Lesegeplauder

Classic Confessions Nr. 2: Habt ihr alle Klassiker, die ihr in der Schule lesen solltet, auch gelesen und welche habt ihr gelesen?

Die zweite Frage, die Lauter & Leise im Zuge der Classic Confessions gestellt hat, habe ich zum Teil schon einmal beantwortet, da ich vor drei Jahren meine Schullektüre im Deutschunterricht aufgelistet und kommentiert habe. Ich möchte jetzt nicht die gesamte Liste hier hereinkopieren – wenn ihr euch dafür interessiert, könnt ihr sie euch gern im verlinkten Beitrag ansehen. Hier möchte ich nur im Überblick auf die Schullektüre eingehen.
 
Wir haben im Deutschunterricht recht viel gelesen und zwar sowohl Klassiker als auch Gegenwartsliteratur und (in der Unterstufe) ein paar Kinder- und Jugendbücher. Ich habe alle Bücher gelesen und im Großen und Ganzen mochte ich sie auch. Der Deutschunterricht war für mich neben meiner Lese- und Schreibbegeisterung der Hauptgrund, weshalb ich mich für ein Germanistikstudium entschieden habe. Ich fand Literaturgeschichte wahnsinnig spannend und mochte meistens auch das Diskutieren über die gelesenen Bücher. Nur mit der Interpretation von Gedichten und Kurzgeschichten bis ins kleinste Detail konnte ich nichts anfangen.
Mir hat die Schullektüre einige Lieblingsbücher beschert: Besonders gut in Erinnerung sind mir Kinderbuchklassiker wie Maikäfer flieg von Christine Nöstlinger und Krabat von Otfried Preußler, die ich auch danach noch unzählige Male gelesen habe. Auch Das Tagebuch der Anne Frank hat mir sehr gut gefallen, wobei ich das im Kopf gar nicht so sehr mit Schullektüre verbinde, da ich das Buch bereits vorher gelesen hatte.
 
Was die spätere Schullektüre betrifft, so sind mir Goethes Faust, Lessings Nathan der Weise und ganz besonders Schnitzlers Traumnovelle in sehr guter Erinnerung. Und Marlen Haushofers Die Wand zählt zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Es gab natürlich auch das eine oder andere Werk, mit dem ich nichts anfangen konnte – Büchners Woyzeck etwa und Schillers Kabale und Liebe. Mir haben aber solche Bücher weder in der Schulzeit noch im Studium niemals das Lesen an sich verleidet. Es war für mich einfach so wie auch mit den Büchern, die ich in der Freizeit gelesen habe: manche fand ich toll, manche eher mittelmäßig und manche haben mir eben nicht gefallen.
 
Viele Klassiker, die für andere zur typischen Schullektüre zählen, habe ich übrigens erst im Studium gelesen. Der Grund dafür war, dass bei uns im Deutschunterricht damals einige Bücher sozusagen individuelle Lektüre waren, die dann im Rahmen von Referaten den anderen vorgestellt wurden. Dazu gehörten Goethes Werther, Kleists Der zerbrochne Krug und auch Fontanes Effi Briest. Ich mochte diese Bücher im Studium alle sehr gern, wobei die intensivere Auseinandersetzung damit sicher von Vorteil war. So finde ich es immer schade, wenn Werther rein auf eine unglückliche Liebesgeschichte reduziert wird.
 
Könnte man nun behaupten, dass mir die Schule die Liebe zu den Klassikern mitgegeben hat? Nicht direkt. Ich habe auch in der Freizeit alle Genres gelesen, die mir im heimischen Bücherregal und in der Stadtbücherei in die Finger gekommen sind und Klassiker auch gar nicht unbedingt mit Schullektüre verknüpft. Für mich war es sogar eine Überraschung, als ich festgestellt habe, dass nicht alle Leseratten gern Klassiker lesen und ihre Schullektüre oft in sehr schlechter Erinnerung haben. Für mich hat das alles immer sehr zum Lesen als Hobby dazugehört und ich habe Klassiker auch nie als „andere“ Bücher betrachtet im Vergleich zu dem, was ich sonst so in meiner Freizeit gelesen habe.

15 thoughts on “Classic Confessions Nr. 2: Habt ihr alle Klassiker, die ihr in der Schule lesen solltet, auch gelesen und welche habt ihr gelesen?

