Genre: Phantastischer Roman
Verlag: Suhrkamp
Seiten: 220
ISBN: 978-3518384541
Meine Bewertung: 4,5 von 5 Sternchen
Thomas Abbey, Lehrer für englische Literatur, ist schon seit Jahren nahezu besessen von dem Schriftsteller Marshall France und dessen phantastischen Werken. Fasziniert von den Rätseln in Frances Leben beschließt Thomas, eine Biographie über den bereits verstorbenen Schriftsteller zu schreiben. Gemeinsam mit einer jungen Frau, die seine Leidenschaft teilt, macht er sich auf den Weg nach Galen, wo France zuletzt lebte. Schon bald beschleicht Thomas aber das Gefühl, das hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht.
„Das Land des Lachens“ ist ein schon etwas älterer phantastischer Roman, der sich in keine Schubladen einordnen lässt. Er ist in vielerlei Hinsicht anders, kreativ, originell, stellenweise bizarr und voll faszinierender Symbolik.
Die Rahmenhandlung an sich – ein begeisterter Leser möchte alles über seinen Lieblingsschriftsteller herausfinden – ist bereits äußerst charmant, aber mit der Ankunft in Galen geht es dann erst so richtig los. Carroll erzeugt eine nicht nur seltsame, sondern teilweise nahezu gruselige Stimmung; ein sehr subtiles Grauen, das sich durch das Buch schleicht und sich nur schwer fassen lässt. Ich konnte den Roman meistens kaum aus der Hand legen, da ich herausfinden wollte, was es mit den seltsamen Begebenheiten auf sich hat und wie sie mit Frances Werken zusammenhängen.
Das Gefühl, dass hier nicht nur einiges aus dem Ruder läuft, sondern dass das alles auch kein gutes Ende nehmen kann, wird im Laufe des Romans immer stärker und sorgt stellenweise für Beklemmung und fast schon Furcht. Gleichzeitig zieht sich ein subtiler Humor durch den Roman, der auch dem Ende ein gewisses Augenzwinkern verleiht.
Mit Thomas hat Carroll einen sehr menschlichen Protagonisten geschaffen, der deutliche Schwächen hat, einige Fehlentscheidungen trifft und nicht immer sympathisch ist. Manchmal möchte man ihn ordentlich durchschütteln, um ihn zur Vernunft zu bringen und ihm die Augen zu öffnen.
Aber auch die Nebenfiguren wissen zu überzeugen und sind großteils ebenso skurril und undurchschaubar wie auch sonst alles in Galen. Saxony, Thomas‘ Begleiterin, sticht etwas aus der Reihe und scheint fast ein wenig außerhalb zu stehen – ein Gefühl, das sich im Laufe des Romans bestätigt.
Es ist schwierig, „Das Land des Lachens“ zu beschreiben, ohne dabei zuviel zu verraten. Ich kann nur sagen, dass es sich dabei um einen ganz besonderen Roman handelt, der nicht nur sprachlich meisterhaft geschrieben ist, sondern auch einen intelligenten und überraschenden Plot zu bieten hat. Stellenweise wurde es mir ein bisschen zu abgehoben, aber das ist auch schon mein einziger Kritikpunkt.
Die düstere und zugleich witzige Grundstimmung sorgt für eine sowohl fesselnde als auch amüsante Achterbahnfahrt der Gefühle und macht den Roman zu einem wahren Lesevergnügen. Unbedingt empfehlenswert, wenn man mal ein Buch lesen möchte, das nicht nur in altbekannten Bahnen verläuft!
Leider ist der Roman inzwischen nur noch gebraucht zu bekommen, aber auf Englisch bekommt man ihn noch ganz regulär und sonst hat man vielleicht (so wie ich) auch in Bibliotheken Glück.
Das klingt ja schon fast wieder ein bisschen nach Horror, was so gar nicht meins wäre.
Die Grundidee hat aber wirklich ihren Charme.
Horror ist es nicht. Ich hab ja selbst extrem schwache Nerven, was das betrifft, und hatte mit dem Buch keine Probleme. Es ist eher so ein unterschwelliges Grauen, aber keines, das einem wirklich arg an die Nieren geht.
Das klingt aber gut… bizarr und unterschwellig gruselig sind sowieso immer interessant 😉 Ich glaube, das lege ich mal auf die Wunschliste, um es bei Gelegenheit genauer anzusehen…
Das klingt verlockend. Ich setze es mal auf meine Wunschliste. 😉