Alexander McCall Smith – The No. 1 Ladies Detective Agency
Nach dem Tod ihres Vaters eröffnet Mma Precious Ramotswe ein Detektivbüro und ist somit Gaborones erste weibliche Privatdetektivin. Bald sind sie und ihre Sekretärin Grace Makutsi mit den ersten Fällen beschäftigt – angefangen von untreuen Ehemännern bis hin zu einem verschwundenen Kind.
Es handelt sich hier um den ersten Band einer Krimiserie, der auf Deutsch unter dem Titel „Ein Krokodil für Mma Ramtoswe“ veröffentlicht wurde. Die auf den Büchern basierende Fernsehserie wurde leider nach einer Staffel bereits wieder eingestellt. Diese erste Staffel habe ich bereits gesehen, ehe ich das Buch gelesen habe, was für mich nicht die ideale Reihenfolge war. Obwohl ich die Lektüre durchaus genossen habe, hat mir in diesem Fall tatsächlich die filmische Umsetzung besser gefallen. Das mag daran liegen, dass dort die Fälle meist etwas ausgeschmückt werden, während sie im Buch recht kurz abgehandelt werden. Dieser erste Band ist also sehr episodenhaft, was sich angeblich in den späteren Bänden dann ändert.
Ich fand das Buch dennoch sehr schön zu lesen. Anders als sonst in Krimis geht es weniger um die Ermittlungsarbeit an sich, sondern mehr um moralische Fragen. Mma Ramotswe geht an die Fälle auf eine ganze eigene Weise heran und löst sie mit viel Einfühlungsvermögen und Warmherzigkeit. Der Grundton ist optimistisch und heiter, wobei auch Gesellschaftskritik nicht zu kurz kommt. Botswana bietet (sowohl in dem Roman als auch in der Serie) eine wunderschöne Kulisse und die Fälle fügen sich sehr gut in die Umgebung ein. Da kommen auch mal Krokodile und Schlangen vor, es geht um Aberglauben und die Stellung der Frau in Botswana.
Fazit: Ein episodenhafter Roman, der ganz klar als Einstieg in eine längere Serie dient. Obwohl er mich nicht restlos begeistert hat, kann ich ihn ebenso empfehlen wie die sehr gut gelungene Umsetzung als Fernsehserie.
Haruki Murakami – Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
Tsukuru Tazakis Leben gerät von einem Tag auf den anderen völlig aus den Fugen, als seine vier besten Freunde den Kontakt abbrechen, ohne ihm eine Erklärung zu liefern. Erst viele Jahre später ist Tsukuru bereit, sich den Geistern seiner Vergangenheit zu stellen und er bricht auf, um seine Freunde zu treffen.
Ich habe von Haruki Murakami bisher nur Kurzgeschichten gelesen, die mir alle gut gefallen haben, und wurde nun auch von diesem Roman nicht enttäuscht, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. In einem nüchtern-schlichten Stil erzählt der Autor von Tazaki, der sich immer als eine Art farblosen Mann ohne Eigenschaften betrachtet hat. Das Bunte in seinem Leben waren für ihn seine Freunde. Ohne sie führt er nur noch ein halbes Leben und fühlt sich nicht mehr dazu fähig, sich ganz auf andere Menschen einzulassen.
Der Roman geht stellenweise in die Richtung magischer Realismus und steckt voll (teils rätselhaftem) Symbolismus, ist aber bei weitem nicht so surreal wie die Kurzgeschichten, die ich von Murakami gelesen habe. Gefallen hat mir beides – das Realistische und das Surreale. Dennoch haben mich Tazakis Pilgerjahre nicht ganz überzeugt, da mir am Ende zuvieles offen blieb. Weniger in der Haupthandlung als eher, was Nebenfiguren und angedeutete Rätsel betrifft. Ich habe nichts dagegen, wenn ein Ende manches offen lässt, aber hier hatte ich teilweise das Gefühl, dass manche Figuren und Subplots einfach ins Nichts verschwinden. Fast fühlte ich mich nach dem Zuklappen des Buches ein wenig genarrt.
Fazit: Ein sehr schöner und mitreißender Roman, der mich aber am Ende leider etwas ratlos und unzufrieden zurückgelassen hat.
Brandon Sanderson – Alcatraz und die dunkle Bibliothek
Der dreizehnjährige Alcatraz scheint das Unglück nur so anzuziehen und wird von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht. An seinem dreizehnten Geburtstag aber wird sein Leben komplett auf den Kopf gestellt – Schuld daran sind ein Säckchen magischer Sand und eine Verschwörung der dunklen Bibliothekare, die die Weltherrschaft anstreben. Zusammen mit seinem Großvater und anderen Helfern muss Alcatraz sich mitten hinein in die Zentralbibliothek begeben.
