Schreibgeplauder

[30 Tage übers Schreiben bloggen] 13. + 14. Frage

13. Über welche Kultur – fiktiv oder echt – schreibst du am liebsten?

Ich bin sehr zögerlich, wenn es um reale Kulturen geht, weil ich immer befürchte, dass ich etwas falsch mache, Details nicht genug recherchiere, usw. Wenn ich diese Hemmungen nicht hätte, würde ich wohl am ehesten historische Romane schreiben, die in der römischen Antike (wenn auch weniger in Rom selbst als eher in den Nordprovinzen) angesiedelt sind. Oder auch in früheren Hochkulturen, wie etwa bei den Hethitern.
Aus diesem Grund habe ich auch in meiner Fantasywelt Kulturen, die sich ein wenig daran orientieren. Wenn ich mich schon in der wirklichen Welt nicht drübertraue, möchte ich wenigstens etwas ähnliches in meinen Fantasyromanen verwursten. 😉
Allerdings muss ich sagen, dass jene Kultur, die mir bisher beim Schreiben am meisten Spaß gemacht hat, die der Rentiernomaden in „Frostpfade“ war. Ich habe damals sehr viel recherchiert und mir sowohl bei den Samen als auch bei den Tschuktschen und den Inuit Anregungen geholt. Trotzdem sind meine Nomadenstämme etwas eigenständiges geworden – hoffe ich zumindest. Ich habe ihre Kultur teilweise erst beim Schreiben entdeckt und mich dort bei ihnen im hohen Norden sehr wohl gefühlt. Eine Freundin, die den Roman gelesen hat, bettelt mich schon seit einer Weile an, dass ich doch noch einen weiteren Roman dort ansiedeln soll und ich denke mittlerweile ernsthaft darüber nach. Es würde bestimmt keine Fortsetzung werden, da Linns Geschichte abgeschlossen ist, sondern etwas ganz neues. Aber ich würde eigentlich selbst ganz gern wieder zu den Rentiernomaden und vielleicht auch zu den Schneeläufern zurückkehren.

14. Wie erstellst du, so gebraucht, Stadtpläne und Landkarten? Hast du welche zum Vorzeigen?

Ich liebe Landkarten! Inzwischen habe ich zwar schon lange mehr keine erstellt (eigentlich schon seit Jahren nicht mehr, was auch daran liegen mag, dass ich inzwischen Photoshop nicht mehr habe), aber eine Weile habe ich sehr, sehr ausgiebig meine Fantasywelt kartografiert, und das kommt mir auch jetzt noch beim Schreiben zugute. Wenn ich etwas mache, dann eben mit voller Leidenschaft. Halbe Sachen gibts nicht. 😉
Also klar hab ich Karten zum Vorzeigen! Im Folgenden werde ich ein paar verschiedene Karten vorstellen – klickt einfach auf das Bild, dann kommt ihr zur größeren Version:
So wie die nebenstehende Karte sehen im Wesentlichen alle meine Detailkarten der verschiedenen Länder aus. Passend zur vorigen Frage seht ihr hier Räkant, das Land der Rentiernomaden.
Irgendwann wurde ich vom wilden Affen gebissen und habe die nebenstehende Höhenlinien-Karte erstellt (Räkant seht ihr oben rechts). Das war viel Arbeit (was, echt jetzt? *g*), aber es war eine fast schon meditative Arbeit, die sehr viel Spaß gemacht hat. Am schwierigsten war eigentlich die Vorarbeit, als ich überlegt habe, wie hoch die Gebiete wo eigentlich sind. Man glaubt gar nicht, wieviel man recherchieren muss, um solche Karten auch nur annähernd realistisch hinzubekommen.
Einfach vom künstlerischen Aspekt her, aber katastrophal schwer bei der Planung war auch meine Karte der Klimazonen. Meine Güte, was ich da alles recherchiert habe! Woher hab ich da bloß die Zeit genommen? Kein Wunder, dass ich damals deutlich weniger gelesen habe als jetzt. 😉
Ich glaube, die meisten Karten fallen auch in meine Phase der totalen Schreibblockade. Während ich jetzt meine Fantasywelt schreibend erkunde, habe ich sie damals viel mehr aus dem Blickwinkel von Karten und historischen Hintergründen erforscht.
Besonders lustig, aber an Geekigkeit wohl nicht mehr zu überbieten, war das Erstellen meiner Handelskarte. Die habe ich in dem Sommer gebastelt, als ich Liebeskummer hatte. Naja, jeder findet so seine Wege damit umzugehen, nicht? *lach* Mittlerweile würde ich sie an einigen Stellen überarbeiten, aber so im Großen und Ganzen passt sie schon, und sie hat mir auch schon bei einigen Romanstellen weitergeholfen.
Am ältesten von dieser Kartenparade hier ist die Stadtkarte von „Caragon“ (bäh, diese Stadt würde ich jetzt gern noch umbenennen; vielleicht mach ich das auch mal). Die ist auch in irgendwelchen Ferien entstanden. Optisch finde ich sie noch immer toll, aber leider passt sie inzwischen nicht mehr, weil ich damals mit deutlich mehr Einwohnern gerechnet habe als jetzt. Die ist übrigens im Gegensatz zu den restlichen Karten nicht in Photoshop entstanden, sondern mit Feder und Tinte (!) auf Papier.

Ja, das war so ein kleiner Streifzug durch meine begeisterte Karten-Phase (ich hoffe, ihr haltet mich jetzt nicht für so bekloppt wie meine Familie, als ich mal den Fehler gemacht habe, ihnen die Stadtkarte zu zeigen). Mit 16 oder 17 Jahren habe ich übrigens mal überlegt, Kartografie zu studieren. Hätte ich vielleicht tun sollen, dann hätte ich jetzt möglicherweise sogar einen brauchbaren Job …

5 thoughts on “[30 Tage übers Schreiben bloggen] 13. + 14. Frage

  1. Danke. 🙂
    Ich bin direkt wehmütig geworden, als ich die rausgekramt habe. Damals war ich so enthusiastisch dabei und das Leben war irgendwie noch so einfach. Hachja.

  2. Hui, mir steht gerade wirklich der Mund offen. Das…ist ja Wahnsinn, was du da für Arbeit und (du sagst es ja selbst) Recherchen reingesteckt hast. Und die letzte ist auch noch selbst angefertigt, holla die Waldfee…
    Aber gerade das müsste doch ein Riiiiesen-Ansporn sein, die ganze Arbeit und Mühe auch entsprechend in eine Geschichte zu verpacken, oder erschwert es den "Entstehungs-Prozess" eher?

  3. Doch, das ist schon ein Ansporn. Vor allem fällt mir das Schreiben leichter, wenn ich bereits Karten zur Verfügung habe. Manche füllen ja eine Karte erst beim Schreiben (also dass sie eben dann beim Schreiben Städte und Flüsse und anderes so platzieren, wie sie es gerade für den Plot brauchen), aber mir fällt es leichter, wenn ich bereits vor der Handlung eine grundlegende Geografie zur Verfügung habe. 🙂

    Selbst angefertigt sind übrigens alle, nur die anderen mit meinem Grafiktablett auf dem PC (die sind dennoch "händisch" gezeichnet, nur eben digital). 😉

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