Rezensionen Sachbuch

Susanne Klingner – Hab ich selbst gemacht: 365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte

Genre: Sachbuch, Erfahrungsbericht
Seiten: 336
Verlag: KiWi-Taschenbuch
ISBN: 978-3462042856
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternchen

Sachbuch-Challenge

 

Die Journalistin Susanne Klingner fasst einen folgenschweren Neujahrsvorsatz: Sie möchte ein Jahr lang alles, was möglich ist, selbst machen, angefangen von Brot über Seife bis hin zu Kleidung. Dabei versucht sie auch dem neuen Trend des Selbermachens ein wenig auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was es denn ist, das die Menschen daran begeistert. “

Hab ich selbst gemacht“ ist ein locker-flockig geschriebenes Buch, das sich praktisch wie nichts wegliest. Susanne Klingner schreibt auf eine sympathische Art über ihre Erfahrungen und Experimente und schildert auch sehr ehrlich, wenn etwas misslingt. Ein Jahr lang heißt es für sie also Backen, Stricken, Nähen und Handwerken, was das Zeug hält und dabei schreckt sie auch vor eher ungewöhnlichen Experimenten nicht zurück: So stellt sie bei einem Workshop Schuhe her, lässt sich beibringen, wie man Käse macht und mischt sich ihre eigene Zahnpasta zusammen.

Das alles ist sehr unterhaltsam zu lesen und macht einem auch selbst Lust, einfach mal ein paar mehr Dinge auszuprobieren. Besonders sympathisch fand ich die spontane Losleg-Mentalität von Susanne Klingner, auch wenn sie sich auf ganz unbekanntes Terrain begibt. Sie verschweigt auch nicht, dass ihr das Selbermachen zwischendurch ordentlich auf die Nerven ging und die Ergebnisse nicht immer so waren wie erhofft.

Zwischendurch philosophiert sie auch ein wenig über das Selbermachen allgemein, über diesen Wunsch, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen, anstatt es einfach zu kaufen und über das Glücksgefühl, das dabei entsteht. Insgesamt bleiben diese Passagen (wenn sie etwa auch eine Bloggerin interviewt und den Trend in Amerika unter die Lupe nimmt) aber sehr an der Oberfläche und nehmen auch nur einen kleinen Raum ein – da hätte ich von einer freien Journalistin ein bisschen mehr erwartet.

Ich finde es auch sehr schade, dass in dem Buch keine Fotos enthalten sind. Wenn man das Buch liest und bei so manchen Projekten auch nahezu mitfiebert, würde man schon gerne sehen, was Susanne Klingner da so alles gemacht hat. Besonders die Schuhe und ihr „kleines Schwarzes“ konnte ich mir ohne Bilder nicht wirklich vorstellen – ich habe aber später immerhin noch herausgefunden, dass es sich bei dem Kleid um diesen Schnitt hier handelt.

Sehr spaßig geschildert sind teilweise die Reaktionen ihres Umfelds, die mich beim Lesen oft zum Schmunzeln gebracht haben. Den Widerwillen ihres Mannes und die im Gegensatz dazu große Begeisterung ihrer Schwiegermutter stellt Klingner sehr humorvoll und lebhaft dar.

Fazit: Ein Buch, das amüsant zu lesen ist und das Inspiration für eigene Projekte liefert. Es ist ein Erfahrungsbericht und kein Bastelbuch, sprich: man darf sich darin keine großartigen Anleitungen erwarten. Am Ende gibt es aber eine umfangreiche Linksammlung und zwischendrin ist auch immer mal wieder ein Rezept eingestreut. Ich hätte mir nur gewünscht, dass Klingner mit ihren Überlegungen ein bisschen mehr in die Tiefe geht und man auch Fotos von ihren selbstgemachten Sachen zu sehen bekommt.

