Lesegeplauder

[Tag] 7 Deadly Sins of Reading

Diesen netten Tag habe ich bei Tine entdeckt und gleich mal mitgenommen, da mir solche Arten von Tags immer viel Spaß machen. Wobei es der Titel meiner Meinung nach nur so halb trifft, da für mich eine Todsünde des Lesens eher so etwas wäre, wie z.B. schon zu Beginn die letzte Seite eines Buches zu lesen. 😉

Gier
Welches ist dein teuerstes Buch und welches das günstigste?

 
Ich glaube, das teuerste ist wohl das Griechisch-deutsche Schul- und Handwörterbuch von Gemoll, für das ich, als ich das Graecum im Studium gemacht habe, an die 50 Euro bezahlen musste. Sonst besitze ich kaum wirklich teure Bücher, da ich auch die Fachbücher für mein Studium hauptsächlich in der Bibliothek ausgeliehen habe. 
Das günstigste ist ziemlich schwer – vermutlich lande ich da bei irgendeinem gratis-ebook oder aber bei einem Reclam, da dünnere Exemplare wie z.B. Heines Deutschland. Ein Wintermärchen gerade mal gut 2 Euro kosten.

Zorn
Mit welchem Autor führst du eine Hass-Liebesbeziehung?


Dazu fallen mir spontan zwei Autoren ein. Zum einen Friedrich Schiller, den ich als Mensch und Autor wahnsinnig faszinierend finde – nur seine Werke mag ich leider nicht. Das führt dazu, dass ich gern Bücher über ihn aber nicht von ihm lese.
Und zum anderen Jostein Gaarder, den ich für mich entdeckt habe, als ich mit etwa 15 Jahren „Sofies Welt“ gelesen habe. Seither habe ich so ziemlich alle Bücher von ihm nicht nur gelesen und mir die meisten auch gekauft. Einige fand ich großartig, andere mittelmäßig und wieder andere gar nicht gut. Und leider hat es sich im Laufe der Zeit immer mehr zu letzterem hin verlagert. Trotzdem ist bei mir noch immer dieser „Oh, ein neues Buch von Gaarder? Das brauch ich“-Reflex da.

Völlerei
Welches Buch hast du immer und immer wieder genüsslich verschlungen?


Es gibt einige Bücher, die ich sehr häufig gelesen habe, da ich vor allem als Kind und Jugendliche gern wieder und wieder zu denselben Büchern gegrifffen habe. Exemplarisch greife ich zwei Bücher heraus:
Zunächst mein allerliebstes Kinderbuch Die Brüder Löwenherz von Astrid Lindgren, das nebenbei bemerkt nicht „nur“ ein Kinderbuch ist, sondern einer der besten Romane überhaupt. Es ist das einzige Buch, das ich, als ich nach dem ersten Mal lesen bei der letzten Seite angekommen war, sofort noch einmal gelesen habe. Damals war ich acht Jahre alt und seither habe ich es zigmal gelesen.
Ein Buch, das nicht aus meiner Kindheit stammt, das ich aber ebenfalls sehr oft gelesen habe, ist Sommerschwestern von Judy Blume. Das ist eines meiner liebsten Wohlfühl-Bücher, auch wenn darin nicht alles zum Wohlfühlen ist. Irgendwann muss ich das übrigens unbedingt mal im Original lesen, da mir die Übersetzung inzwischen stellenweise recht sperrig vorkommt. 
 

Faulheit
Welches Buch hast du bisher vernachlässigt zu lesen, weil du zu faul warst?


Ich weiß nicht, ob Faulheit es wirklich trifft, aber gewissermaßen ja doch: Ulysses von James Joyce. Bei diesem Roman habe ich ein paar Anläufe gestartet und bin nie besonders weit gekommen. Ich finde ihn sehr schwer zu lesen, kann nicht wirklich etwas damit anfangen und weiß, dass es eine sehr mühsame Lektüre werden würde. Dass das Buch fast 1000 Seiten lang ist, macht die Sache nicht eben besser. Also ja, irgendwie ist es schon Faulheit.

Stolz
Über welches Buch redest du am häufigsten, um wie ein intellektueller Leser zu wirken?


