Irrelevant für die Rezensionen, aber etwas, worüber ich mich kurz aufregen muss: Buchcover in Ebooks, die entweder nicht vorhanden oder fehlerhaft eingebunden sind. Gah! Nicht, dass mich das nach all den anderen Schlampereien oder Seltsamkeiten beim Layout von Ebooks noch wundern würde, aber es nervt mich. Es ist mir schon bewusst, dass viele Verlage Ebooks als ungeliebtes Nebenprodukt betrachten, aber das muss ja nicht auch noch so deutlich werden …
Normalerweise mache ich mir die Mühe, fehlende Cover mittels Calibre einzubinden, aber diesmal hatte ich dazu keine Zeit, also verzeiht die faden Bilder!
So, jetzt aber zu den Büchern:
Anja Jonuleit – Novemberasche
erschienen bei dtv
Es geht in diesem Krimi um den Mord an einem Schüler, den Kommissar Andreas Sommerkorn aufzuklären versucht. Daneben ereilt ihm auch privat die Nachricht von einem Todesfall: Der Mann seiner Schwester Paula ist bei einem Fallschirmsprung verunglückt. Als rund um diesen Tod einige Geheimnisse zu Tage kommen, beginnt Paulas beste Freundin Nachforschungen anzustellen.
„Novemberasche“ ist der zweite Band einer Krimireihe, was mir aber zunächst nicht bewusst war. Deshalb hat es mich zunächst auch sehr irritiert, dass man auf der einen Seite Paulas Freundin Marie als Perspektiventrägerin hat und auf der anderen Seite Sommerkorn, zwischen denen es nur ab und zu Berührungspunkte gibt. Auch die beiden Fälle laufen die meiste Zeit über völlig getrennt voneinander.
Ich kann mir vorstellen, dass das weniger stört, wenn man die Figuren bereits aus dem ersten Band „Das Wasser so kalt“ kennt, in dem Marie im Zentrum eines Kriminalfalles steht.
Abgesehen von der meiner Meinung nach etwas seltsamen Aufteilung der Handlungsstränge hat mir der Krimi ganz gut gefallen. Er ist nicht übermäßig spannend, liest sich aber sehr flüssig und wartet mit einigen interessanten Themen auf. Die Auflösung kam mir etwas konstruiert vor und es hat mich ein wenig gestört, dass hier – wie so oft in Krimis – alle in einem großen Showdown in Gefahr gebracht werden, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ich wieder einmal etwas von Anja Jonuleit lese.
Jim C. Hines – The Stepsister Scheme
erschienen bei Barnes & Noble
Dieser Roman ist der Auftakt zu einer Reihe von Fantasyromanen, die sich Märchenprinzessinnen mal von einer etwas anderen Weise nähern. Ich bin darauf eigentlich über den vierten Band aufmerksam geworden, da ich nach einer Adaption der „Schneekönigin“ gesucht habe. Da ich natürlich nicht mit dem letzten Band einer Reihe beginnen wollte, habe ich mich also dem ersten Band zugewendet, in dem es um Aschenputtel – Danielle – geht. Nach ihrer Hochzeit mit dem Prinzen wird dieser von ihren bösen Stiefschwestern entführt und so macht sie sich auf den Weg, um ihn zu retten. Gut, dass ihr mit Talia, alias Dornröschen, und Snow (Schneewittchen) zwei kampferprobte Frauen zur Seite stehen.
Actiongeladene Märchenprinzessinnen in einem High Fantasy-Setting – das ist wirklich mal etwas anderes. Ich hatte sehr viel Spaß mit „The Stepsister Scheme“, das eine sehr rasante und humorvolle Geschichte erzählt. Zwischendurch war es mir leider ein wenig zuviel konfuses Suchen und das Ende war mir etwas zu sehr mit Kampfszenen vollgepackt, aber die drei Heldinnen sind ganz großartig. Der Prinz bleibt dagegen völlig blass und passiv – das habe ich insofern etwas schade gefunden, weil es mir dadurch schwer gefallen ist nachzuvollziehen, weshalb Danielle sich für ihn überhaupt so in Gefahr begibt. Dass die beiden sich tatsächlich lieben, muss man hier einfach mal glauben – spüren kann man davon beim Lesen nichts.
Da mir die Idee, das Setting und die drei Hauptfiguren aber sehr gut gefallen haben, werde ich die Serie auf jeden Fall weiterlesen.
Ilse van Heyst – Heike bricht aus
erschienen bei Loewe
„Heike bricht aus“ ist ein Jugendbuch, das ich früher oft gelesen habe und das ich auch jetzt wieder sehr gut fand. Es gibt darin um die junge, verwaiste Heike, die von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht wird, bis sie schließlich in einem Heim für schwer erziehbare Mädchen landet. Als sie von dort ausreißt und sich auf einem Pferdehof für einen Jungen ausgibt, tut sich für sie eine neue Chance auf.
Der Roman erzählt sehr sensibel, aber ohne auf die Tränendrüse zu drücken, wie Heike nach Verständnis und Liebe sucht, aber immer wieder aufläuft, weil man sie für bockig und schwierig hält und sie sich nicht so verhält, wie man es von einem braven Mädchen erwarten würde.
Als sich jemand die Mühe macht, ihr zuzuhören und sie einfach sein lässt wie sie ist, blüht sie richtig auf und findet auch endlich eine Heimat.
„Heike bricht aus“ ist ein wunderschönes, warmherziges Buch, das sehr feinfühlig einige schwierige Themen anspricht und nebenbei auch noch eine sehr spannende Geschichte erzählt. Man merkt an der äußeren Handlung, dass es schon etliche Jahre alt ist, aber in der Figurenentwicklung und dem Kern der Geschichte ist der Roman sehr zeitlos. Gerade, was das Hinterfragen von Geschlechterrollen und die unterschiedlichen Ansprüche, die an Mädchen und Jungen gestellt werden, betrifft, finde ich das Buch sogar sehr modern. Und Heike ist eine großartige Heldin, die trotz ihrer Fehler und Probleme ein tolles Vorbild für junge Mädchen darstellt. Sie macht sich Gedanken, sie hinterfragt Dinge, sie versucht ganz sie selbst zu sein, auch wenn sie damit aneckt und sie macht eine wirklich schöne Entwicklung durch.
Eines der besten Jugendbücher, das ich kenne!