Rezensionen

Märchen, Labyrinthe und ein Familiendrama

Diesmal gibts gleich vier Kurzezension in einen Beitrag gestopft. 😉 Ich will einfach zu all diesen Büchern ein paar Worte verlieren, komme aber momentan nicht dazu, sie ausführlich zu rezensieren.

Lilach Mer – Der siebte Schwan 

Die verträumte Mina folgt dem Lied eines Drehorgelspielers und gerät auf diese Weise mitten hinein in die Welt der Tater, der Sagen und Märchenwesen. Auf der Suche nach ihren Brüdern, von denen sie nur eine alte Fotografie besitzt, muss sie so manche Opfer bringen und sich Gefahren aus beiden „Welten“ stellen.
„Der siebte Schwan“ basiert vor allem auf zwei Märchen der Brüder Grimm, wenn auch die Strukturen dieser Märchen eher auf einer tieferen Ebene zu erkennen sind als an der Oberfläche. Auch sonst schöpft Lilach Mer aus Märchenmotiven und norddeutschen Sagen – und doch bleibt ihr Roman etwas ganz eigenes.
Die Sprache ist wunderschön und manches Mal ebenso rätselhaft wie manche Teile der Handlung. Man kann diesen Roman sicher mehrmals lesen und jedes Mal noch etwas neues entdecken.
„Der siebte Schwan“ ist wie ein seltener Edelstein – ein kostbares, verträumtes Buch, wie man es nicht oft findet. Da braucht man sich nicht lange zu fragen, weshalb der Roman damals aus tausenden Einsendungen in die Endauswahl des Heyne-Wettbewerbs kam.
Leider ist die Geschichte ab und zu ein kleines Bisschen zu rätselhaft und zu ausführlich erzählt, ansonsten aber rundum gelungen.
4,5 Sternchen

Joanne K. Rowling – Die Märchen von Beedle dem Barden

Als ich zuletzt bei meiner Familie war, habe ich meiner Nichte dieses Buch entführt – und konnte es ihr eine gute Stunde später schon wieder zurückgeben. Ein allzu langes Lesevergnügen beschert einem dieses dünne Büchlein also nicht.
Abgesehen von der bekannten Geschichte von den drei Brüdern, die man bereits aus „Harry Potter and the Deathly Hallows“ kennt, werden noch vier weitere kurze Märchen erzählt. Sie sind nett, keine Frage, allerdings nicht sonderlich originell. Das schönste Märchen ist meiner Meinung nach ohnehin das von den Heiligtümern des Todes. Die anderen können bei weitem nicht eine solch kraftvolle Wirkung entfalten.
Zu jedem Märchen gibt es Anmerkungen von Dumbledore, die sehr kurzweilig und witzig zu lesen sind. Teilweise sind diese Anmerkungen sogar interessanter als die Märchen selbst, wobei ich mich frage, ob sie mit ihren augenzwinkernden Seitenhieben auf die Literaturwissenschaft auch für Kinder lesenswert sind (da muss ich wohl mal meine Nichte fragen).
Eine nette Unterhaltung für zwischendurch – nicht mehr und nicht weniger.
3 Sternchen

James Dashner – Im Labyrinth
Hörbuch

Ohne Erinnerung findet sich Thomas gemeinsam mit anderen jugendlichen Jungs auf einer Lichtung wieder, die von einem riesigen Labyrinth umgeben ist. Dessen Mauern verschieben sich in jeder Nacht – doch was hat es damit auf sich?
Das ist einer der Romane, bei dem mich einfach die Ausgangssituation interessiert hat, etwa so wie bei „Die Ritter der vierzig Inseln“. Leider hat mir dieses Hörbuch ebenso wenig zugesagt wie Lukianenkos Roman. Nicht, dass es wirklich schlecht gewesen wäre, aber es hat mich nicht gerade vom Hocker gerissen. Die Figuren bleiben in der Charakterzeichung sehr oberflächlich, die Beschreibungen wiederholen sich immer wieder und die Handlung tritt zeitweise sehr auf der Stelle. Irgendwann habe ich nur noch weiter gehört, weil ich die Auflösung wissen wollte. Die fand ich dann nicht wirklich überzeugend und logisch, allerdings bleibt vieles vorerst ohnehin noch unklar. Ich bezweifle allerdings, dass ich den nächsten Band noch lesen werde – und somit werde ich also nie erfahren, ob letztendlich doch noch alles auf eine nachvollziehbare Weise erklärt wird.
2,5 Sternchen

