen etwa – meine Öl- und Acrylfarben verstauben fast schon).
Tja, das sind so die Gründe, die mir einfallen. Wobei ich es ja irgendwie lustig finde, dass gerade Viellesen oft auf Unverständnis stößt – als ob man dafür ganz besonders viel Zeit brauchen würde. Ich wunder mich ja umgekehrt auch nicht ständig, dass andere Leute Zeit für eine Beziehung, fürs Fernsehen oder für Computerspiele haben. 😉
Ja, das bloggen motiviert sehr um lesen. Man bleibt auf dem neuesten Stand, übt Disziplin, liest nicht "einfach so" sondern mit "Plan", wählt die Lektüre sorgfältiger, entwickelt so einen Lese-Ehrgeiz… in den letzten Monaten ist das auch so meine – wie nanntest du es – Hauptleidenschaft geworden. Es ist einfach mehr in den Fokus gerückt, und das Fernsehen steht irgendwo bei "langweilig". Sehr lebenswert.
Das Bloggen sorgt bei mir zwar für eine wachsende Wunschliste und vermehrten Zugang von Leihbüchern, aber je mehr ich blogge, desto weniger komme ich zum lesen (und je mehr ich lese, desto ruhiger wird es auf meinem Blog). 😉
Aber die Frage danach, wie man nur so viel lesen kann, kenne ich auch zu gut. Zusätzlich zu deinen Argumenten würde ich noch sagen, dass es hilfreich ist, wenn man sich seinen Tag (relativ) frei einteilen kann. Dann bleibt man eben etwas länger beim Frühstück mit seinem Buch sitzen oder erledigt eine wichtige Aufgabe spät in der Nacht, wenn man vorher noch unbedingt seinen Roman beenden musste. Das wäre deutlich schwieriger, wenn man einen geregelten Arbeitstag hätte.
Und ja, ein Partner oder Ehemann "kostet" schon einiges an Lesezeit, was bei mir momentan dazu führt, dass ich erst gegen halb zwei in der Nacht ins Bett gehe, damit ich zwei ungestörte Lesestunden am Ende des Tages habe.
So oder so liegt mir bei einem Großteil der Menschen eher die Frage auf der Zunge, warum sie denn nicht regelmäßig lesen. Ein Alltag ohne Bücher wäre für mich nicht vorstellbar. 🙂
Ich unterschreibe Punkt 1 und 5. 😉
Und 3 und 4 treffen bei mir teilweise zu. Ich habe zwar einen Fernseher, gucke aber nur selten. Bei der Arbeit ist es bei mir eher so, das es zeitweise stressige Zeiten gibt, an denen ich kaum Lesen komme. Aber es gibt auch Zeiten, wo ich viel frei habe, da ich Überstunden immer abfeiern muss.
Interessant, dass dich das Bloggen auch so zum Lesen motiviert, Kix. Den Eindruck hatte ich eh auch schon beim Mitlesen auf deinem Blog. 😉
Gleichzeitig raubt das Bloggen schon auch Zeit, das stimmt. Und die Wunschliste wächst äußerst rasant …