Dieser Auftakt einer Jugendbuchreihe ist dermaßen abgefahren und seltsam, dass mir „Alice im Wunderland“ im Vergleich wie ein Ausbund an Logik vorkommt. Es geht um eine parallele Welt, die hier aber erstmal nur eine untergeordnete Rolle spielt, darum, dass unsere Wirklichkeit nicht so ist, wie sie scheint (sondern wie sie uns von Bibliothekaren vorgegaukelt wird), um magische Linsen, lesende Dinosaurier und andere Skurrilitäten. Das ist teilweise recht originell, teilweise war es mir aber auch einfach zuviel des Guten. Ich konnte dahinter keinen glaubhaften Weltentwurf erkennen, alles wirkte auf mich einfach irgendwie zusammengeworfen. Noch mehr Probleme hatte ich aber mit dem Schreibstil. Alcatraz erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive und erklärt den Lesern ständig, warum Autoren wie schreiben und welche Kniffe er jetzt gerade anwendet, um die Leser bei der Stange zu halten oder sie zu täuschen. Das hätte witzig sein können (und bei vielen Lesern scheint der Humor auch gut anzukommen), aber ich fand es einfach nur nervig und viel zu bemüht. Teilweise erstrecken sich diese Einschübe sogar über mehrere Seiten und unwillkürlich hatte ich dabei das Bild des Autors vor Augen, der beim Schreiben über seine eigenen Einfälle kichert – wie ein Komiker, der auf der Bühne über seine Witze lacht, während im Publikum peinliches Schweigen herrscht.
Fazit: Mit diesem Roman hat Brandon Sanderson leider überhaupt nicht meinen Nerv getroffen, zumal ich auch mit keiner der Figuren etwas anfangen konnte. Vielleicht bin ich für dieses Buch doch einfach schon zu alt.
"…unwillkürlich hatte ich dabei das Bild des Autors vor Augen, der beim Schreiben über seine eigenen Einfälle kichert – wie ein Komiker, der auf der Bühne über seine Witze lacht, während im Publikum peinliches Schweigen herrscht."
Oh, das ist der perfekte Vergleich! Es gibt erschreckend viele Autoren, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie sich sehr witzig finden, während mir das alles in der Regel zu viel und zu bemüht ist!
Ich glaube, das ist sogar mit ein Grund, weshalb ich bei lustigen Büchern immer sehr vorsichtig bin. Viele finde ich dann nämlich gar nicht lustig, sondern zu bemüht. Umso erfreuter bin ich daher, wenn ich ein Buch mal so richtig amüsant finde.
Ja, das Gefühl kenne ich auch, das hast du sehr gut ausgedrückt – mir ging das bei Lemony Snicket so, den ich (nicht nur in dieser Hinsicht, aber dabei besonders) unerträglich bemüht fand.
Und Mma Ramotswe fand ich sehr schön, wir haben da ein paar Bände von zu Hause. Aber ich kann eigentlich nicht bestätigen, dass sich das Epsiodenhafte in den späteren Bänden sehr verliert, das macht im Grunde ja auch das Reizvolle an der Serie aus – es sind keine Krimis im eigentlichen Sinn, sondern mehr Wohlfühlgeschichten mit viel afrikanischem Flair und ein bisschen Krimi und Gesellschaftsthemen dabei. Allerdings kenne ich den ersten Band unter dem Titel "Ein Krokodil für Mma Ramotswe". Die folgenden Titel sind dann ähnlich gestrickt, und da wie gesagt selten tatsächlich ein Thema vorherrscht in den Büchern, weiß ich nie, welche ich gelesen habe und welche nicht … 😉
Ah, interessant, in manchen Rezensionen wurde nämlich ein Vergleich zu Lemony Snicket gezogen (das ich allerdings nicht gelesen habe, insofern kann ich dazu nichts sagen).
Und bei der Übersetzung sind mir Serie und Buch durcheinander geraten – "Eine Detektivin für Botswana" ist nämlich der deutsche Titel für die Fernsehserie. Ich korrigiere das gleich mal.
Ich werde mal sehen, ob ich noch weiterlese. Es kann auch gut sein, dass ich in den nächsten Bänden mehr mit den Fällen anfangen kann (auch wenn sie kurz und episodenhaft sind), weil ich da wenigstens noch nicht von der Verfilmung weiß, wie sie ablaufen.
Unfassbar, ich kenne tatsächlich alle Bücher! 😉
Die Nummer 1 habe ich vor Ewigkeiten mal gelesen und fand es eigentlich recht nett. Ich überlege gerade, das Buch nochmal zu lesen oder ich versuche es mal mit der Serie. So eine nette Krimiserie mit exotischem Flair hat auch was. 😉
Den Murakami fand ich gar nicht soooo magisch, im Vergleich zu anderen Büchern von ihm. An das Ende kann ich mich gar nicht mehr richtig erinnern. 🙁
Joa, und Alcatraz fand ich auch nur bescheuert. Und du beschreibst es wirklich sehr passend, ich hatte bei dem Buch das gleiche Gefühl. 😉
Sanderson und ich, das wird wohl auch nix. Habe neulich in der Buchhandlung in eines seiner Bücher rein gelesen und, hm, alleine vom Stil her fand ich es eher grottig…
Hast du dann noch mehr Krimis mit Mma Ramotswe gelesen oder nur den 1. Band?
Das beruhigt mich ja, dass es mit Alcatraz nicht nur mir so ging. Viele scheinen das ja durchaus lustig zu finden. Bei mir war das ja auch schon der 3. Anlauf mit Sanderson, dessen Schreibstil wohl einfach nicht mein Fall ist.