John Bude – Mord in Cornwall
Unter dem Pseudonym John Bude verfasste der Brite Ernest Carpenter Elmore in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr als 30 Kriminalromane. Bei Klett-Cotta wurden in den letzten Jahren einige davon auf Deutsch neu aufgelegt; den Anfang machte „Mord in Cornwall“: In einem Fischerdorf an der Küste von Cornwall wird in einer stürmischen Nacht Richter Julius Tregarthan ermordet in seinem Haus aufgefunden. Daraufhin machen sich Reverend Dodd und Polizeiinspektor Bigswell gemeinsam an die Aufklärung des Verbrechens.
Ein schöner cosy crime aus dem britischen „Goldenen Zeitalter“ der Kriminalliteratur. Es werden viele Fragen aufgeworfen und bei genauerer Betrachtung scheinen immer mehr Beteiligte ein Motiv für den Mord zu haben. Das Erzähltempo ist gemütlich, aber man muss trotzdem aufmerksam bleiben, um keinen von den Hinweisen zu verpassen, zumal die Ermittlungen zeitweise etwas ziellos wirken. Sehr gut hat mir die weitgehend wertschätzende Zusammenarbeit zwischen dem Hobbydetektiv Reverend Dodd, der wertvolles Wissen zu den Verdächtigen mit einbringt, und dem Inspektor gefallen. Die Auflösung kam am Ende etwas überraschend und ist für alle, die beim Lesen mitraten wollen, fast unmöglich zu erraten, aber ich fand sie in sich stimmig. Alles in allem trotz einiger Schwächen ein unterhaltsamer Krimi.
Lenz Koppelstätter – Bei den Tannen
Die Serie um den Südtiroler Commissario Grauner weist für mich ständige Höhen und Tiefen auf. Einige der Bände konnten mich nur wenig überzeugen, aber da ich in den letzten Jahren ein paarmal in Südtirol war und es für mich schon fast eine Tradition ist ein Buch von Lenz Koppelstätter zu lesen, wenn ich dort bin, setze ich die Serie doch immer wieder fort. Nach dem eher schwachen Vorgängerband gefiel mir „Bei den Tannen“ nun auch wieder besser. Diesmal geht es ins Sarntal, wo in einem Restaurant eine berühmte Gourmetkritikerin vergiftet wird. Im Zuge seiner Ermittlungen stößt Grauner nicht nur auf eine Wand aus Aberglauben, sondern auch auf eine traurige Familiengeschichte.
Die Landschaft ist hier wieder einmal sehr stimmungsvoll beschrieben und könnte fast als heimliche Protagonistin bezeichnet werden. Schön fand ich auch, dass das Team rund um Grauner nach den tragischen Ereignissen des vorigen Bandes nun allmählich wieder zu sich findet. Der Kriminalfall selbst ist allerdings etwas konfus und nachdem sich das eigentliche Mordmotiv aufgrund eines Hinweises schon sehr früh andeutet, kommt die tatsächliche Auflösung dann etwas plötzlich und ist einigermaßen unspektakulär. Ein solider Band in der Reihe, die aber insgesamt etwas an Schwung verloren hat.
Hannah Häffner – Nordsee-Nacht
Dieser Krimi und die Autorin waren für mich ein völliger Zufallsfund. Ich bin darauf aufmerksam geworden, als ich eine ganze Reihe von Büchern im Lesehotel angelesen habe. Bei diesem habe ich mich festgelesen und es nach der Abreise in der Bücherei ausgeborgt.
In den 80er Jahren verschwindet die kleine Friederike spurlos von einem Ferienlager im Küstenort Hulthave. Kommissar Wedeland ermittelt vergeblich und muss den Fall schließlich zu den Akten legen. Als 25 Jahre später am Strand eine Frau mit Gedächtnisverlust gefunden wird, kommen schnell Gerüchte auf, es handle sich bei ihr um Friederike. Der inzwischen pensionierte Wedeland und die Betreuerin Sascha, die sich die Schuld an dem Verschwinden des Mädchens gibt, kehren daraufhin nach Hulthave zurück, um endlich den Fall abschließen zu können.
Obwohl ich gern über „cold cases“ lese, hat für mich in diesem Krimi der Beginn im Jahr 1987 deutlich besser funktioniert als der 2. Teil, in dem der Fall nochmal aufgenommen wird. Der Zeitsprung ist insofern interessant, weil er einen Blick darauf wirft, wie das Leben der Personen, die in den Fall Friederike verwickelt waren, von den Geschehnissen damals beeinflusst wurde. Allerdings entsteht rückblickend der Eindruck, dass die damaligen Ermittlungen viel zu früh aufgegeben wurden und so hinterlässt die späte Aufklärung einen schalen Nachgeschmack. Auch in der Gegenwart bleiben die beteiligten Personen lange Zeit zu passiv, was dazu führt, dass sich am Ende die Ereignisse überschlagen und die Auflösung sehr überhastet wirkt. Obwohl die wichtigsten Fragen geklärt werden, hatte ich doch das Gefühl, dass zu vieles in der Schwebe bleibt.
Hm, ich glaube, ich habe von John Bude noch nie was gelesen … Mal schauen, ob ich einen Titel von ihm in der Bibliothek finde (sobald der Bibliotheksserver wieder erreichbar ist *seufz*).
Mir ist der Autor vorher auch noch nie untergekommen. Immer wieder erstaunlich, wieviele britische Krimis es aus der Zeit gibt.
Definitiv eine gute Zeit für Krimiautoren! Ich finde es auch spannend, wie viele davon immer noch (oder schon wieder) verlegt werden. Diese Art von Krimis ist oft überraschend gut gealtert …