
Printfassung erschienen bei rowohlt, Hörbuch im Argon-Verlag
ungekürzt; gelesen von Uve Teschner
Nach einem Frachtschiffunglück häufen sich tonnenweise Plastikpartikel an den Küsten im Mittelmeerraum und führen zu einer Debatte über Mikroplastik und seine gesundheitlichen Folgen. Die Journalistin Melissa recherchiert zu dieser Problematik und stößt dabei auf die Firma Cyaclean, die das Plastikproblem zu lösen verspricht. Aber dann wird für Melissa das Thema persönlicher, als sie ursprünglich gedacht hätte: Ihre Nichte hat ein bösartiges Karzinom in der Leber, möglicherweise ausgelöst durch Mikroplastik im Blut.
Mit Partikel legt Wolf Harlander einen Ökothriller vor, der sich eines hochaktuellen Themas annimmt: der globalen Plastikvermüllung und ihren kaum abzuschätzenden Folgen für Mensch und Umwelt. Mir war teilweise nicht ganz klar, wieviel an dem Roman Tatsache und wieviel Dystopie ist, aber vermutlich ist er realer als uns lieb ist.
Die Verbindung aus ökologischer Katastrophe und journalistischer Spurensuche fand ich sehr fesselnd. Vor allem Melissas Perspektive als Reporterin bietet einen interessanten Zugang zur Thematik. Ich fand es sehr schön, wie ihre Recherchen mit einem eher kleinen, kuriosen Ereignis beginnen und dann immer größere Kreise ziehen. Neben ihr sind zwei BND-Ermittler damit beschäftigt das Frachtschiffunglück zu untersuchen und stellen dabei ebenfalls fest, dass es hier größere Zusammenhänge gibt, als sie anfangs vermutet hätten. Denn mit Mikroplastik bzw. mit der Entsorgungsproblematik lassen sich Millionen verdienen.
Leider wirkt die Krankheitsgeschichte um Melissas kleine Nichte Zoe stellenweise überzeichnet. Anfangs hat mir diese persönliche Verknüpfung gut gefallen, aber als sich die Ereignisse überschlagen, verliert Zoes Geschichte durch die inszenierte Dramatik an Wirkung. Wenn Harlander hier nicht so viel „Action“ mit eingebaut hätte, hätte dieser Erzählstrang für mich deutlich besser funktioniert. So wird die Glaubwürdigkeit manchmal doch arg strapaziert; zumal die Motive und Handlungen der „Bösen“ für mich teilweise keinen Sinn ergeben haben.
Dennoch war „Partikel“ für mich ein lesenswerter Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch wachrüttelt. Harlander zeigt eindrucksvoll, wie nahe die ökologische Katastrophe bereits an unsere Lebensrealität gerückt ist – und wie dringlich es ist, sich damit auseinanderzusetzen. Ein spannender Thriller mit sehr aktueller Thematik, der nur manchmal etwas übers Ziel hinausschießt.