Streifzüge

Der Olavsweg – Die Etappen im Überblick

Nach meinem ausführlichen allgemeinen Rückblick möchte ich nun noch etwas mehr vom Weg an sich erzählen und euch einige Fotos meiner Wanderung zeigen. Dafür habe ich den Weg in fünf größere Abschnitte unterteilt, die auch jeweils ihren ganz eigenen Charakter haben:

  1. Straßen, Städte und Wälder: Oslo bis Tangen
  2. Am Mjøsa entlang: Tangen bis Lillehammer
  3. Durch das Gudbrandstal: Lillehammer bis Dovre
  4. Über das Dovrefjell: Dovre bis Oppdal
  5. Flüsse, Wald und Moor: Oppdal bis Trondheim

1. Straßen, Städte und Wälder: Oslo bis Tangen

An den ersten Tagen hieß es sich an den schweren Rucksack, an das tägliche Gehen und ans Schlafen in Gemeinschaftsschlafräumen zu gewöhnen. Passenderweise war der Einstieg auf dem Olavsweg relativ leicht: Es gab auf den ersten Etappen nicht allzu große Steigungen, außerdem viel Infrastruktur. Umgekehrt bedeutete das, dass der Weg an den ersten Tagen auch recht städtisch war, mit vielen langen Asphaltstrecken und keinen spektakulären Landschaften. Einige Pilger mochten diese Strecke nicht besonders, aber ich fand sie trotzdem schön – nicht zuletzt, weil es an diesen ersten Tagen sehr liebevoll eingerichtete und dennoch günstige Pilgerherbergen. Außerdem gab es traumhaftes Sommerwetter, was auf langen, schattenlosen Straßen mühsam war, aber auch bedeutete, dass ich bei allen Pausen und abends gemütlich draußen sitzen konnte. Von Eidsvoll bis Tangen ging es außerdem fast zwei Tage lang durch märchenhafte Wälder.

2. Am Mjøsa entlang: Tangen bis Lillehammer

Als nächstes ging es für fünf Tage an Norwegens größtem See, dem Mjøsa entlang. Die Straßenabschnitte wurden nun etwas weniger (es gab sie aber noch immer reichlich) und die Steigungen etwas mehr. Das Wetter wechselte zwischen Hitze, Gewitter und Regen, auch wenn es großteils noch immer sonnig und warm war. Ich hatte schon an den ersten Tagen einige Pilger kennengelernt, aber nun entstand mit vier Deutschen ein recht homogenes Grüppchen, zu dem ab Hamar noch die finnische Pilgerin Kirsti hinzustieß und eine Mitarbeiterin aus dem Pilgerzentrum, die die Wege kontrollierte. Wir trafen uns immer wieder mal unterwegs und übernachteten – in wechselnder Zusammensetzung – in denselben Herbergen. Wenn ich an diese Tage zurückdenke, denke ich vor allem an diese wundervolle Gemeinschaft. In Lillehammer gab es dann den einzigen Ruhetag, den ich dazu nutzte, um gemütlich die Stadt zu erkunden.

3. Durch das Gudbrandstal: Lillehammer bis Dovre

In Lillehammer musste ich von meiner kleinen Pilgerclique leider Abschied nehmen; lediglich Kirsti ging wie ich den gesamten Weg, war aber nun eine Etappe hinter mehr. Dafür kam aber in Lillehammer meine Nichte Sophie dazu, die mich nun fünf Tage lang begleitete, was sehr schön war. Vom Mjøsa ging es nun weg ins Gudbrandstal mit wunderschönen Ausblicken, spektakulären Wasserfällen, vielen Zauntreppen und historischen Höfen. Neben dem Weg, der uns nun Steigungen zwischen 500 und 900 Höhenmeter pro Tag bescherte, wurde hier auch das Wetter herausfordernder. Ab Vinstra, wo Sophie mich leider wieder verließ, wurde es dann deutlich kälter und regnerischer; der Weg wechselte zwischen recht anspruchsvollen Abschnitten und gemütlichem Wandern auf der Forststraße.

