Kinderbuch Rezensionen

Nora Dåsnes – Regenbogentage

erschienen bei Klett Kinderbuch

Als die zwölfjährige Tuva nach den Sommerferien in die Schule zurückkommt, scheinen sich die Mädchen in zwei Gruppen aufgeteilt zu haben: Diejenigen, die sich fürs Jungs interessieren, sich schminken und shoppen gehen und diejenigen, die diesen Mädchenkram peinlich finden und lieber im Wald spielen. Tuva steht irgendwo dazwischen und die Dinge werden nicht gerade einfacher, als sie sich in die neue Mitschülerin Mariam verliebt.

„Regenbogentage“, das Romandebüt der norwegischen Autorin und Illustratorin Nora Dåsnes, erzählt vom Übergang zwischen Kindheit und Jugend. Eigentlich wollte Tuva nach den Ferien wieder die Schulpausen mit ihren besten Freundinnen Bao und Linnéa im Wald verbringen. Aber Linnéa hat nun einen Freund und findet die Spiele im Wald kindisch, während Bao Verliebtsein und Schminken einfach nur peinlich findet. Tuva muss sich auf einmal entscheiden, auf welcher Seite sie steht und schließt sich erst einmal Bao an. Aber ihre Gefühle für die neue Mitschülerin Mariam bringen sie durcheinander. Warum ist sie immer so aufgeregt in Mariams Nähe und wartet sehnsüchtig auf neue Chatnachrichten von ihr? Bedeutet das, dass sie sich verliebt hat? Auf einmal könnte sie Linnéas Rat gut gebrauchen, aber gleichzeitig will sie Bao nicht hintergehen.

Nora Dåsnes beschreibt sehr feinfühlig und authentisch die schwierige Zeit der Pubertät. Ich musste an meine eigene Teenagerzeit zurückdenken, als ich nur Pferde im Kopf hatte und noch mit Playmobil gespielt habe, während in meiner Klasse selbst die, mit denen ich früher zum Reitstall gefahren bin, auf einmal nur noch von Jungs, Fortgehen und Mode redeten. Für Tuva ist das alles umso verwirrender, weil sie selbst gar nicht weiß, wo sie steht und wer sie eigentlich sein will. Muss sie ihre alten Hobbies aufgeben, um kein Spätzünder zu sein? Verrät sie ihre Freundin Bao, wenn sie sich verliebt und mit Schminke experimentiert? Und wieso kann es überhaupt nur ein entweder-oder geben?

Obwohl die Autorin mit diesen Fragen ernsthaft umgeht, ist das Buch oft auch sehr witzig und unglaublich warmherzig. Die Beziehung zwischen Tuva und ihrem allenerziehenden Vater wird wunderbar dargestellt, ohne unrealistisch perfekt zu sein. Tuvas Unsicherheit darüber, dass sie sich in ein Mädchen verliebt hat und was das für sie und ihr Umfeld bedeutet, wird sehr nachvollziehbar geschildert, auch wenn die Fragen der eigenen Sexualität nicht im Zentrum des Romans stehen.

Sehr schön ist auch die Gestaltung des Romans. Dieser ist wie ein Tagebuch angelegt, da Tuva den Vorsatz trifft, ein ganzes Notizbuch vollzuschreiben und vollzumalen. Klassische Comicseiten wechseln sich darin mit kleinen Skizzen und Collagen, längeren Textpassagen und großformatigen Illustrationen ab. Dazwischen werden immer wieder auch Chatgespräche zwischen den Mädchen eingeblendet. Das Zusammenspiel all dieser Elemente lässt das Buch stellenweise tatsächlich wie das kreative Tagebuch eines jungen Mädchens wirken.

Inhaltlich und optisch ein sehr süßer Comicroman, der sich zwar mit ernsten Themen beschäftigt, aber dennoch eine wunderbare Wohlfühlstimmung verbreitet. Lässt sich an einem Nachmittag lesen und danach fühlt man sich irgendwie besser – auch wenn man schon weit über dem Zielgruppenalter von etwa 10 Jahren liegt.

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