Kreatives

Eine kleine Zeichen- und Malbiographie

Vor einer Woche habe ich begeistert berichtet, dass ich tolle neue Acrylfarben habe und dabei auch ein Bild hergezeigt, an dem ich gerade gearbeitet habe. Inzwischen bin ich mit dem Bild fertig, gemalt mit Golden Open Acrylics:

Um zu erläutern, was das Besondere an diesen Acrylfarben ist und weshalb das für mich so eine lange Suche war, muss ich etwas weiter ausholen. Und da dachte ich, ich könnte im Zuge dessen gleich erzählen, wie sich das bei mir eigentlich im Laufe der Zeit entwickelt hat mit der Zeichenleidenschaft (inkl. einer Rückschau auf einige Bilder).

Pferdephase in der Kindheit

Ich habe schon in meiner Kindheit gern gezeichnet und zusammen mit meiner Begeisterung für Pferde hat das bald dazugeführt, dass ich fast ausschließlich Pferde gezeichnet habe. Damals habe ich meistens mit Farbstiften gezeichnet, aber ich war schon früh auf der Suche nach den für mich „perfekten“ Zeichenutensilien. Ungefähr mit 12 Jahren entdeckte ich Pastellkreiden für mich, deren leuchtende Farben mich begeisterten, deren Eigenschaft, sich gefühlt überall zu verschmieren, mich aber auch ein wenig zur Verzweiflung brachte.

In den nächsten Jahren zeichnete ich also vor allem weiter Pferde, manchmal mit Farbstiften, manchmal mit Pastell, und traute mich kaum an andere Motive heran.

Auf der Suche nach den perfekten Farben

Das ganze änderte sich erst, als ich mit 16 Jahren meinen ersten Fantasyroman zu schreiben begann (vorher hatte ich nur Pferdegeschichten geschrieben) und im Zuge dessen auch mit wachsender Begeisterung eigene Fantasywelten erschuf. Jetzt hatte ich auf einmal den Wunsch, auch Personen und Landschaften auf Papier zu bringen. Nur wie – das war die Frage. Ich probierte mit Bleistift, Tusche, Deckfarben, Pastell und Farbstiften herum, aber nichts war das richtige.

Versuche mit Öl- und Acrylfarben

Meine Zeichenleidenschaft flaute ab und als ich zum Studieren nach Wien zog, nahm ich daher bis auf Bleistifte auch keine Zeichenutensilien mit. Doch dann fiel mir irgendwo ein billiges Probierset von Ölfarben in die Hände. Ich hatte zunächst keine Ahnung, wie ich mit den Farben umgehen sollte, aber es machte mir trotzdem sofort Spaß und ich deckte mich in der Bibliothek mit Büchern über Ölmalerei ein.

Trotz meiner Begeisterung nervte mich die lange Trocknungszeit der Ölfarben und das Hantieren mit Terpentin. Ich wohnte damals in einem kleinen Studentenheimzimmer und wenn man in demselben Zimmer, in dem die Ölbilder trocknen und man Pinsel mit Terpentin reinigt, auch schlafen muss, ist das nicht so ideal. Inzwischen hatte ich im Weltenbastlerforum aber endlich auch Austausch mit anderen kreativen Menschen und die brachten mich schnell auf Acrylfarben. Perfekt, dachte ich zunächst. Man brauchte nur Wasser, sie trockneten schnell und im Zimmer gab es keine unangenehmen Gerüche. Das einzige Problem: Acrylfarben trocknen zu schnell. Kaum einmal schief angeschaut und schon wars das. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Malen von Übergängen und auf der Palette trockneten mir ständig die Farben ein.

Die Welt der digitalen Malerei

Ich hatte also das Gefühl, ständig nur auf der Suche nach den „richtigen“ Farben zu sein und als ich dann 2005 ein kleines Grafiktablett geschenkt bekam, erschien mir der Umstieg auf die digitale Malerei als der beste Ausweg aus diesem Dilemma.

Daraufhin malte ich Landschaften fast nur noch digital, während ich meine Romanfiguren teilweise auch digital zeichnete, meist aber mit Bleistift und Farbstiften auf Papier brachte.

Im Laufe der Jahre zeichnete und malte ich aber immer weniger und seit 2014 überhaupt nur noch sehr sporadisch. Einerseits blockierte ich mich mehr und mehr mit meinem Perfektionismus, andererseits wusste ich weiter nicht so recht, mit welchen Farben ich malen sollte. Es war doch einfach nicht dasselbe mit einem digitalen Stift statt mit Pinseln zu hantieren und noch dazu wurde mein altes Grafiktablett am Laptop nicht mehr erkannt. Ich zeichnete noch das eine oder andere Porträt für meine Figurenvorstellungen, aber das war auch schon alles.

Die eierlegende Wollmilchsau?