Über keins. 😉 Ich rede nicht über Bücher, um intellektuell zu wirken, wofür sollte das denn gut sein? Was nicht heißt, dass ich nicht gern literarische Bücher lese – würde ich das nicht tun, hätte ich nicht Germanistik studiert. Aber der Grund, weshalb ich mit jemandem über Bücher rede, ist immer der gleiche, ganz egal, um welches Genre es sich nun handelt: weil ich bei diesem Buch Gesprächs- bzw. Diskussionsbedarf verspüre oder es anderen unbedingt ans Herz legen möchte (oder manchmal auch, um andere davor zu warnen ;-)).
Und klar, dieser Diskussionsbedarf kann auch bei Büchern da sein, die man als „intellektuell“ bezeichnen könnte. Mir fällt da etwa Kassandra von Christa Wolf ein, das ich sehr liebe und über das ich auch eine Seminararbeit geschrieben habe. 
So richtig schön gebildet wirken könnte ich aber vermutlich mit Candid von Voltaire, das Leibniz‘ Theorie von der „besten aller möglichen Welten“ übersteigert und auf eine unglaublich böse Weise vorführt. Aber eigentlich würde ich über dieses Buch nicht reden wollen, um gebildet zu wirken, sondern um anderen zu sagen: Lest es! Dieser Roman ist so ein ungemein kluger und zugleich alberner Lesespaß!

Wollust
Welche Charaktereigenschaften findest du an männlichen/weiblichen Figuren am attraktivsten?


Hm, schwierig. Es gibt zwar immer wieder Figuren, die ich beim Lesen absolut toll finde, aber diese sind vom Charakter her alle recht unterschiedlich. Manchmal sind es grauschattierte Antagonisten wie Brandin of Ygrath, manchmal echte Kickass-Heldinnen wie Ananna und manchmal auch die stillen, zurückhaltenden Menschen, die einfach tun, was richtig ist, wie etwa Kent Ouvrelet.
Ich kann das also nur schwer an bestimmten Charaktereigenschaften festmachen.

Neid
Welche Bücher möchtest du am liebsten als Geschenk erhalten?


Ein Buch, das ich wirklich gern als Geschenk hätte, wäre A Map of the World: The World According to Illustrators and Storytellers, weil es mir einfach zu teuer ist, um es selbst zu kaufen. Ich würde mich außerdem sehr freuen, wenn mir mal jemand Der Schatten der Scheuermagd von Lord Dunsany schenken würde, da der Roman auch gebraucht nicht mehr so einfach aufzutreiben ist (vor allem, wenn man in Österreich wohnt). 
Natürlich ist meine ganze Wunschliste noch deutlich länger, aber die meisten Bücher, die sich darauf tummeln, könnte ich mir auch einfach mal kaufen. Die beiden Genannten habe ich mal exemplarisch herausgegriffen für Bücher, die ich wirklich in erster Linie gern geschenkt bekommen würde.
Na, möchte sich sonst noch wer den Tag schnappen?

13 thoughts on “[Tag] 7 Deadly Sins of Reading

  1. Tolle Antworten. 🙂
    Von Schiller habe ich bis jetzt nur „Wilhelm Tell" gelesen und das in der Schule. Ich weiß aber, dass ich es nicht ganz so berauschend fand, könnte aber auch dem Umstand geschuldet sein, dass ich Schullektüre damals eh nicht so mochte.^^ Jetzt würde ich am liebsten alles nochmal lesen! 😀

    Von Astrid Lindgren habe ich tatsächlich noch kein einziges Buch gelesen, dafür war ich mal bei einem Vortrag von ihr: definitiv eine interessante Persönlichkeit.

    Hach, Voltaires „Candid" wollte ich eigentlich auch mal lesen… Wie das halt so ist.^^

    Hast da jedenfalls eine interessante Mischung von Büchern. Ich schaue mal, ob ich in meinem Regal auch was finde, was passen könnte.

    1. Dann würde ich dir wirklich ans Herz legen, dass du mal was von Astrid Lindgren liest. Meine Empfehlungen sind da ja immer "Ronja Räubertochter" oder eben "Die Brüder Löwenherz", aber es gibt von ihr auch ganz tolle Märchen.

      "Candid" lohnt sich wirklich, das war eine meiner liebsten Studienlektüren.

      Ich bin gespannt, ob du in deinem Bücherregal fündig wirst!

  2. Den Tag finde ich wirklich spannend. Den werde ich mir auch noch schnappen.
    Fachliteratur ist ja leider immer mega teuer!! Ich hab während des Studiums auch so viel kopiert, da ich mir nicht alles leisten konnte. Man verdient kein Geld, soll aber Unmengen davon ausgeben *tsss*
    Astrid Lindgren ist auch eine der von mir meistgelesenste Re-Read Autorin (versteht man was ich meine?)

    Liebe Grüße und wunderschöne Ostern.
    Nanni

    1. Ja, ich verstehe, was du meinst. Astrid Lindgren ist halt auch so eine Autorin, die man als Erwachsene noch wunderbar lesen kann (das ist ja nicht bei allen Kinderbüchern der Fall).
      Ich wünsche dir auch frohe Ostern!

