erschienen bei Knaus
woher: Buchhandlung Kuppitsch
„Das letzte Nashorn“ ist der Debütroman von Lodewijk van Oord, der auf Niederländisch 2014 erschienen ist und nun zwei Jahre später auf Deutsch übersetzt wurde.
Es geht darin um einen Amsterdamer Zoo, dessen Besucherzahlen im Sinken sind und der der deshalb ein wenig aufgepeppt werden soll. Zu diesem Zweck entsteht eine Afrika-Themenwelt, in deren Mittelpunkt eine bedrohte Nashornart steht. Einer der letzten Nashornbullen soll bei den Weibchen für Nachwuchs sorgen und somit die Nashörner vor dem Aussterben retten. Aber das Unternehmen erweist sich als schwieriger als gedacht …
Lodewijk van Oord beschreibt die Handlung aus der Sicht drei sehr unterschiedlicher Ich-Erzähler:
Der junge, dynamische Zoodirektor Edo Morell kommt aus der Film- und Fernsehindustrie und möchte die Attraktionen seines Zoos medienwirksam in Szene setzen. Die südafrikanische Nashornspezialistin Sariah Malan kämpft hingegen schon seit langem gegen Wilderer, mit denen sie auch eine persönliche tragische Geschichte verbindet: Bei dem Versuch, ein Nashorn vor Wilderern zu retten, starben ihr Verlobter und ihr Kind. Und schließlich ist da noch Frank Rida aus dem Vorstand des Zoos, der vor Jahren über Albrecht Dürer promoviert hat und darüber sinniert, wie Dürer und andere Künstler früher die Vorstellung von exotischen Tieren beeinflusst haben.
Da der Roman auf dem Klappentext als witzig und unterhaltsam bezeichnet wird, habe ich eine eher skurrile Geschichte erwartet und war ein wenig überrascht, als ich eine traurig-nachdenkliche Stimmung vorgefunden habe. Zwar werden die Marketing-Bemühungen von Edo überzeichnet dargestellt und durchaus bissig kommentiert, aber über weite Strecken ist der Roman eher philosophisch angelegt. Er beschäftigt sich mit der Frage, ob es richtig ist, Tiere abseits ihres natürlichen Lebensraums in einem Zoo zu halten, wenn dies ihre einzige Überlebenschance ist, da sie in ihrer Heimat Wilderern zum Opfer fallen würden. Darüber hinaus geht es auch allgemein um die Beziehung zwischen Mensch und Tier auf der einen Seite und um Medienkritik auf der anderen Seite.
„Das letzte Nashorn“ ist ein interessanter Roman, der allerdings nicht das enthält, was der Klappentext und meiner Meinung nach auch das Cover suggerieren. Es ist keine witzig-unterhaltsame Lektüre, sondern ein sehr ruhiger, nachdenklicher Roman. Ich möchte nicht zuviel verraten, aber es geht darin so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann und zwar nicht im Sinne von skurrilem Chaos, sondern auf eine traurig-ernsthafte Weise. Wenn man sich darauf entsprechend einstellt, bekommt man mit diesem Roman eine philosophische und kritische Geschichte mit hochaktuellen Themen, die zwar stellenweise etwas langatmig ist, sich aber doch flüssig lesen lässt.
Für mich war das kein Highlight, aber dennoch ein Buch, das mir gefallen hat und das auch thematisch aus der Masse hervorsticht.
Ein sehr außergewöhnliches Setting mit sehr außergewöhnlichen Charakteren. Wobei die Frau, die sich gegen Wilderer einsetzt, passt schon so ins „Klischee", wenn man will. Aber der Dürer-Promovierer sticht da bisschen raus.^^