8 thoughts on “Susanne Klingner – Hab ich selbst gemacht: 365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte

  1. Das Bedürfnis zum "Dinge selber machen" habe ich auch regelmäßig, mich stoppt dann aber regelmäßig die Erkenntnis, dass man für viele Sachen doch einiges an Geld für eine Grundausstattung ausgeben muss. Hat die Autorin das auch erwähnt oder konzentriert sie sich nur auf das Ausprobieren? Fotos hätte ich bei so einem Titel auch schön gefunden und sei es nur, um eventuelle Entwicklungen nachvollziehen zu können.

    1. Das wird durchaus thematisiert, wobei sich das bei Klingner in Grenzen hält: Sie besitzt eine Nähmaschine, bekommt einige ausrangierte Dinge von ihrer Mutter und Schwiegermutter für diverse Projekte und macht auch sehr viele "Basics", für die man keine großartige Grundausstattung braucht, wie etwa Marmelade einkochen, dann eben Brot backen, auch Seifengießen erfordert keine finanziellen Verrenkungen und für handwerkliche Projekte greift sie etwa auf die Reste alter Möbel zurück. Sie probiert sich ja auch am Stricken und da stürzt man sich mit Wolle und einem Nadelset auch nicht gerade in Unkosten.
      Teilweise geht sie auch auf das Finanzielle ein (so rechnet sie etwa durch, welche Materialkosten sie für das Kleid hatte), aber bei den meisten Projekten hat man wirklich das Gefühl, dass sich die Anschaffungskosten in Grenzen halten.

    2. Och, je nach Projekt finde ich schon, dass selbst so kleine Dinge Geld kosten. Wolle für einen Pullover zum Beispiel kann sich schon ganz schön läppern. Aber ich finde es schön, dass das auch erwähnt wird.

    3. Natürlich, aber wenn man einen Pullover kauft, kostet der ja auch Geld. 😉 Ich finde daher, dass solche reinen Materialkosten etwas anderes sind als Kosten eben für eine Grundausstattung – also etwa, wenn man mit dem Nähen beginnen möchte und dafür erst mal eine Nähmaschine kaufen müsste. Das wäre etwa bei mir der Fall und deshalb nähe ich nie etwas, während ich beim Häkeln munter experimentiere. Müsste ich fürs Nähen nur den jeweiligen Stoff kaufen, würde ich jederzeit damit loslegen.

    4. Erschreckenderweise kostet die Wolle aber mehr als ein fertiger Pullover.

      Beim Nähen finde ich es einfacher einfach mit der Nadel loszulegen, statt die – von der Schwiegermutter geerbten – Maschine reparieren zu lassen und damit zu experimentieren. Wobei ich zugeben muss, dass ich mich noch nicht an Kleidung gewagt habe, da fehlt mir einfach zu viel Wissen. Ich suche immer noch nach einem guten Buch über das Nähen von Kleidung mit der Hand – das funktionierte schließlich über Jahrhunderte.

    5. Stimmt, aber es kommt auch immer auf die Wolle an und darauf, wo man den Pullover kauft bzw. welche Qualität er hat. Für meinen Häkelpulli habe ich etwa 35 Euro bezahlt für die Wolle und das ist eine total angenehme Baumwollmischung. Ich glaube nicht, dass ich einen Wollpulli dieser Dicke günstiger bekommen würde.
      Natürlich ist da auch noch meine "Arbeitszeit", aber ich habe ja einen Mehrwert davon, wenn ich dafür einem Hobby nachgehe, das mir gefällt, anstatt dass für den Pullover in Bangladesch jemand zu einem Hungerlohn schuften muss …

      Was das Nähen mit der Hand betrifft, bin ich wohl zu faul. Kleine Sachen nähe ich natürlich schon auch mal, aber ansonsten macht mir das deutlich weniger Spaß als andere Handarbeiten.

    1. Nein, wie schon erwähnt finden sich darin bis auf ein paar Rezepte keine Anleitungen. Es gibt am Ende eine Auflistung von Büchern zu diversen Handarbeitstechniken, aber ansonsten ist es ein reiner Erfahrungsbericht.

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