Rezensionen Sachbuch

[Kurzrezensionen] Drei Bücher vom Wandern

Im Sommer habe ich als Inspiration und Begleitlektüre für meine Wanderungen ein paar Bücher gelesen, in denen es ebenfalls ums Wandern geht. Hier meine kurzen Leseeindrücke dazu:

Dennis Gastmann – Gang nach Canossa. Ein Mann, ein Ziel, ein Abenteuer

Der Reisereporter Dennis Gastmann macht sich 2012 auf, um einen Weg zu gehen, den zuletzt König Heinrich IV vor knapp 1000 Jahren zurückgelegt hat: zu Fuß nach Canossa, also einmal quer durch Deutschland, durch die Schweiz und über die Alpen nach Italien. Als der Autor seine ungewöhnliche Pilgerreise beginnt, ist er nicht gerade ein begnadeter Wanderer und gerade das hat mir an dem Buch besonders gut gefallen. Dennis Gastmann schildert humorvoll, sympathisch und sehr gut nachvollziehbar die körperlichen Beschwerden, die so ein Unternehmen mit sich bringt, die Irrwege, das unberechenbare Wetter, die Gedanken, die ihm dabei durch den Kopf gehen. Mit eingestreut sind auch allerlei absurde, komische und lehrreiche Begegnungen, die er unterwegs mit den unterschiedlichsten Menschen hat. Ein unglaublich unterhaltsames Buch mit sehr lebhaften Beschreibungen, das ich auf eine ähnliche Weise inspirierend fand wie Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“.

 

Kathrin Heckmann – Fräulein Draußen. Wie ich unterwegs das Große in den kleinen Dingen fand

Unter dem Namen „Fräulein Draußen“ bloggt Kathrin Heckmann über das Weitwandern im Allgemeinen, über Ausrüstung, Tipps und ihre zurückgelegten Wege. Ich habe erwartet, dass das Buch erzählen würde, wie sie zum Weitwandern gefunden hat und daraus schließlich sogar ihren Job gemacht hat. Tatsächlich hängen aber die einzelnen Kapitel nicht chronologisch zusammen, sondern erzählen episodenhaft von einzelnen Wanderungen und stellen dabei auch immer einen Aspekt aus der Flora und Fauna in den Mittelpunkt (z.B. die Welt der Insekten, Lichtverschmutzung, etc.). Und obwohl das Buch stilistisch gut geschrieben ist, empfand ich diese Exkurse als unangenehm belehrend und zugleich sehr aufgesetzt. Über ihre persönlichen Erfahrungen beim Wandern erfährt man dagegen sehr wenig und es spannt sich auch nicht wirklich ein Bogen von ihrem Entschluss, aus ihrem damaligen Berufsleben auszusteigen bis hin zu ihrem Leben als Vollzeitbloggerin.

Alles in allem ein eher enttäuschendes Leseerlebnis – wer mehr über die Wanderungen von Kathrin Heckmann erfahren oder sich Tipps zum Weitwandern holen möchte, sollte besser ihren Blog lesen.

 

Christine Thürmer – Laufen. Essen. Schlafen. Eine Frau, drei Trails und 12700 Kilometer

Christine Thürmer ist Mitte 30 und erfolgreiche Managerin, als sie unerwartet gekündigt wird und daraufhin beschließt sich eine Auszeit zu nehmen, um auf dem Pacific Crest Trail von Mexiko nach Kanada zu wandern. Danach kehrt sie für eine Weile in ihren alten Job zurück, ehe sie erneut aufbricht, um die anderen zwei großen Weitwanderwege der USA, den Continental Divide Trail und den Appalachian Trail, zu gehen.

Ich habe dieses Buch nicht schlecht gefunden, aber so richtig mitnehmen konnte es mich dennoch nicht. Mich hätte interessiert, wie es einem dabei geht, wenn man ein Schreibtisch- und Wohlstandsleben gegen mehrere Monate in der Wildnis und Übernachtungen im Zelt eintauscht, aber davon und auch von den Trails an sich erfährt man in dem Buch relativ wenig. Christine Thürmer schildert von ihrer ersten Wanderung auf dem PCT eher die Mitwanderer und die Art von Gemeinschaft, die sich auf so einem Trail ergibt. Das war zwar auch interessant, aber ich hätte gerne mehr über ihre persönliche Erfahrung mit dem Wandern an sich erfahren. Bei der zweiten Wanderung auf dem CDT konzentriert die Autorin sich in erster Linie auf die dysfunktionale Beziehung zu ihrem Wanderpartner, was ziemlich frustrierend zu lesen war, und ihre dritte Wanderung auf dem AT wird ziemlich kurz abgehandelt; diese scheint ihr auch nur wenig Freude zu bereiten.

Für mich persönlich hat das Buch einfach nicht die richtigen Schwerpunkte gesetzt und ich fand zudem den Schreibstil teilweise recht hölzern. Sollte ich noch einmal etwas über den Pacific Crest Trail lesen wollen, greife ich wohl lieber nochmal zu „Der große Trip“ von Cheryl Strayed.

3 thoughts on “[Kurzrezensionen] Drei Bücher vom Wandern

  1. Ich glaube, die Kritikpunkte, die du zu den letzten beiden Büchern aufführst, sind der Grund, wieso ich solche Erfahrungsberichte eigentlich nicht mehr lese. *g* Schade, dass dich nur eins der drei Bücher überzeugen konnte …

    1. Tja, ich hoffe halt immer, dass ich die Sorte Erfahrungsbericht erwische, die für mich gut funktioniert. War dieses Mal leider nur bei einem Drittel der Bücher der Fall. Hoffentlich ist die Erfolgsquote beim nächsten Mal wieder besser. 😉

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