Liebesroman Phantastisch Rezensionen

[Kurzrezensionen] Von sommerlicher Liebe und dem Land der Bücher

Bei den heutigen zwei Kurzezensionen handelt es sich um Bücher, die ich so schlecht fand, dass mir ein langer Verriss in den Fingern gejuckt hätte. Aus Zeitgründen behandle ich sie jetzt aber doch nur kurz im Doppelpack:

Julianne Donaldson – Sommer in Edenbrooke

Fällt für mich unter die Kategorie „So schlecht, dass es schon wieder amüsant ist“. Mir war nach leichter Sommerlektüre im Regency Mäntelchen, aber ganz so leicht hätte sie dann doch nicht sein müssen. Worum geht es? Nach dem Tod ihrer Mutter lebt Marianne Daventry bei ihrer Großmutter in Bath, wo sie todunglücklich ist. Umso mehr freut sie sich über eine Einladung auf den Landsitz Edenbrooke, wo sie sich prompt in den Erben Sir Philip verliebt.

Wie viele Seiten (oder Hörbuchstunden) kann man mit dem Hin und Her, ob es nun Liebe ist oder doch nicht füllen? Sehr viele. Zu viele. Teilweise konnte ich nur noch händeringend den Kopf schütteln, während ich mitverfolgt habe, wie Marianne und Philip offensichtlich miteinander flirten (viel zu offensichtlich für den historischen Hintergrund) und dennoch den Gefühlen des jeweils anderen nicht glauben wollen. Dazu kommen noch ein sehr konstruierter Plot, Figuren, deren Verhalten überhaupt nicht ihren Beschreibungen entspricht und ein großer Haufen von Klischees.

Ich nehme mal an, man wird mit dem Roman deutlich glücklicher, wenn man eben genau das erwartet und nicht Jane Austen. Oder anders gesagt: Ich war sehr offensichtlich nicht die Zielgruppe.

 

Markus Walther – Buchland

Manchmal gibt es Bücher, die inhaltlich so klingen als müssten sie genau meinen Nerv treffen und trotzdem bin ich mir sicher, dass sie nicht meinem Beuteschema entsprechen. „Buchland“ ist so ein Fall und ich hatte auch überhaupt keine Lust, das Buch zu lesen. Da es ein Geschenk war, habe ich es dann doch gelesen, aber das waren natürlich schon von Anfang an keine guten Voraussetzungen.

Es geht darin um den Buchhändler Herr Plana, in dessen Antiquariat sich das Buchland verbirgt, in dem sich alle Bücher befinden, die je geschrieben wurden (und teils auch solche, die erst geschrieben werden). Dort hinein stolpert als neue Mitarbeiterin Beatrice, deren Ehe nach einem Schicksalsschlag in Scherben liegt – und die selbst Geschichten schreibt.

Mein größtes Problem mit diesem Buch war die Figurenkonstellation: Der Ich-Erzähler Herr Plana meint, seiner Mitarbeiterin (die im mittleren Alter und kein junges Mädchen mehr ist) oberlehrerhaft die Welt erklären zu müssen. Er, der arrogant und vermeintlich belesen auf die Welt herabblickt, wird nicht müde, gegen Ebooks im allgemeinen und gegen Bücher, die seiner Meinung nach die Welt nicht braucht, zu wettern und im Zuge dessen auch gleich noch gegen die dummen Leser. Als er Beatrice aufs simpelste in die Geheimnisse des guten Schreibens einweiht, wirkt das, als wollte in Wahrheit der Autor sagen „Schaut her, Leser, ich weiß genau, wie man es richtig macht“.

Ich habe noch selten eine Figur so nervig und unsympathisch gefunden wie Herrn Plana. Den Plot fand ich okay, aber auch der beste Plot hätte für mich dieses Buch nicht mehr retten können. Während mich „Sommer in Edenbrooke“ immerhin noch unterhalten hat, so habe ich mich über dieses Buch nur geärgert.

 

3 thoughts on “[Kurzrezensionen] Von sommerlicher Liebe und dem Land der Bücher

  1. Ich kann ja mit historisch unkorrektem Verhalten inzwischen gut leben, solange eine Geschichte gut erzählt wird und von Anfang an klar ist, dass es keinen historisch korrekten Anspruch gibt. Was du beschreibst, würde mich aber vermutlich auch die Wände hochtreiben, weil ich dieses ewige Hin und Her, ohne gute Begründung für das „Missverständnis“ der Figuren, wirklich nervig finde.

    Bei dem zweiten Titel hingegen kann ich nur meine Bewunderung ausdrücken, dass du das Machwerk sogar beendet hast. Eine Figur wie Herr Plana ist für mich definitiv ein Grund ein Buch sehr früh abzubrechen. 😉

    1. Das Problem ist: Wenn einerseits ständig auf die Etikette verwiesen und Philip noch dazu als der vollendete Gentleman bezeichnet wird, die beiden aber andererseits extrem viel Zeit nur zu zweit verbringen und Philip dabei flirtet was das Zeug hält (auch mit Körperkontakt), passt das Gesamtbild einfach nicht zusammen. Das Hin und Her war aber natürlich das, was mich am meisten genervt hat.

      Ich weiß im Nachhinein nicht mehr, weshalb ich „Buchland“ zu Ende gelesen habe – gelohnt hat es sich auf jeden Fall nicht.

      1. Das hätte mich auch verärgert. Verweise auf Etikette bringen doch nur etwas, wenn ein Bruch der Etikette auch Folgen hat oder eben die Einhaltung der Etikette eine Herausforderung wird, wenn es um das Kennenlernen zweier Personen geht. So richtig mag ich ja Romane, in denen die beiden Protagonisten dezent doppeldeutig in aller Öffentlichkeit miteinander reden müssen, weil sie private Gedanken teilen wollen, aber eben niemals wirklich allein dabei sind.

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