Jugendbuch Phantastisch Rezensionen

Nina Blazon – Rabenherz und Eismund

erschienen bei cbj

Vor einigen Jahren sind Mailins Mutter und einige junge Mädchen im Schnee verschwunden. Manche sagen, der Winterkönig hätte sie ins Land über dem gefrorenen Himmel entführt. Mailin hält das für ein Märchen, aber als sie seltsame Träume von einem Eisprinzen hat und dann noch ihre Freundin Silja verschwindet, macht sie sich auf, um das geheimnisvolle Land des Winterkönigs zu finden.

Dieser Jugendroman klang nach der perfekten Lektüre für den Winter, und da ich „Faunkönig“ von Nina Blazon sehr mochte, hoffte ich auf eine ähnlich romantisch-spannende Geschichte. Der Einstieg hat mir dann auch sehr gut gefallen. Die düsteren Geschichten rund um den Winterkönig zeichnen eine leicht gruselige Atmosphäre, in die sich die schroffe Mailin gut einfügt. Ich fand es auch schön, dass Nina Blazon sich viel Zeit lässt, um das Dorf und seine Bewohner zum Leben zu erwecken. Hinter jeder Ecke scheinen sich Geschichten zu verbergen – so wie jene des Kapitäns, der auf der Suche nach einer geheimnisvollen Passage verschollen ging.

Als Mailin dann ins Reich des Winterkönigs gelangt, findet sie sich in einer wundersamen und gefährlichen Welt wieder. Unterstützung bekommt sie von zwei sehr unterschiedlichen Mädchen, der Nomadin Toma und Birgida, einer Weberin aus dem Schloss des Königs. Und natürlich spielt auch der Eisprinz aus Mailins Träumen eine wichtige Rolle.

Das Winterreich nimmt sowohl in den Motiven als auch den Ereignissen klare Anleihen an Andersens Märchen „Die Schneekönigin“, was für mich gleich einmal ein Pluspunkt war, da das eines meiner Lieblingsmärchen ist. Trotzdem sackte der Spannungsbogen für mich immer mehr ab, umso länger die Suche nach Silja andauerte. Ich hatte das Gefühl, als würde die Geschichte auf der Stelle treten, die Reise der drei Mädchen kam mir seltsam ziellos vor. Dazu kommt, dass Blazon zwar alles bis ins kleinste Detail beschreibt, ich mir aber trotzdem etliche Szenen und Schauplätze überhaupt nicht vorstellen konnte. Es kam mir manchmal fast vor, als würde die Autorin manches unter unnötig komplizierten Beschreibungen nahezu begraben.

Auch die Liebesgeschichte zwischen Mailin und dem Eisprinzen fand ich nicht wirklich überzeugend. Für mich war die Entwicklung der Gefühle nicht spürbar und es kam mir sehr wie „Liebe auf den ersten Blick“ vor, was gar nicht zu Mailins Charakter passen wollte.

Zum Ende hin wurde es aber doch noch einmal spannend und ich fand die Auflösung sehr gut gelungen.

Alles in allem eine stimmungsvolle Geschichte mit einem starken Beginn und Ende, die aber meiner Meinung nach ein kräftiges Kürzen im Mittelteil vertragen hätte. Dafür hätte die Liebesgeschichte ruhig etwas mehr Raum bekommen können, um nicht so sehr wie „Insta-Love“ zu wirken.

3 thoughts on “Nina Blazon – Rabenherz und Eismund

  1. „Dafür hätte die Liebesgeschichte ruhig etwas mehr Raum bekommen können, um nicht so sehr wie „Insta-Love“ zu wirken.“

    Bei solchen Aussagen zu einem Buch frage ich mich immer, ob die Autorin nicht vielleicht lieber eine Geschichte rund um die Freundschaft der Mädchen geschrieben hätte ohne Liebesgeschichte – und ob dann der Verlag darauf bestanden hat und dieser Teil dann noch irgendwie eingebaut werden musste. *g*

    1. Hm, das glaube ich in diesem Fall fast nicht, weil mir dafür die Liebesgeschichte wiederum doch als zu dominant im (und für den) Plot erscheint. Aber ich habe inzwischen auch einfach weniger für Liebesgeschichten übrig, die nur einer unerklärlichen Anziehung zwischen den Hauptfiguren zu entspringen scheinen. Früher hat mich das weniger gestört; vielleicht bin ich inzwischen einfach zu alt dafür. *gg*

      1. Das klingt dann wirklich nicht, als ob sie nachträglich eingebaut worden wäre.

        Ich kann mit dieser Art von „instant love story“ leben, wenn diese unerklärliche Anziehung nicht alles ist, was zwischen den Figuren passiert. Ich lese zum Beispiel gerade mit großem Vergnügen eine Reihe, in der ein Teil der Figuren Gestaltwandler sind, die auf Anhieb ihre Lebensgefährtin/ihren Lebensgefährtin „erkennen“. Aber nach diesem einen Moment folgen in diesen Geschichten Tage und Wochen, in denen sich die Personen kennenlernen, sich anfreunden, sich darüber klar werden, ob sie gerade überhaupt bereit für eine Liebesgeschichte sind, sich gegenseitig bei Problemen helfen und sehr viel miteinander reden und sich der anderen Person langsam annähern. Ich gebe zu, das Ganze würde auch wunderbar ohne dieses „Erkennen“ (oder den restlichen Hauch von Fantasy) funktionieren, aber da das nur der Ausgangspunkt ist, damit sich die Figuren besser kennenlernen, und es einige amüsante Momente mit den tierischen Seiten der Gestaltwandler gibt, werde ich mich nicht darüber beschweren. 😉

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