Streifzüge

Wiener Wallfahrerweg 3: Schromenau – Rohr im Gebirge

Der dritte Tag am Wiener Wallfahrerweg hatte es in sich: Das Kieneck und der Unterberg mussten überwunden werden und das bei schweißtreibenden Temperaturen. Gut, dass ich an diesem Tag auf nette Mitpilger traf, die mich motivierten.

 

Die dritte Etappe begann für mich mit einer Entscheidung: Entweder ich konnte die Variante übers Kieneck wählen, was zuerst eine lange Passage auf der Straße und dann einen extrem steilen Anstieg bedeutete (ihr könnt euch hier das Höhenprofil anschauen) oder aber stattdessen durch den Steinwandgraben gehen, von wo aus es mit sanfterer Steigung auf den Unterberg ging. Dieses zweite Variante hatte aber einen Haken: Für diesen Tag waren gut 32 Grad angesagt und während ich den Anstieg aufs Kieneck wenigstens noch am Vormittag hinter mich bringen könnte, müsste ich vom Steinwandgraben aus den gesamten Anstieg in den Nachmittagsstunden bewältigen.

Als ich beim (frühen) Frühstück Hin und Her überlegte und schließlich meine Zweifel meinem Gastgeber mitteilte, schlug dieser mir eine alternative Route vor, die mich mit stetiger, aber sanfterer Steigung aufs Kieneck bringen würde. Noch dazu würde ich mir auf diese Weise die lange Straßenstrecke sparen und wäre stattdessen großteils im schattigen Wald unterwegs. Das klang nach einer guten Lösung und so machte ich mich nach einer genaueren Beschreibung des Weges auf.

Ich folgte zuerst noch dem Wallfahrerweg bis Furth an der Triesting und bog dort hinter der Kirche links ab, wo mich der Wanderweg über eine Kuhweide bergauf führte. Nach dem Gehöft Amöd ging es dann aber in den versprochenen Wald, wo ich trotz Schatten beim stetigen Anstieg ins Schwitzen kam.

Trotzdem war es hier sehr angenehm zu gehen und ich war froh diese Variante gewählt zu werden. Naja, zumindest so lange, bis mich der Weg in ein Wildgehege hineinführte, wo ein Schild vor potenziell aggressiven Tieren warnte. Aber eine Alternative gab es hier nicht und immerhin handelte es sich ja um einen markierten Wanderweg. Also auf ins Wildgehege, wo der Weg sich durch den Wald schlängelte und streckenweise sogar durch Seile gesichert war.

Der Weg war sehr gut markiert und bis auf ein paar Rehen, die schnell vor mir Reißaus nahmen, begegnete ich keinen Tieren, aber trotzdem war ich froh, als ich nach knapp drei Kilometern das Wildgehege durchquert hatte. Gut, dass der Rehbock-Vorfall in Tirol erst nachher passierte, sonst hätte ich mich im Gehege noch unwohler gefühlt …

Nun war es nicht mehr weit bis zum Geißruck, das annähernd gleich hoch war wie das Kieneck und wo ich also das Bergaufgehen erst einmal hinter mich gebracht hatte (dachte ich zumindest). Leider war es an diesem Tag sehr diesig, was die Aussicht etwas trübte.

Danach ging es eine Weile sehr schön und gemütlich an einem Bergrücken entlang, ehe der Weg auf einmal eine Weile bergab führte. Na super, das musste ich kurz darauf natürlich alles wieder hinaufgehen.

Es war schon mittags, als ich die Enzianhütte am Kieneck erreichte und somit das schlimmste geschafft hatte. (dachte ich …)

Ich genoss ein wenig die auch hier recht getrübte Aussicht, ehe ich mir bei der Enzianhütte ein kühles Getränk und ein Brot mit Aufstrich gönnte.

Da die Schattenplätze hier ziemlich rar waren, landete ich gemeinsam mit einer anderen Wanderin und ihren zwei Hunden am Tisch. („Das sind Zwergschnauzer, aber die wandern so begeistert, dass sie eigentlich Bergschnauzer heißen müssten“)

Während wir uns angeregt unterhielten, tauchte auch das Vater-Tochter-Gespann von den ersten Tagen wieder auf. Diese waren ja ab Holzschlag eine andere Wegvariante gegangen, doch ab hier verlief unser Weg wieder zusammen. Da ich zu dem Zeitpunkt schon eine Stunde Mittagspause gemacht hatte, machte ich mich aber vor ihnen wieder auf dem Weg.