  1. Hallo ^^

    "Krabat" war ein Schulbuch meiner kleinen Schwester und ich habe es nach ihr gelesen und ich mochte es auch wirklich gerne, besonderns da unsere Theatergruppe danach dieses Stück gespielt hat 😀 "Faust" fand ich persönlich nicht schelcht, aber auch nicht soo tol, aber "Nathan der Weise" hat mir auch ganz gut gefallen 🙂

    Liebste Grüße
    Anna

  2. Noch kurz zu deinem Kommentar auf meinem Blog: In der Uni reden wir irgendwie total selten über die "private" Lektüre. Irgendwie komisch, sind ja schließlich alles Germanistikstudenten. Ich weiß von manchen nicht mal, ob die überhaupt gerne lesen. 😀 Von einer weiß ich, dass sie gerne Fantasy liest. Aber da stört sich niemand dran.

    "Der Grund dafür war, dass bei uns im Deutschunterricht damals einige Bücher sozusagen individuelle Lektüre waren, die dann im Rahmen von Referaten den anderen vorgestellt wurden." – Das hätte ich mir damals sehr gewünscht. Bei uns war es nur einmal so, dass wir ein Buch vorstellen durften, irgendwann in der 5. Klasse glaube ich. Ich fand das damals mega toll! Das vorgestellte Buch war übrigens "Wolfsaga"… 😀

    Ich habe die Tage noch einmal länger drüber nachgedacht und ich glaube, was bei mir noch mitgespielt hat, ist die Tatsache, dass ich sehr schnell die Lust an Dingen verliere, sobald sie zur Arbeit werden. Das war schon immer so und mitunter auch ein Grund, warum ich mich damals für Wirtschaftswissenschaften – ich hatte Angst, ich könnte die Lust an meinen Hobbies (Lesen und Geschichte) verlieren. Auch im Studium lese ich zwar gerne, aber trotzdem ist es ein großer Unterschied, ob ich privat lese oder für die Uni. Die Motivation ist bei Letzterem (leider!) immer geringer. Ebenso bei Hausarbeiten. Da freue ich mich anfangs immer, renne in die Bib, leihe alles möglich aus, lege es Zuhause auf den Schreibtisch – und da liegt es dann, unbenutzt, wochenlang rum, bis ich plötzlich Zeitdruck habe. Das war schon in der Schule so und hat sich auch im Studium nicht geändert.
    Also, dass als Grund, warum ich mit der Lektüre nicht immer so viel anfangen konnte.

    1. Für die Referate waren die Bücher damals schon vorgegeben, insofern waren da jetzt die meisten auch nicht so begeistert. 😉
      In der Grundschule durften wir auch einfach mal ein Lieblingsbuch vorstellen – das fand ich prima.

      Ich kenne das Problem allerdings auch, dass ich die Lust an Dingen verliere, wenn sie zur Arbeit werden. Früher habe ich ja sehr viel für die Hintergrundwelt meiner Romane gebastelt und mich da mit Fachliteratur noch und nöcher eingedeckt. Ich habe Sprachen mitsamt ihrer Etymologie entwickelt und mich da richtig reingefuchst – aber wenn es dann darum ging, sprachwissenschaftliche Arbeiten zu schreiben, habe ich das immer ewig vor mir hergeschoben. 😉

  3. Als Jugendliche habe ich Klassiker auch nicht anders betrachtet als andere Bücher. Wie du habe ich alles gelesen, was die Bibliothek hergab und was interessant klang. Ich muss aber zugeben, dass ich als Erwachsene schon Unterschiede mache, weil die meisten Klassiker von mir eben eine andere Bereitschaft mich auf die Zeit, Sprache und Handlung einzulassen erfordern, als die "Fast Food"-Titel, die ich zum Großteil lese.

    1. Ich habe das Gefühl, dass ich im Laufe der Zeit auch angefangen habe, Klassiker etwas anders zu betrachten. Allerdings gibt es viele Klassiker, die sich super "weglesen" (sei es nun Jane Austen oder Steinbecks "Straße der Ölsardinen") und umgekehrt auch viel aktuelle Literatur, die sehr anspruchsvoll ist – insofern ist da bei mir weniger ein Unterschied im Lesen, was Klassiker betrifft, sondern eher allgemein "gemütliche Lektüre" vs. "erfordert Konzentration".

