erschienen bei Blanvalet
dass Joseph Trevelyan, der Verlobte seiner Cousine, an Syphilis erkrankt ist. Bei dem Versuch mehr herauszufinden, stellt sich heraus, dass Trevelyan scheinbar ein Doppelleben führt. Zur gleichen Zeit wird John beauftragt, den Mord an Sergeant O’Connell aufzudecken – ein brisantes Unterfangen, da der Sergeant im Besitz geheimer Dokumente war. Als beide Fälle John in das Etablissement Lavender House führen, beginnt er nach und nach die Fäden zu entwirren.
Zugegeben, ich bin kein Fan der Outlander-Serie von Diana Gabaldon und bin auch nie über Band zwei hinausgekommen. Mir wurden aber mehrmals die Lord John-Krimis ans Herz gelegt und tatsächlich hat mir der erste der bislang drei Romane (daneben gibt es noch ein paar Kurzgeschichten) sehr gut gefallen.
„Das Meer der Lügen“ ist ein sehr schöner historischer Krimi mit einem äußerst soliden Fall, der genug falsche Fährten und Möglichkeiten zum Miträtseln bietet, dabei aber doch recht geradlinig bleibt. Die Entwicklungen und Wendungen fand ich sehr spannend und die Frage, was hinter allem steckt, hat mich so gefesselt, dass ich den Roman fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Dabei werden auch die beiden Rätsel klug ineinander verwoben.
Die Autorin schafft es außerdem sehr gut, den historischen Hintergrund zum Leben zu erwecken. Ich fand die Beschreibungen von London wunderbar atmosphärisch und die Interaktionen zwischen den Figuren wirkten nicht zu modern, wie es manchmal bei historischen Romanen der Fall ist.
Was den Roman aber in erster Linie ausmacht ist die Figur von Lord John Grey, den ich ungemein sympathisch finde. Er ist ein richtiger Anpack-Charakter, der ohne großes Jammern tut, was er tun muss, auch wenn es sich um unangenehme Gespräche oder Situationen handelt. Seine Homosexualität spielt eine relativ große Rolle und führt auch zu einigen inneren Konflikten, wobei John nicht mit seiner Sexualität an sich hadert. Angesichts seiner Stellung beim Militär und da er seine Familie nicht in einen Skandal verwickeln möchte, ist er aber sehr darauf bedacht, sie geheimzuhalten. Ich finde, dass Gabaldon seine Angst vor Entdeckung und die Schwierigkeiten, mit denen er deshalb zu kämpfen hat, sehr anschaulich und glaubhaft schildert
Schließlich findet die Autorin auch eine gute Balance, wenn es um die Ermittlungsfähigkeiten und detektivischen Fähigkeiten von John geht. Er ist intelligent und stellt rasch Zusammenhänge her, hat aber keine Sherlock- oder Poirot-artigen Tendenzen und trifft auch die eine oder andere falsche Entscheidung. Das macht ihn als Ermittler sehr glaubwürdig und man kann seinen Überlegungen und Entdeckungen gut folgen.
Fazit: Ein rundum gelungener historischer Krimi mit einer sehr sympathischen Hauptfigur. Ich freue mich schon auf den zweiten Band!
Latha math, Neyasha.
Eine der markanten Eigenschaften jener gehobenen Gesellschaft mag es wohl gewesen sein, daß der Schein in allen Fällen zu wahren war. Mit gewissen Abstufungen versteht sich, wenn Spielschulden mit „Ehrenschulden“ entschuldigt (sic!) waren, während öffenlich ruchbare „unstandesmäßige“ Beziehungen jeden Mißkredit (sic!) fanden. Die „ehrenwerte“ Gesellschaft eben.
Da der Roman die Rolle seiner Homosexualität aufgreift, ist John Grey dann eine Beziehung möglich? Oder ist er gezwungen seine Sexualität weitesgehend zu ignorieren?
bonté
Auch wenn John Grey sehr auf Geheimhaltung bedacht ist, lebt er seine Sexualität durchaus aus und Beziehungen spielen auch eine Rolle – mehr allerdings im zweiten Band, den ich gerade lese. Es wird auch allgemein Homosexualität in der Zeit thematisiert – von entsprechenden Clubs, die als Treffpunkt dienten bis hin zu den Folgen, die eine Entdeckung vor allem für Männer in militärischen Posten haben konnte.
Und ja, auch Fragen der „Ehre“ werden recht behandelt.