  3. Yum tuv, Neyasha.
    Doch, doch – anmerkenswerte Fragen & ihre Antworten darauf.

    ad I
    Bei mir wäre das der "Cambridge Atlas of Astronomy" von anno 1985, für damals noch 180 Märker. Nicht nur für den SF-Fan in mir ein edles Nachschlagewerk; man ist ja vielseitig interessiert. 🙂
    Die Reclam-Hefte aus meiner Schulzeit habe ich auch noch in meiner Bibliothek. Das Allererste war allerdings eine gekürzte Fassung von "Robinson Crusoe", das ich leider nicht mehr besitze. 🙁

    ad II
    Für Schillers Ceuvre muß man/frau wohl im Bürgertum seiner Zeit gelebt haben.
    Das mit der interessierenderen Biographie kenne ich allerdings; ob jetzt Bände über Virginia & Leonard Woolfs Garten oder das Tagebuch von Sophia & Nathaniel Hawthorne…

    ad III
    Ich lese beeindruckende Bücher doch eher öfter wieder; da ergeht es mir wie bei Filmen. In meiner Jugend "Die Feuerzangenbowle", "Es muß nicht immer Kaviar sein" oder "Don Camillo & Peppone". Tolkien, Dick, Brunner.
    Zuletzt Sina Beerwalds "Mordsmöwen", um mich auf "Möwenalarm" einzustimmen.

    ad IV
    Teile des "Ulysses" konnte ich im letzten Jahr als Lesung im Radio verfolgen; auf die Distanz von 1000 Seiten muß man/frau das wohl mögen – also den Bloomsbury Day feiern. 😉

    ad V
    "In der Weisheit die Albernheit ankern zu laßen und durch Scherzhaftigkeit jede Einsicht zu beflügen, bleibt eine Säule der Menschlichkeit"
    (Gaelle Mutin-Mutisme)

    ad VI
    Ich denke der Flair einer jeweiligen Einzigartigkeit – finde ich öfter bei Charakteren von Zoe Jenny – oder Ethan Hawke.

    ad VII
    Ich habe ein Faible für schöne Ausgaben diverser Klassiker oder mit Herzblut herausgegebener Bände. Zudem streife ich gern durch meinen nahen Buchladn & überrasche mich selbst damit.

    Ein feiner Einblick in Dein Wesen für Bücher.

    "Die Sünde ist lediglich eine Kette, die Herrschsüchtige für ihre Jünger zu schmieden bereit sind."
    (Florance Ippdit)

    bonté

    1. Interessante Antworten hast du da auf die Fragen. Mit dem Cambridge Atlas hast du da ja wirklich ein Buch mit einem stolzen Preis, aber gerade von solchen Nachschlagewerken hat man ja sehr lange etwas.

      Zoe Jenny konnte mich leider nie überzeugen – "Ein schnelles Leben" musste ich für die Uni lesen und mochte es nicht; später habe ich es noch mit dem "Blütenstaubzimmer" probiert und mochte es auch nicht. Danach hatte ich dann keine wirkliche Lust mehr, noch mehr von ihr zu lesen.

    1. Waaaahhh! *g*
      Ich glaube, das machen sogar ziemlich viele. Bei mir ist es das Gegenteil: Wenn ich nach hinten blättere, z.B. weil es noch ein Glossar gibt oder ich wissen will, wieviele Seiten das Buch hat, bin ich immer ganz vorsichtig, damit ich nur ja nichts vom Ende lese. 😉

  4. Hihi, Ulysses liegt bei mir (die exakt gleiche Ausgabe, zumindest äußerlich) auch schon seit fast einem ganze Jahr herum und ich komme auch kaum weiter 😀
    Du bist nicht allein…

    1. Das beruhigt mich irgendwie. 😉
      Ich kenne auch deutlich mehr Leute, die bei Ulysses früher oder später aufgegeben habe als solche, die den Roman ganz gelesen haben …

  5. Ich kann ja mit vielen Klassikern nichts anfangen, aber Schiller finde ich noch halbwegs erträglich zu lesen. 😀

    "Die Brüder Löwenherz" ist schön, aber irgendwie auch sehr unheimlich. Es war eines der ersten Bücher, das ich alleine gelesen habe und ich hatte echt an vielen Stellen Angst.

    1. Ich hatte als Kind ja sooo eine Angst vor Katla! Und vor Tengil. Mich hat das Buch früher daher auch an einigen Stellen echt geängstigt, aber auf eine Art und Weise mit der ich klarkam. "Krabat" dagegen hat mich beim ersten Mal lesen wirklich überfordert, das war mir einfach zu schaurig. Das Buch mochte ich dann erst als Jugendliche so wirklich.

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