4. Über das Dovrefjell: Dovre bis Oppdal

Kurz vor Dovre stieß Kirsti wieder zu mir, da wir das Dovrefjell gern gemeinsam in Angriff nehmen wollten. Und darüber waren wir auch beide froh, da wir zwar mit einigen Pilgern abends immer wieder zusammentrafen, aber ansonsten war es auf dem Fjell recht einsam. Dieser Abschnitt war rein von den Höhenmetern her zweifellos der anstrengendste, dafür aber landschaftlich atemberaubend. Karge Fjellvegetation, Bergpanorama, unglaubliche Weiten. Manchmal habe ich hier einfach nur mit offenem Mund die Landschaft bestaunt. Wir hatten – von einem Tag mit 5 Grad, Wind und Schneeregen mal abgesehen – auch sehr großes Glück mit dem Wetter. Besonders traumhaft war der letzte Abend am Fjell, den wir in einer schlichten Hütte gemeinsam mit anderen Pilgern bei Sonnenschein verbrachten. Anstrengend war an diesem Abschnitt auch, dass wir in Dovre Essen für fünf Tage einkaufen mussten, aber dafür wurde dann der Rucksack von Tag zu Tag leichter.

5. Flüsse, Wald und Moor: Oppdal bis Trondheim

In Oppdal hieß es wieder einmal Abschied nehmen von Pilgern, die hier aufhörten und so blieben wieder nur Kirsti und ich übrig. Außerdem schlug im Tal das Wetter endgültig um: Es gab tagelang Regen bei um die 10 Grad, was den sonst eher einfachen Weg zu einer Herausforderung machte. Einerseits war es sehr schwierig, irgendwo trockene Pausenplätze zu finden; andererseits ging es nun ins Moor und damit teilweise knöcheltief durch sumpfige Stellen. Was der sinkenden Motivation half, waren die wundervollen Herbergen und die netten neuen Pilger, denen wir dort begegneten. Ein ganz besonderes Erlebnis war die historische Herberge Sundet gård, wo uns der Herbergsbesitzer über den Fluss ruderte. Und am letzten Tag gab es dann sogar noch einmal trockenes Wetter und somit eine sonnige Ankunft in Trondheim. Zwei Tage lange erkundigte ich noch dann noch diese schöne Stadt, ehe ich Abschied nehmen musste von Norwegen und vom Olavsweg.

2 thoughts on “Der Olavsweg – Die Etappen im Überblick

  1. Die Landschaft ist ja echt unschlagbar… wie bist du eigentlich bei der Planung der Etappen vorgegangen? Oder hat man da gar nicht viel Spielraum wenn man es einfach bis nach Trondheim schaffen will? Hattest du eine WanderApp oder ähnliches zur Hilfe? Ich hätte ja ein bisschen Angst mich zu verlaufen… das kann ich gut. Oder eine angepeilte Herberge nicht zu finden und plötzlich Nachts dazustehen.

    1. Diese Seite hier ist extrem hilfreich, da sind auf der Karte alle Unterkünfte eingezeichnet: https://pilegrimsleden.no/
      Es gibt außerdem einen deutschen Pilgerführer vom Outdoor-Verlag, an dessen Etappen man sich orientieren kann, wobei ich dieser Einteilung nur teilweise gefolgt bin. Streckenweise kann man nicht wirklich aus, wenn die Herbergen weit auseinanderliegen, aber teilweise hat man auch mehr Spielraum und Gestaltungsfreiheit. Ich habe mir vorher einen groben Plan erstellt, unterwegs aber nicht länger als 1-2 Tage im Voraus die Unterkünfte gebucht, um flexibel zu bleiben.
      Prinzipiell ist der Weg gut ausgeschildert, aber ich hatte zusätzlich den Track auf meine gps-Uhr geladen (den Pilgerführer habe ich nicht mitgenommen). Ein einziges Mal hatte ich Wegschwierigkeiten, aber richtig verlaufen habe ich mich nie.

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