Als ich nun vor ein paar Wochen endlich wieder mit dem Malen anfangen wollte, waren die meisten meiner Acrylfarben eingetrocknet und ich benötigte also auf jeden Fall neue Materialien. Unschlüssig, was die beste Lösung wäre (wasservermalbare Ölfarben? Gouache? Acryl mit Trocknungsverzögerer?), recherchierte ich herum und stieß dabei auf Golden Open Acrylics. Das sind Acrylfarben mit längerer Trocknungszeit, man kann sie aber sonst wie ganz normale Acrylfarben handhaben (und auch mit anderen Acrylfarben mischen).

Da sie relativ teuer sind und es die Farben nur in eher großen Tuben gibt, schreckte ich zunächst vor dem Kauf zurück, aber dann entdeckte ich ein Set mit kleineren Farbtuben, das alle Farben enthält, die man so benötigt (Kadmiumgelb, Kadmiumrot, Karmesin, Ultramarin, Manganblau, Saftgrün, Gelbocker und Titanweiß).

Ja, und damit landen wir jetzt wieder am Beginn des Beitrags und bei dem Bild ganz oben. Denn natürlich musste ich sofort die neuen Farben ausprobieren – und war begeistert! Acrylfarben, die auf der Palette stundenlang vermalbar bleiben und selbst dünn aufgetragen nicht sofort trocknen! Wieso habe ich die nicht schon viel früher entdeckt? Das ist genau das, wonach ich seit Jahren gesucht habe. Ich hoffe nur, dass meine neu erwachte Begeisterung jetzt auch für eine Weile anhält.

Und wie ist das bei euch? Ich weiß, dass zumindest ein paar von euch auch zeichnen. Was sind eure Lieblingsfarben? Seid ihr noch auf der Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau oder habt ihr sie schon gefunden?

4 thoughts on “Eine kleine Zeichen- und Malbiographie

  1. Wow, ich bin echt beeindruckt von all den Techniken, die du ausprobiert hast, und den Zeichnungen, die du hier gezeigt hast. Es ist spannend die verschiedenen Bilder zu sehen – mir gefällt übrigens das Tuschebild sehr gut, schade, dass dir die Technik nicht so zusagte. Dein Versuch mit den neuen Acrylfarben ist toll geworden – ich finde die Baumstämme großartig und die Blumen wunderbar zart!

    An Ölfarben habe ich mich nie herangewagt. Während der Ausbildung haben wir vor allem mit Acrylfarbe aus dem Anstreicher-Bedarf gemalt, weil die eben in den großen Mengen billig war, also bin ich auch privat lange Zeit bei den eher matten Farben aus den Flaschen geblieben. Ansonsten hatte ich während des Studiums eine Schwäche für hochwertige Buntstifte und Pastellkreide für alles, was etwas freier sein durfte, und für die technischen Zeichnungen und alle anderen „genaueren“ Sachen gab es natürlich Tusche (und Copics – ich habe ein Vermögen für Copic-Stifte ausgegeben *g*). Inzwischen habe ich das Zeichnen eigentlich ziemlich aufgegeben, aber meine Buntstifte und eine Auswahl an Bleistiften in verschiedenen Härten habe ich behalten – vielleicht brauche ich sie ja irgendwann mal wieder. 😉

    1. Danke für deinen ausführlichen Kommentar!
      Ich war immer recht experimentierfreudig beim Zeichnen und eben auch immer so halb auf der Suche nach der für mich richtigen Technik. Ich mag das Tuschebild inzwischen viel lieber als damals und könnte mir gut vorstellen auch wieder etwas mehr in die Richtung zu versuchen.

      Schade, dass du das Zeichnen aufgegeben hast, aber zumindest hättest du ja noch deine Stifte als Backup, solltest du doch mal wieder Lust dazu haben. Copic-Stifte gehören zu den wenigen Zeichenmaterialien, die ich tatsächlich überhaupt noch nie ausprobiert habe.

      1. Ich musste als Kind immer vor meinen Eltern rechtfertigen, wenn ich neue Sachen haben wollte. Ersatz für aufgebrauchte Materialien zu bekommen, war da immer einacher als in neue Sachen zu investieren. Und als Studentin war das Studium schon so finanziell kaum zu bewältigen, da blieb auch nicht viel für Experimente. Danach habe ich dann nicht mehr viel gezeichnet, weil ich anfangs bei der Arbeit viel damit um die Ohren hatte und später mir andere Dinge wichtiger waren.

        Copics sind eine naheliegende Wahl, wenn man mit Transparentpapier arbeitet. Es gab damals für die gesamte Fachhochschule nur zehn Computer, also haben wir jede einzelne technische Zeichnung per Hand auf Transparentpapier gefertigt. *g*

        1. Bei mir hat die Experimentierphase auch erst begonnen, als ich genug Taschengeld bekam, um mir davon Zeichenmaterial kaufen zu können. Ich habe dann meine Teeangerzeit hindurch so ziemlich mein ganzes Taschengeld für Zeichenmaterial (und Reitsachen) ausgegeben.

Leave a Reply

Your email address will not be published.