Mein Blick auf den weiteren Weg zeigte mir, dass es zum Unterberg nochmal ordentlich bergauf gehen würde.

Kaum war ich losgegangen, traf ich auf zwei weitere Pilger, mit denen ich ins Gespräch kam. So nett aber auch die Gesellschaft war – der Weg zum Unterberg war sehr mühsam. Es war brütend heiß, kein Lüftchen regte sich und der Weg verlief nur stellenweise durch den Wald. Noch dazu ging es immer wieder mal bergab, was natürlich später umso mehr Anstieg bedeutete.

Obwohl Franz und Ernst, meine beiden Mitpilger, ein ähnliches Gehtempo hatten wie ich, überlegte ich nach einer Weile, ob ich sie einfach vorgehen lassen und selbst noch einmal eine Pause machen sollte. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich dann überhaupt nicht mehr vom Fleck kommen und alle paar Meter stehen bleiben würde, daher ließ ich mich von den beiden „mitziehen“, bis wir schließlich nach gut zwei Stunden mit dem Unterberg den höchsten Punkt des Wallfahrerweges erreicht hatten.

Wir machten eine kurze Trinkpause und bewunderten die Kapelle, ehe wir uns wieder auf den Weg machten.

Ab jetzt ging es für die verbleibenden neun Kilometer nur noch bergab und später eben dahin. Es ergab sich wie von selbst, dass wir auch den weiteren Weg gemeinsam gingen. Unser Tempo passte gut zusammen und obwohl die beiden deutlich erfahrenere Wanderer waren als ich, ließen sie mich das überhaupt nicht spüren. Wir tauschten uns über gegangene Touren und über Reisen aus und dabei verging die Zeit wie im Flug.

Der Weg führte die meiste Zeit durch den sehr idyllischen (und angenehm kühlen) Mirabachgraben, aber da wir so angeregt plauderten, machte ich kaum Fotos.

Das letzte Stück führte über die Straße und dann hatten wir gegen 18 Uhr unser Ziel erreicht – oder zumindest ich, da Franz und Ernst ihr Quartier fünf Kilometer weiter in der Kalten Kuchl hatten. Da sie dort aber kein Abendessen mehr bekommen würden, aßen wir noch gemeinsam im Gastgarten meiner Unterkunft, dem Hotel Kaiser Franz Josef, ehe die beiden ihren letzten Wegabschnitt in Angriff nahmen.

Ohne diese glückliche Begegnung wäre das vermutlich ein sehr mühsamer Tag geworden, denn der Weg vom Kieneck zum Unterberg war nach dem ohnehin schon langen Anstieg vom Vormittag kein Spaß – und auch danach folgte ja noch eine ganz schön langes Wegstück. Mit gut 26 Kilometern und mehr als 1300 Höhenmetern war das auf jeden Fall mit Abstand die anstrengendste Etappe.

3 thoughts on “Wiener Wallfahrerweg 3: Schromenau – Rohr im Gebirge

  1. Wow, das klingt wirklich sehr anstrengend. Und ich dachte nach dem ersten Absatz wie gut es sei, dass dir jemand eine Alternative zu den beiden wenig verlockenden Wegen sagen konnte – das diese Alternative es auch in sich hat, hätte ich nicht erwartet. Schön, dass du dafür den gesamten Tag immer wieder nette Gesellschaft hattest und dich die beiden Wanderer so gut mitziehen konnten, als dir dann doch etwas die Puste ausging. So eine lange und steile Etappe … bist du am nächsten Tag überhaupt aus dem Bett gekommen oder ging es nach einer Runde Nachtschlaf gut weiter?

    1. Ich glaube, wenn so viele Höhenmeter überwunden werden müssen, hat es jeder Weg ordentlich in sich. Und mein Hauptproblem beim Anstieg nach der Mittagspause war tatsächlich die Hitze.
      Allzu viel Nachtschlaf hatte ich leider nicht (mehr dazu bei der nächsten Etappenbeschreibung), aber ich bin am nächsten Tag trotzdem gut vorangekommen.

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