Donna Milner – River

Ich mag Romane, die zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln und von einer vermeintlich heilen Welt berichten, die schließlich zerstört wird. Der Auslöser für das Familiendrama, das lange im Dunkeln bleibt, ist hier River, ein junger Mann, der als Kriegsdienstverweigerer auf einer Farm in Kanada landet und dort das Leben der 14jährigen Natalie kräftig durcheinanderwirbelt.
Ein schöner Roman, der mich durchwegs gefesselt hat und der sehr anschaulich von dem Leben auf der kleinen Milchfarm erzählt. Die permanenten Andeutungen auf die fürchterlichen Dinge, die damals geschahen, fand ich zwar etwas plakativ, aber nun ja, sie haben funktioniert: Ich konnte teilweise kaum aufhören zu lesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was denn nun genau geschehen ist. Manches war natürlich bereits zu erahnen, aber Donna Milner legt dann noch eins drauf … und noch eins … und noch eins.
Ja, das ist dann auch mein Hauptkritikpunkt an diesem sonst sehr empfehlenswerten Roman: Es ist alles ein wenig zuviel des Guten. Die Hälfte der Tragöden hätte es auch getan – so wurde es dann nicht nur überladen, sondern auch einfach unglaubwürdig.
4 Sternchen

6 thoughts on “Märchen, Labyrinthe und ein Familiendrama

  1. Hach, ich finds toll, dass man bei dir immer mal auf Bücher stößt, die einem sonst wohl nie begegnen würden – und damit einem selbst unbekannt bleiben würden. Dass das Cover von "Der siebte Schwan" interessant aussieht, hatte ich dir ja schonmal geschrieben, und wenn jetzt auch noch der Inhalt so gut klingt, dann sollte ich dieses Buch wohl mal im Auge behalten. Und "Im Labyrinth"… Als ich deine kurze Zusammenfassung gelesen habe, musste ich unweigerlich an einen Film denken, den ich mal gesehen habe, "Cube" heißt der – und der ist echt komisch, um nicht zu sagen "krank". Geguckt hab ich ihn trotzdem… 😉 Naja, schade jedenfalls, dass es dir nicht so gefallen hat.

  2. Das freut mich natürlich, wenn du bei mir Bücher entdeckst, die dir sonst entgangen wären. 🙂
    Ich glaube, "Cube" habe ich sogar vor einer Ewigkeit mal gesehen. Also so grauslig ist "Im Labryinth" nicht. *g*

  3. "Der siebte Schwan" mochte ich sprachlich auch gern, aber ein paar Seiten weniger hätten es auch getan. Ich hab auch leider nicht mehr viel von der Handlung des Buches in Erinnerung.
    "Das Labyrinth": kam ich anfangs überhaupt nicht rein, aber nachdem ich mich über die ersten 5 Seiten gequält hatte, konnte ich gar nicht mehr aufhören. Fand es sehr spannend und warte sehnsüchtig auf die Fortsetzung.
    "River": Ich mochte die Atmosphäre des Romans auch total gern. Aber du hast schon recht. Besonders zum Ende hin, wäre weniger mehr gewesen.

    Liebe Grüße Nanni

  4. Ja, die Atmosphäre bei "River" war ganz toll. Meine Mutter war ja sehr begeistert von Milners "Der Tag, an dem Marilyn starb" – vielleicht werd ich das auch mal lesen.
    Den Anfang vom "Labyrinth" fand ich auch recht mühsam, aber leider konnte mich der Roman dann auch im weiteren Handlungsverlauf nicht mehr richtig packen.

  5. Huhu 🙂
    Ich habe gerade deinen Blog entdeckt und er gefällt mir total gut! Ich finde die Idee von dir super, auch Kurzrezensionen zu veröffentlichen. Hier kann man gut stöbern und hat einen guten Überblick! Dashers "Die Auserwählten im Labyrinth" steht schon lange auf meiner Wuli, weil ich den Film ziemlich gut fand. "Die Märchen von Beedle dem Barden" sind einfach so wunderschön, dass ich sie sogar schon mehrmals gelesen habe 🙂
    Liebe Grüße
    Svenja

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