Ich möchte euch heute ein Buch vorstellen, das ich vor einigen Monaten zufälligerweise in der Bücherei entdeckt habe. Es ist also schon ein bisscher her, seit ich es gelesen habe, aber ich möchte euch diese kleine Perle unbedingt weiterempfehlen:
Genre: Phantastik
Seiten: 406
Verlag: Piper
ISBN: 978-3492700191
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternchen
„Lud-in-the-Mist“ von Hope Mirrlees erschien bereits 1926 bei Collins, wurde aber erst 2003 mit dem Titel „Flucht ins Feenland“ ins Deutsche übersetzt. Die Hardcover-Ausgabe von Piper ist insofern ein echtes Schmuckstück, da sie auch eine Einleitung von Neil Gaiman und ein sehr ausführliches Nachwort von Michael Swanwick (mit Informationen über die Autorin und ihre Werke) enthält.
Der Freistaat Dorimare (früher unter der Herrschaft des Herzogs Aubrey, dessen lautliche Ähnlichkeit mit „Oberon“ nicht von ungefähr kommt) pflegte einst enge Beziehungen zum im Westen gelegenen Feenland. Aber zu Beginn des Romans unterhalten die beiden Länder schon seit vielen Jahren keine Beziehungen mehr. Alles, was mit dem Feenland zu tun hat, wird totgeschwiegen. Dann aber werden Feenfrüchte in die Stadt Lud-in-den-Nebeln geschmuggelt; der Sohne des Bürgermeisters kommt ebenso in den Genuss dieser Früchte wie die Mädchen der „Höheren Töchterschule“, die daraufhin über die Hügel ins Feenland verschwinden.
Nathan Hahnenkamm, der Bürgermeister, versucht nun, dem Schmuggel ein Ende zu bereiten. Dabei stößt er auf einen alten Mordfall und muss sich schließlich selbst auf den Weg ins Feenland machen.
Der Roman von Mirrlees ist kein typischer Fantasyroman. Man findet auf alle Fälle mehr Ähnlichkeiten zu phantastischen Werken der Romantik als etwa zum Herrn der Ringe. Die Bewohner von Lud-in-den-Nebeln erinnern in ihrer Mentalität ein wenig an Hobbits (bzw. umgekehrt), aber das ist auch schon alles. „Flucht ins Feenland“ ist eher ein Krimi und eine Gespenstergeschichte und ganz nebenbei auch sehr witzig, ohne jedoch wirklich eine Komödie zu sein. Hahnenkamms Reise ins Feenland geschieht erst sehr spät und nimmt nur wenig Raum ein (nur damit hier keine falschen Erwartungen geweckt werden!). Bis dahin spielt sich alles in Dorimare ab, wo allmählich das „Fremde“ aus dem Feenland immer stärker greifbar wird.
Sprachlich ist der Roman ein echtes Juwel. Er ist nicht immer einfach zu lesen, zuweilen fast ein wenig sperrig, aber dafür ist er wunderbar poetisch und wohltuend anders als manche moderne Fantasyromane, die sich wie ein steriles Beispiel eines Schreibratgebers lesen.
Der Beginn ist übrigens recht gemächlich, aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Es lohnt sich weiterzulesen!
Hallo Neyasha,
Das klingt wahrlich nach einer kleinen Perle. Ich mag den poetischen Schreibstil ebenfalls sehr gerne.
Sehr schöne Rezension. Ich werde mir den Titel gleich in mein Büchlein kritzeln 🙂
Tödlich, immer diese Rezis auf anderen Blogs, nicht? Da wachsen die Listen schnell ins Unendliche … *g*
Es ist auf alle Fälle ein wirklich skurriles Buch (auf eine positive Weise). Und falls du's mal liest: Nicht abschrecken lassen vom Anfang; es wird echt spannend, wenn man mal drinnen ist. 🙂