Schreibgeplauder

[NaNoWriMo 2018] Geschafft!

Am 29.11. habe ich um kurz vor Mitternacht den NaNo offiziell „gewonnen“. Da ich für gestern große Keksback-Pläne nach der Arbeit hatte, waren die letzten Tage noch etwas stressig, da ich unbedingt am 29. fertig werden wollte. Umso glücklicher war ich dann, als ich es geschafft habe.

Als Fazit kann ich nun sagen, dass es schön war, sich einfach mal wieder auf Schreiben einzulassen und die NaNo-Dynamik im Tintenzirkel hat sicher einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich viel Spaß damit hatte. Trotzdem war es auch stressig und ich musste mich mehr als einmal zum Schreiben zwingen. Der Roman ist noch lange nicht zu Ende und auch noch sehr chaotisch und ich hoffe, dass ich die Plotprobleme noch alle bezwingen kann. Gerade der Kriminalfall ist noch sehr, sehr dünn. Mein Fokus lag mal wieder auf den Charakterentwicklungen, aber auf der Handlungsebene gibt es doch noch einiges zu tun.

Ein (vorerst) letztes Mal gibt es nun zwei Schnipsel aus meinem Roman. Während Herun sich mit Sturm und Piraten konfrontiert sieht, hat Gabran mit Problemen ganz anderer Art zu kämpfen. Und da es letztes Mal eine doppelte Portion Herun gab, gibt es heute zweimal Gabran:

Möchtegerndetektive bei der Arbeit

Ich glaube, das hier war die Szene, mit der ich den meisten Spaß hatte. Gabran hat sich eine Geschichte ausgedacht, um an Passagierlisten von Schiffen im Hafen von Kronn zu kommen und Lewo darf sein schauspielerisches Können unter Beweis stellen:

Lewo atmete tief durch, straffte die Schultern und öffnete die Tür. Mit energischen Schritten trat er ein und ging zu dem Schreiber, der müde an dem Tisch im Vorzimmer saß. „Wer ist hier für die Passagierlisten der Schiffe verantwortlich?“, fragte Lewo barsch. In seiner Stimme lag ein deutlicher cumeischer Akzent, er trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch und sein Blick ging hochmütig durch den Schreiber hindurch. Es war, als hätte er sich vor Gabran in einen anderen Menschen verwandelt.
(…)
„Lidolf hat mir schon genug Zeit gestohlen und ich werde hier sicher nicht warten, bis er in Ruhe sein Morgenmahl beendet hat“, gab Lewo mit scharfer Stimme zurück. „Hol ihn sofort her! Melden kannst du Ratsherrn Ascon Stewon Eweit aus Cumea.“
Der Schreiber wurde blass. „J-ja, Herr“, stammelte er und verschwand rasch im Nebenraum.
„Das klappt wirklich. Ich hätte nicht …“ Gabrans Stimme erstarb, als ihn ein kühler Blick von Lewo traf, und das nervöse Kichern, das in ihm hochkriechen wollte, blieb in seiner Kehle stecken.
(…)
„Das hat Spaß gemacht!“
Gabran war sich nicht sicher, ob er diese Auffassung von Spaß teilte; dafür war seine Angst, dass sie auffliegen könnten, zu groß gewesen. Aber es war schön, Lewo so begeistert zu sehen.
„Du warst unglaublich“, stellte er voller Bewunderung fest.
„Ach was. Du hast dir das ganze ausgedacht. Ich habe nur meine Rolle gespielt.“

Unerwartete Entwicklungen

Etwas später bekommt Gabran von seinem Freund Lewo eine Kritik zu seinem neuen Stück, die er so nicht unbedingt hören wollte und dann entwickeln sich die Dinge in eine Richtung, die Gabran so nicht erwartet hat (ich schon ;-)):

„Es ist … nett.“
„Nett?“, wiederholte Gabran tonlos. Das war noch schlimmer als alles, was er befürchtet hatte.
Lewo seufzte. „Es beinhaltet alles, was gut ankommt und im Königspalast werden sie es lieben. Aber es ist zu gefällig. Es ist zahnlos.“
„Was erwartest du denn? Dass ich auf der Bühne eine Rebellion anzettle?“
„Bitte sei nicht eingeschnappt. Ich sage nicht, dass es schlecht ist, aber … es hat keine Seele. Zumindest nicht deine Seele.“
Es schmerzte umso mehr, weil Gabran wusste, dass Lewo recht hatte. Er hatte es schon die ganze Zeit beim Schreiben gefühlt. Dennoch … Lewo wusste besser als alle anderen, wie schnell es mit dem königlichen Theater vorbei sein konnte, wenn sie im Palast nicht zufrieden waren.
„Ich muss auch von etwas leben. Barba Nebunt ist ohnehin schon kurz davor, mich endgültig durch Nesmeri zu ersetzen.“
(…)
„Gabran!“ Lewo war ebenfalls aufgestanden und hielt Gabran an den Schultern fest, damit er ihm nicht einfach den Rücken zudrehen konnte. „Bitte hör mir zu. Nesmeri schreibt genau solche gefälligen Stücke. Aber sie brauchen keine zweite Nesmeri. Sie brauchen jemanden, der etwas schreibt wie Flucht aus Lana oder Das Amulett. Stücke, die von hier kommen.“ Er legte Gabran eine Hand auf die Brust, dorthin, wo sein Herz vor Wut viel zu schnell schlug. „Und wenn ich mich irre – wenn sie wirklich von dir nur noch nette, gefällige Stücke wollen, dann bist du an das königliche Theater verschwendet. Du kannst mehr als das.“
Gabran starrte ihn an. Es tat gut, diese Worte zu hören, aber mehr noch als die Worte nahm er die Berührung von Lewos Hand wahr und die Wärme, die von ihr ausging. Und obwohl seine Wut abgeflaut war, raste sein Herz noch immer.