    2. Stimmt, die Definition ist deutlich besser! Denn "Literatur" lese ich auch kaum, wenn es sich dabei um Romane handelt, die anspruchsvoller sind und die von mir mehr erwarten als ein gemütliches Schmökern.

  4. Ich bin ja ost-sozialisiert und habe zumindest für die früheren Schuljahre ganz andere Bücher gelesen. "Insel der Schwände", "Den Wolken ein Stück näher" fallen mir da ein, die ich in all ihrer sozialistischen Pracht nicht in guter Erinnerung habe. Aber ich mochte "Die Abenteuer des Werner Holt" und "Nackt unter Wölfen", die sich beide mit dem 2. Weltkrieg befassen. Da ist es schade, dass sie aus dem lese-Kanon der Schule fallen, "Nackt unter Wölfen" hatte ich schon nur noch fakultativ gelesen…

    Die Klassiker in den höheren Klassen mochte ich meistenteils nicht besonders. Ich war durchaus froh, als Emilia Galotti endlich tot war und ich das langweilige Ding weglegen konnte 😉

    1. Diese Bücher sagen mir tatsächlich gar nichts, wobei ich selbst ja auch oft feststelle, dass meine Schullektüre in Österreich etwas anders war als die in Deutschland (und demnach die, die mir auf den deutschen Buchblogs so unterkommt). Bernhard, Jelinek, Schnitzler und Stifter oder halt im Bereich der Kinderbücher Nöstlinger gehören ja eher nicht so zum deutschen Schulkanon.

      Emilia Galotti habe ich im Studium gelesen und nicht so schlecht gefunden. Aber es ist mir auch nicht als großes Highlight in Erinnerung geblieben. 😉

  5. Bore da, Neyasha.
    Meine Schul-Lektüre steht in der Tat noch bei mir im Regal. Neben Üblichkeiten wie Borcherts "Draußen vor der Tür", oder Brechts "Der gute Mensch von Sezuan", auch anmerkenswertes a la Susan E. Hintons "Jetzt und hier" respektive Noacks "Rolltreppe abwärts".
    Speziell in Letzteren lese ich gerne einzelne Kapitel nach. Liegt wohl an der Nostalgie. ?

    Auf einen baldigen Sommer!

    bonte

    1. Bei mir steht die Schullektüre auch noch im Regal – teils sogar direkt über meinem Schreibtisch auf meinem Reclam-Regal. 🙂
      "Jetzt und hier" und "Rolltreppe abwärts" sagt mir gar nichts, da muss ich mich mal schlau machen.

  6. Ich habe jeden Klassiker in der Schule gelesen – bis auf einen: Robinson Crusoe. Die Geschichte war für mich zu langweilig und ich konnte damit gar nichts anfangen, weswegen ich nur Auszüge gelesen hatte. Ich fand die Erzählung auch unglaublich träge.

    Aber ansonsten habe ich alles gelesen. Selbst "Antigone", die nicht ganz so schlimm war wie ein anderes Werk von Sophokles, wo ich mich durchgekämpft hatte. "Faust" haben wir nicht gelesen. Hatten wir keine Zeit für. Büchner haben wir gelesen. Das Stück war etwas merkwürdig, aber interessant. Hauptmanns "Bahnwärter Thiel" war auch nicht so 100 %ig meins, aber auch nicht so schlecht…

    "Anne Frank" oder "Krabat" haben wir nicht gelesen. Wir waren doch eher bei etwas unbekannteren Titeln, an die ich mich heute so gar nicht mehr erinnern kann. Aber ich finde Klassiker gar nicht so schlimm. Im Gegenteil, es gibt ein paar sehr tolle darunter. ^^

    Liebe Grüße

    1. Ich verstehe dich sehr gut – "Robinson Crusoe" habe ich fürs Studium gelesen und fand es ziemlich furchtbar. Das war für mich auch eine große Quälerei und ich hätte es wohl abgebrochen, wenn es nicht Stoff für eine Prüfung gewesen wäre. 😉

    2. Jetzt bin ich beruhigt. Ich dachte schon, ich wäre (fast) allein auf der Welt damit. So viele fanden es unglaublich spannend und toll. Ich ja nicht. Für mich war es das ganze Gegenteil. 😉

    3. Meine Mutter hat es als Jugendliche auch ganz toll gefunden, deshalb hab ich mich eigentlich aufs Lesen gefreut, aber naja … war dann eine ziemliche Enttäuschung.

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