Krimi/Thriller Rezensionen

[Kurzrezensionen] Krimis von beschaulich bis blutig

Jean-Luc Bannalec – Bretonische Verhältnisse

ungekürztes Hörbuch gelesen von Gerd Wameling

Ein ungewöhnlicher Mord ereignet sich im Künstlerdorf Pont Aven in der Bretagne: Der betagte Hotelbesitzer Pierre-Luc Pennec wird erstochen aufgefunden und Kommissar Dupin, der gerade erst von Paris an die bretonische Küste versetzt wurde, bekommt mit diesem Fall alle Hände voll zu tun.

„Bretonische Verhältnisse“ ist ein typischer Regionalkrimi, in dem Landschaft und Essen beinahe eine ebenso große Rolle spielen wie die Mordermittlungen. Das und die Tatsache, dass Dupin teilweise lieber seinen Kaffee genießt als möglichst schnell die Ermittlungen voranzutreiben, führt zu einem eher gemütlichen Leseerlebnis. Dieses wurde mir dadurch verleidet, dass ich Dupin sehr unsympathisch fand. Er kommuniziert kaum mit seinen Mitarbeitern, lässt sie teilweise sogar bewusst im Dunkeln tappen oder will sich ihre Ermittlungsergebnisse kaum anhören. Mir ist es ehrlich gesagt ein Rätsel, wie diese Krimiserie so beliebt sein kann, dass es bereits elf Bände gibt. Ich habe auf jeden Fall keine Lust diese weiterzulesen, zumal ich auch die Lesung nicht besonders gelungen fand.

Lenz Koppelstätter – Das Leuchten über dem Gipfel

Dagegen bin ich bei der in Südtirol angesiedelten Krimireihe rund um Commissario Grauner bereits bei Band 5. Da ich die letzten beiden Bände nicht ganz so gelungen fand, war ich mir auch hier nicht sicher, ob ich weiterlesen sollte, aber es schien mir doch die passende Lektüre für meinen Urlaub in Südtirol zu sein. Dieses Mal geht es ins Pustertal, wo Ispettore Saltapepe Urlaub macht, da sein geliebter Fußballclub SSC Neapel gerade hier trainiert. Grauner hingegen hat mehr Interesse an den jährlich hier stattfindenden Gustav-Mahler-Musikwochen. Als zunächst ein Fußballspieler verschwindet und dann eine Leiche gefunden wird, bleibt den beiden Ermittlern nicht mehr viel Zeit für ihre Leidenschaften.

Da ich weder an Fußball noch an Mahler großartig Interesse habe, waren meine Erwartungen an diesen Krimi eher gering, aber die Thematik rund um Korruption im Fußballgeschäft fand ich erstaunlich spannend und gelungen umgesetzt. Auch der Kriminalfall ist schön rund und lässt am Ende keine Fragen offen. Zwar hatte der 5. Band für mich auch Schwächen (so fand ich das Einbinden von Grauners Ehefrau in den Fall nicht wirklich gelungen), aber alles in allem hat er mir so gut gefallen, dass ich mich nun wieder richtig auf den nächsten freue.

Ursula Poznanski – Stille blutet

ungekürztes Hörbuch gelesen von Julia Nachtmann

Ich habe früher einige Bücher von Ursula Poznanski gelesen, aber da sie mich großteils nicht überzeugen konnten, habe ich nun schon lange zu keinem mehr gegriffen. Auf „Stille blutet“ bin ich aufmerksam geworden, weil es mir mit dem Hinweis auf die sympathische Ermittlerin empfohlen wurde und ich die Ausgangssituation interessant fand. Dieser Krimi beginnt damit, dass die Nachrichtensprecherin Nadine Just ihre eigene Ermordung ankündigt – und kurz darauf ist sie tatsächlich tot. Kein einfacher Fall zum Einstieg für die junge Ermittlerin Fina Plank, der es ohnehin nicht leicht fällt, sich bei ihren männlichen Kollegen in der Wiener Mordkommission zu behaupten. Bald passieren weitere ähnliche Morde und jedes Mal scheint Nadines Exfreund Tibor mit im Spiel zu sein.

Das positive vorweg: Fina fand ich tatsächlich sympathisch und es hat mir auch gut gefallen, wie die Zusammenarbeit und die Konflikte innerhalb des Ermittlerteams dargestellt wurden. Leider hat mich dieser Krimi darüber hinaus nur wenig begeistert. Tibor tappt mit solcher Dummheit in jede Falle, dass es kaum zu fassen ist, und die Auflösung war nicht sehr überzeugend. Dargestellt wird das ganze als klug ausgeklügelter Plan, der auf mich aber nur unnötig kompliziert wirkte und letztendlich auch nur aufgrund von vielen Zufällen (und etwas begriffstutzigen Ermittlern) funktionierte. Einer der Mordfälle wird zum Ende nicht aufgeklärt und bleibt als Cliffhanger für den nächsten Band. Ich glaube aber nicht, dass ich diese Reihe fortsetzen werde.

2 thoughts on “[Kurzrezensionen] Krimis von beschaulich bis blutig

  1. Ich finde es auch immer wieder überraschend zu sehen, welche Reihen x Fortsetzungen bekommen, während ich nach dem ersten Band so abgeschreckt war, dass ich definitiv nicht weiterlesen wollen würde.

    Ursula Poznanski hat meinem Gefühl nach oft richtig, richtig gute Ideen und scheitert dann (spätestens) daran diese Ideen auch zu einem befriedigenden Ende zu bringen. Ich war von ihren ersten (beiden?) Jugendbüchern wirklich angetan, aber nach dem Auslesen blieb da immer ein Kern von Unzufriedenheit mit der Auflösung, die mich davon abhielt weitere Jugendbücher von ihr zu lesen. Und mit den beiden Krimis, die ich von ihr ausprobiert hatte, ging es mir ganz genauso. Ich finde es spannend, dass sie trotzdem so erfolgreich ist und anscheinend ein treues Stammpublikum für ihre Romane gefunden hat.

    1. Mir hat „Erebos“ damals recht gut gefallen, als ich es dieses Jahr nochmal gelesen habe, aber nicht mehr so sehr. Und ihre anderen Bücher haben mich alle spätestens bei der Auflösung enttäuscht. Daher war das wohl nun wirklich mein letzter Versuch mit Ursula Poznanski.

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