Genre: Prosadichtung
Seiten: 266
Verlag: Coron
ASIN: B002AFN1ZE
Klassiker-Challenge (Spanien)
Ich muss gestehen, dass ich mich lange davor gedrückt habe, diese Rezension zu verfassen. Da ich das Buch aber für eine Challenge gelesen habe, konnte ich mich nicht davor drücken. Was aber ist so schwierig an dieser Rezension?
„Platero und ich„ ist kein Roman im eigentlichen Sinn. Zwar könnte man den Inhalt solchermaßen zusammenfassen, dass der Ich-Erzähler mit seinem kleinen Esel durch den andalusischen Ort Molguer und seine nähere Umgebung streicht, aber das ist weder eine adäquate Handlungszusammenfassung, noch beschreibt das das Werk auch nur annähernd.
„Platero und ich“ besteht aus 138 „Kapiteln“, die manchmal einzelne Szenen schildern, Erlebnisse mit Platero erzählen oder bestimmte Personen aus Moguer vorstellen und manchmal lediglich besondere oder alltägliche Stimmungen und Ereignisse einfangen. Zusammengehalten werden sie durch den Esel Platero und durch eine Art Jahreskreislauf: Der Text setzt im Frühling ein und endet im Winter.
Mehr möchte ich über den Inhalt an sich hier gar nicht sagen. Platero wird meist als Sinnbild für das Verhältnis von Mensch und Natur betrachtet, aber ich möchte mich hier nicht in Interpretationen verlieren.
Es ist schwer, den Text zu bewerten, da er natürlich nicht spannend oder fesselnd im eigentlichen Sinn ist. Dennoch entwickelt sich ein gewisser Sog, und umso besser man Moguer und seine Bewohner kennenlernt, umso besser kann man in die einzelnen Szenen eintauchen. Die Sprache ist poetisch, aber dennoch eher schlicht. Jedes einzelne Wort sitzt, nichts wirkt überflüssig oder fehlplatziert. Zwar sind manche der Bilder vom Inhalt her fröhlich oder amüsant, aber dennoch ist die Grundstimmung sehr schwermütig und melancholisch.
Die Ausgabe, die ich von der Bücherei ausgeliehen hatte, gehört zu der Sammlung „Nobelpreis für Literatur“ des Züricher Coron-Verlages und bietet neben dem eigentlichen Werk noch eine Reihe von interessanten Informationen: eine ausführliche Biografie nebst einer genaueren Beschreibung des Ortes Moguer, eine Bibliografie und die Verleihungsrede anlässlich der Überreichung des Nobelpreises (im Jahr 1956).
Das war umso interessanter, da ich vorher über Jiménez so gut wie nichts wusste.
Allen, die sich für dieses Werk interessieren, kann ich also nur empfehlen, nach einer entsprechenden Ausgabe Ausschau zu halten.
Dazu gibt es auch noch Illustrationen, die wunderbar zur Stimmung der jeweiligen Szenen passen.
Ich werde dieses Werk nicht wie sonst mit Punkten bewerten, da es mir irgendwie nicht passend vorkommt. Es lohnt sich auf alle Fälle, es zu lesen und sich auf die einzelnen Stimmungsbilder einzulassen.