 

Ja, und das war es nun also. Ich werde hoffentlich in der nächsten Zeit endlich wieder mehr zum Lesen kommen, die liegengebliebenen Rezensionen schreiben und alle Blogbeiträge bei euch nachlesen, die ich im November vernachlässigt habe.

Außerdem gibt es bei Ariana wieder die traditionellen Vorweihnachts-Lesewochen, bei denen ich natürlich wieder teilnehmen werde. Ich weiß noch nicht, ob ich morgen dazu meinen ersten Beitrag schreiben kann, da ich gerade unterwegs zu meiner Familie bin. Aber sonst gibt es spätestens nächsten Montag meinen Einstiegsbeitrag. Ich habe auf jeden Fall schon einige frostige Bücher auf meinem Lesestapel, draußen zieht eine verschneite Winterlandschaft vorbei und ich habe gestern immerhin fünf Sorten Kekse gebacken. Ich bin also bereit für die Adventszeit!

6 thoughts on “[NaNoWriMo 2018] Geschafft!

  1. Glückwunsch zum erfolgreich überstandenen NaNoWriMo! Das muss eine einmalige Mischung aus Heidenspaß und Nervenzusammenbruch sein 😉 Umso mehr wünsche ich dir einen erholsamen und lesestundenreichen Advent! Oder gehst du sofort ans Überarbeiten?

    1. Danke für die Glückwünsche! Jetzt geht es sowohl ans Weiterschreiben (es fehlt noch einiges beim Roman) als auch schon mal ans Überarbeiten der Szenen, die umgeschrieben gehören.

  2. Herzlichen Glückwunsch zum Gewinnen des NaNoWriMo! 🙂 Du hast im November wirklich hart gearbeitet, um dein Ziel trotz all der anderen Aktivitäten (und der Arbeit *g*) auf die Reihe zu bekommen! Ich hoffe, du kannst es im Dezember etwas ruhiger angehen, ohne deinen Roman dabei ganz aus den Augen zu verlieren.

    Schnee, Kekse und Familienbesuch? Du bist wirklich schon bereit für den Advent, oder? 😀 Vor allem auf die ersten beiden Punkte bin ich wirklich neidisch – aktuell kann ich schon froh sein, dass es endlich mal zwei Tage am Stück regnet und zum Keksebacken kann ich mich noch nicht so recht aufraffen. Mal schauen, ob ich das vor Weihnachten in diesem Jahr hinbekomme. *g*

    1. Danke! Die letzten Tage habe ich jetzt erst mal eine Schreibpause eingelegt – die hatte ich bitter nötig. Aber ab jetzt soll es gemächlich wieder weitergehen.
      Ich bin quasi vom Nano-Modus unmittelbar in den Adventmodus gesprungen. *gg* Auch wenn das Keksebacken so unmittelbar nach dem Nanostress etwas heftig war. Aber danach war ich froh (und meine Arbeitskollegen mit mir), dass ich es für dieses Jahr schon erledigt habe. 🙂

  3. Latha math, Neyasha.
    Wenn ich mich zum Schreiben zwingen würde, käme vermutlich nichts Wesentlicheres als Nichts heraus. Unter Druck blockiert meine Vorstellungsfähigkeit aufs Geradewohl. Trüblandschaftlich wird es da. Wohl deshalb bin ich nie über kürzere Texte hinaus gekommen, hätte auch nicht die innerliche Ausdauer dazu.
    Inzwischen freue ich mich, wenn ich mit den Kommentaren (oder Mails) auf dem Laufenden bleibe; gelegentlich, dass ich mir ein Zitat ausdenke.
    „Viele Welten & noch mehr Charaktere schlummern in der langen Geschichtennacht. Blickend wie hoffend, dass ein Schreiblicht für sie durch leuchtet.“
    (Florance Ippdit)

    bonté

    1. Bei mir ist es eher so, dass ich sonst ewig vor Plotlöchern hängenbleibe. Aber wenn ich einen gewissen Zeitdruck habe und gezwungen bin, über Lösungen nachzudenken, fallen mir auch tatsächlich eher welche ein. Abgesehen davon läuft es bei mir mit dem Schreiben leider nicht ohne Zwang. Meine Figuren sind in meinem Kopf immer sehr präsent und ich möchte gern ihre Geschichte erzählen, aber den eigentlichen Schreibprozess finde ich wahnsinnig mühsam.

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