erschienen bei Dreamscape Media
ungekürzte Lesung von Colleen Prendergast
woher: Audible
Sara Crew muss Indien und ihren geliebten Vater verlassen, um in einem englischen Internet zur feinen Dame erzogen zu werden. Sie findet schnell Freunde in der Schule und obwohl die strenge Schulleiterin Miss Minchin sie nicht mag, erfüllt sie Sara ihres reichen Vaters wegen doch jeden Wunsch. Das alles ändert sich, als schlechte Nachrichten aus Indien kommen und Sara sich fortan als Dienstmagd in der Schule verdingen muss.
Frances Hodgson Burnett hat mit Sara Crew eine ganz zauberhafte Heldin entworfen. Sara ist warmherzig, unvoreingenommen, wissbegierig und unglaublich fantasievoll. Sie denkt sich gern Geschichten aus und versetzt sich so intensiv in diese hinein, dass sie für sie beinahe zur Realität werden. Die Autorin beschreibt so anschaulich, wie Sara in ihren Geschichten leben, dass man selbst beim Lesen ganz darin eintauchen kann. In der Schule reagieren die Mädchen sehr unterschiedlich auf Saras lebhafte Fantasie: einige sind ganz davon fasziniert und bewundern Sara; andere wiederum finden sie seltsam und überheblich oder sind auf sie neidisch. So macht sie sich schnell Freunde, aber auch Feinde.
Ihre engsten Freundinnen sind die scheue Dienstmagd Becky und ihre Mitschülerin Ermengarde, die Schwierigkeiten beim Lernen hat. Die beiden halten auch dann noch zu Sara, als sie allen Reichtum verloren hat. Auch ihre Geschichten sind Sara ein Trost, als sie nun in einer engen, dunklen Kammer wohnen muss und mit Hunger und Kälte zu kämpfen hat.
Es hat mich fasziniert, wie der Autorin hier die Balance zwischen der kindlichen Fantasiewelt und der harten Realität gelingt. So stellt Sara sich vor, sie wäre eine Gefangene in der Bastille oder ein Soldat im Krieg, um besser mit ihrem trostlosen Alltag umgehen zu können. Die Vorstellung, eine Prinzessin zu sein, hilft ihr schließlich, auf Ungerechtigkeiten mit Höflichkeit und Respekt zu reagieren – sehr zum Missfallen von Miss Minchin, die Sara aus der Reserve locken möchte.
Trotzdem können die Geschichten nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr Sara immer wieder unter ihrer Situation leidet. Es gibt Szenen, die tieftraurig oder höchst ungerecht und wirklich hart zu lesen sind.
„A Little Princess“ ist ein wunderschönes Kinderbuch, das ich vom Anfang bis zum Ende genossen habe. Sicher, die Figuren sind teils ein bisschen schwarz-weiß geraten, aber nicht eindimensional gezeichnet. Und auch die Botschaften, die darin vermittelt werden, sind zwar schlicht, aber nicht banal und zudem auch zeitlos. Mir hat der Roman noch besser gefallen als The Secret Garden, da er meiner Meinung nach besser die Balance zwischen schönen und traurigen Szenen hält und das Ende weniger simpel ist.
Sehr gelungen ist auch die Hörbuchfassung mit einer sehr angenehmen, einfühlsamen Lesung von Colleen Prendergast.
Ich bin sehr froh, dass ich diesen Roman nun endlich gelesen habe (bislang kannte ich noch nicht einmal eine der filmischen Umsetzungen) und kann mir gut vorstellen, dass ich in Zukunft noch öfter dazu greifen werde.
(Hallo. Bin wieder da.)
Oh schön, deine Rezension 🙂 Jetzt wo ich so drüber nachdenke… The secret garden hab ich mal irgendwann vor JAHREN verliehen und nie wieder bekommen.
Willkommen zurück! 🙂
Na, dann wird es an der Zeit, das Buch zurückzufordern. Oder meinst du, da besteht keine Chance mehr.
Absolut keine Chance. Das war eine Kollegin in meinem ersten Berlin Job vor Jahren. Aber ist nicht schlimm, vielleicht lebt es jetzt da und strahlt Liebe aus. Oder vielleicht ist es sogar weiter gewandert, ich mag den Gedanken dass schöne Bücher von Hand zu Hand gehen 🙂
Schön, dass dir das Buch so gut gefallen hat. Mir geht es immer wieder etwas unter, obwohl ich eigentlich finde, dass es der Titel der Autorin ist, den man am problemlosesten Lesen kann. Sarah ist sympathischer als Mary (die ich anfangs schon anstrengend finde) und deutlich erträglicher als Cedric (der mir ein bisschen zu perfekt ist) und ihr Leben ist nicht so abgeschlossen vom Rest der Welt wie das der beiden anderen Figuren von Frances Hodgson Burnett. 😉 (Ich muss zugeben, dass ich andere Werke der Autorin gar nicht kenne obwohl sie ja doch ein recht eifrige Schreiberin war.)
Cedric ist aus "Der kleine Lord"?
Mary ist anfangs sehr anstrengend, aber ich mochte ihre Charakterentwicklung. Sara ist natürlich deutlich sympathischer, wobei sie aber auch weniger Entwicklung durchmacht.
Ja, Cedric ist der kleine Lord.
Oh, ich liebe dieses Buch! Das war eins der ersten englischen Bücher, die ich je gelesen habe, da müsste ich etwa 13 gewesen sein. Meine Tante hatte mir das Buch damals geliehen.
Einfach nur wunderschön, eine Printausgabe will ich mir dazu auch irgendwann noch selbst besorgen.
LG
Rissa
Ich wünschte, ich hätte das Buch früher schon gelesen. Als Kind hätte ich es bestimmt geliebt und mehrmals rauf- und runtergelesen. 🙂
Ich muss ja gestehen, dass ich die Hauptfigur Sarah schon als Kind immer als ein bisschen zu makellos empfunden habe und mir deshalb nicht sicher war, ob ich sie wirklich mag. Andererseits erinnert mich deine Rezension gerade daran, dass ich Sarahs Fantasiewelt und vor allem die Szene mit der scheinbar magischen Verwandlung ihrer Dachkammer sehr mochte und das Buch als Kind wahrscheinlich auch deshalb definitiv mehr als einmal gelesen habe. Vielleicht wäre es an der Zeit für nen erneuten Re-Read…
Von den Verfilmungen würde ich übrigens eher abraten – zumindest die von 1995 habe ich als eher kitschig in Erinnerung.
Sara ist schon an der Grenze zur überguten Figur, das stimmt. Ich fand das aber insofern etwas relativiert, weil sie doch manchmal aufmüpfige oder auch fast hasserfüllte Gedanken hat und nur dank der Überlegung, wie sich denn nun eine "richtige Prinzessin" verhalten würde, höflich und freundlich bleibt.
Von den Verfilmungen reizt mich eigentlich nur eine und zwar eine Miniserie von 1986, die sehr nah am Buch sein dürfte und auch auf Youtube ist.