Phantastisch Rezensionen

Guy Gavriel Kay – All the Seas of the World

erschienen bei Penguin Random House

Rafel, Händler und Seefahrer, und seine Partnerin Nadia, die vor Jahren von Ashariten entführt und versklavt worden war, erreichen an Bord der Silver Wake die Stadt Abeneven. Sie sind hier, um niemand geringeren als den Kalif der Stadt im Auftrag zweier mächtiger Männer zu ermorden. Damit setzen sie eine Kette von Ereignissen in Gang, die nicht nur ihr Leben von Grund auf verändert.

„All the Seas of the World“ bildet eine lose verknüpfte Trilogie mit „A Brightness Long Ago“ und „Children of Earth and Sky“ und ordnet sich zeitlich zwischen den beiden Büchern ein. Somit ist die Hintergrundwelt wieder stark an den Mittelmeerraum während der Renaissance angelehnt; wir befinden uns unmittelbar nach der Eroberung von Sarantium (= Byzanz). Obwohl die Handlung des Buches für sich alleine steht, ist es sehr hilfreich die beiden oben genannten Romane zu kennen. Es gibt auch Verweise auf „Sailing to Sarantium“ und „The Lions of Al-Rassan“, aber man versteht die Handlung ohne weiteres auch ohne Kenntnis dieser Bücher.

Bei Neuerscheinungen von Kay greife ich fast immer ohne zu zögern zu, da ich seine Art der „historischen Fantasy“, seinen Schreibstil und seine komplexen Figuren sehr mag. Allerdings hat mich „A Brightness Long Ago“ schon nicht ganz überzeugt und das trifft in einem noch stärkeren Ausmaß auch auf seinen neuesten Roman zu. Das liegt einerseits daran, dass ich keinen so guten Zugang zu den Stadtstaaten von Batiara finde wie zu anderen Settings von Kay. Andererseits hatte ich aber auch konkrete Probleme mit der Handlung und den Figuren. Es ist eine Weile her, seit ich den Roman gelesen habe und ich finde es bezeichnend, dass ich mich an den Plot schon kaum mehr erinnern kann. Es gibt politische Intrigen und es werden neue Allianzen geschmiedet, um die Ashariten, die Sarantium erobert haben, zumindest teilweise zurückzuschlagen. Das gipfelt in einer Kampagne, die ich auch spannend zu lesen fand, aber rundherum zerfasert die Handlung oft und wirkt seltsam ziellos.

Das wäre nicht so schlimm, wenn die Figuren mich ausreichend gefesselt hätten, aber ich konnte weder zu Rafel noch zu Nadia einen richtigen Zugang finden. Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit einer Reihe von Personen aus den anderen beiden Romanen gefreut – so spielen unter anderem Danio, Folco d’Acorsi und Antenami Sardi eine größere Rolle. Obwohl Rafel und Nadia klar im Mittelpunkt stehen, ist mir aufgefallen, dass ich die Passagen mit den altbekannten Figuren lieber als alles andere gelesen habe, während mir die beiden Hauptcharaktere sehr fern geblieben sind. Ich könnte noch nicht einmal genau sagen, woran das lag, außer vielleicht, dass sie mir trotz einer ausgefeilten Hintergrundgeschichte recht blass vorkamen.

Daher hat mich Kay dieses Mal ziemlich enttäuscht. In den letzten Jahren haben mich schon einige seiner Romane nicht mehr so begeistert wie seine früheren Werke, aber ich habe sie dennoch alle gern gelesen. Bei „All the Seas of the World“ habe ich erstmals sogar über einen Abbruch nachgedacht. Sehr schade – ich hoffe, dass sein nächster Roman wieder eher meinen Geschmack trifft.

2 thoughts on “Guy Gavriel Kay – All the Seas of the World

  1. Wie schade, dass dich Guy Gavriel Kay inzwischen so enttäuscht. Ich drücke fest die Daumen, dass dir seine nächsten Bücher wieder mehr Freude bereiten! Es ist einfach zu frustrierend, wenn sich ein Lieblingsautor in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr so befriedigenden ist wie seine früheren Werke.

    1. Danke, ich hoffe auch, dass mir die nächsten Bücher wieder besser gefallen! Falls nicht, muss ich Kay wohl für mich abhaken und lieber ein paar seiner älteren Werke erneut lesen. Sowas passiert einem ja leider immer wieder mal mit Lieblingsautoren.

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