Lesegeplauder

Classic Confessions Nr. 10: Überdramatisiertestes Buchende in einem Klassiker

Nachdem ich bei den Classic Confessions von Lauter & Leise zwei Wochen ausgesetzt habe, versuche ich die aktuelle Frage wieder zu beantworten, auch wenn mir das gar nicht so leicht fällt. 
Es gibt natürlich eine ganze Reihe von Klassikern mit tragischem Ende, aber meistens empfinde ich das als passend oder notwendig und nicht als überdramatisiert.
Ein bisschen in diese Richtung geht für mich „Romeo und Julia“, weil hier einfach so eine absurde Verkettung von Zufällen und unglücklichen Umständen zusammenkommt, dass man nur noch den Kopf schütteln kann.
Als noch viel dramatischer – und ja, durchaus als überdramatisiert – empfinde ich aber das Ende im Nibelungenlied. Es sterben nicht nur so ziemlich alle namhaften Helden, sondern sämtliche Krieger der Burgunden und etliche der Hunnen. Und die meisten Tode sind auch einfach nur überflüssig, weil entweder Nichtigkeiten oder übertriebenes Ehrgefühl und verstiegene Rachegedanken der Grund dafür sind. 
Natürlich – das ist ja durchaus eine Moral des Nibelungenliedes, dass es zur Tragödie kommt, weildie geforderten christlichen Tugenden der Zeit hinter den alten Vorstellungen von Blutrache, Gefolgschaftstreue und Schicksal zurückstehen. Trotzdem ist es schwer, das Ende zu lesen und sich dabei nicht händeringend zu wünschen, die Helden sowie Kriemhild mögen doch bitteschön Vernunft annehmen. Aber nicht von ungefähr wird schließlich schon in der ersten Strophe eine Geschichte „von weinen und von klagen“ angekündigt.

2 thoughts on “Classic Confessions Nr. 10: Überdramatisiertestes Buchende in einem Klassiker

  1. Während heute viele Autoren mit Tabu-Themen schocken wollen, waren es früher wohl die Tode. 😀 In die Reihe solcher "Ehrtode" oder "Sinnlostode" könnte man ja auch Emilia Galotti einordnen…
    Trotzdem schade, wenn ein gutes Ende bevorsteht, die Helden sich aber alles selbst kaputt machen.

    1. Ja, das ist schade, wobei manche Bücher durchaus von diesem Gefühl, dass das kein gutes Ende nehmen wird, dazugewinnen. Dieses Wissen um die Tragik, dass es nicht gut ausgehen wird … das hat manchmal schon was. Für mich zumindest. 😉

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