Pearl S. Buck – Ostwind – Westwind
Pearl S. Buck, die 1892 in West Virginia geboren wurde, aber einen großen Teil ihres Lebens in China lebte, erhielt 1938 den Literaturnobelpreis. In ihrem ersten Roman „Ostwind – Westwind“ wird die sehr traditionell erzogene Chinesin Kuei-lan mit einem Mann verheiratet wird, der in den USA Medizin studiert hat und sich seither mehr dem westlichen Lebenswandel zugehörig fühlt. Es kommt daraufhin zu einem Zusammenprall von zwei Kulturen, der zunächst beide Ehepartner in Einsamkeit zurücklässt. Nach und nach beginnt sich schließlich Kuei-lan an die Veränderungen anzupassen und lernt auch einige Vorzüge dieser ihr so fremden Lebensweise kennen – etwa, dass sie sich ihre Füße nicht mehr binden muss.
Ich fand die Entwicklung von Kuei-lan und auch die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Eheleuten sehr interessant zu lesen. Ich bin mir nicht sicher, wie realistisch die Autorin die chinesische Kultur der 1920er Jahre zeichnet, da sie selbst sie ja letztendlich doch nur von „außen“ erlebt hat, aber ganz allgemein ist der Roman eine gelungene Darstellung einer Frau, die sich zwischen zwei Lebensweisen hin- und hergerissen fühlt.
Joan Aiken – The Wolves of Willoughby Chase
Dieses Kinderbuch von Joan Aiken ist der Auftakt zu einer Reihe, die in einem alternativen 19. Jahrhundert angesiedelt ist, in der König James III regiert und zahlreiche Wolfsrudel das Land unsicher machen.
Vor diesem Hintergrund entfaltet sich die Geschichte von Bonnie, einem Mädchen aus reichem Landadel, und ihrer armen Cousine Sylvia. Als Bonnies Eltern zu einer Reise aufbrechen, beginnt die unheimliche Gouvernante Miss Slighcarp die Kinder zu terrorisieren.
„The Wolves of Willoughby Chase“ ist ein ganz wunderbares, klassisches Kinderbuch mit Bösewichten, die so direkt aus einem Dickens-Roman entstammen könnten. Obwohl Bonnie und Sylvia einige Grausamkeiten erdulden müssen, hat man aber das beruhigende Gefühl, dass alles gut ausgehen wird. Die beiden Mädchen werden sehr lebendig beschrieben und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, schließt man beide sehr schnell ins Herz. Ich weiß noch nicht, ob ich die Reihe weiterlesen werde, aber ich hatte auf jeden Fall sehr viel Lesespaß mit diesem ersten Band (der ganz in sich abgeschlossen ist).
Dorothy L. Sayers – Mord braucht Reklame
„Mord braucht Reklame“ ist der achte Band aus der Lord Peter Wimsey-Serie und bislang mein Liebling. Lord Peter Wimsey ermittelt hier inkognito in einer Werbeagentur, in der ein Mitarbeiter durch einen verdächtig wirkenden Unfall zu Tode gekommen ist. Die Autorin hat selbst als Werbetexterin gearbeitet und das merkt man dem Roman auch an. Sie beschreibt so lebendig, detailliert und auch ironisch den Arbeitsalltag in der Agentur, dass für mich der Kriminalfall ganz in den Hintergrund getreten ist, obwohl es sich um einen interessanten und clever konstruierten Fall handelt.
Ich hatte mit diesem Buch einen Heidenspaß, zumal mir so manches im täglichen Bürowahnsinn so bekannt vorkam, das ich kaum glauben mochte, dass dieser Roman mehr als 80 Jahre auf dem Buckel hat. Es ist auch herrlich zu lesen, wie Peter Wimsey sich in dieses Umfeld einfügt und bald eine gewisse Begeisterung für das Texten von Werbeslogans und -kampagnen entwickelt.
Ein ganz wunderbarer Krimi mit einem originellen Setting, das ich nur ungern wieder verlassen habe.
Ich würde dir den zweiten Teil der Wölfe-Reihe auch noch ans Herz legen. Vielleicht bin ich da voreingenommen, weil es der erste Roman von Joan Aiken war, den ich gelesen habe, aber Simon ist einfach so eine wunderbare Hauptfigur und ich mochte seine Gedanken zum Zeichnen am Anfang der Geschichte sehr.