Ich fasse mal wieder Mini-Rezensionen ein paar meiner gelesenen Bücher der letzten Zeit in einem Beitrag zusammen:
Lisa-Marie Dickreiter – Vom Atmen unter Wasser
Es ist fast ein Jahr her, seit die 16jährige Tochter ermordet wurde, als die Mutter nicht mehr mit der Situation fertig wird und versucht, sich das Leben zu nehmen. Ihr Mann und ihr 20jähriger Sohn gehen beide auf ihre Art damit um, während sie auch selbst noch mit der Trauer um Sarah zu kämpfen haben.
Lisa-Marie Dickreiter schrieb das Drehbuch für den gleichnamigen Film (2008), ehe sie den Stoff nun in Romanform umsetzte. In einem eher knappen, nüchternen Stil schreibt sie aus der Sicht der drei Familienmitglieder und zeichnet sehr überzeugend das Bild einer zerrütteten Familie.
Leider hatte ich das Gefühl, in dem Roman noch die Filmszenen durchscheinen zu sehen: Die einzelnen Szenen sind oft sehr kurz und wechseln abrupt. Es bleibt manchmal kaum Zeit, sich auf eine Situation oder einen Schauplatz einzustellen, ehe schon wieder ein harter Schnitt kommt. Das lässt den Roman für mich etwas gehetzt und wie ein Flickwerk wirken.
Dennoch lesenswert: 4/5 Sternchen
Monika Feth – Der Mädchenmaler (Hörbuch)
Vor Jahren „musste“ ich für ein Seminar über Kinder- und Jugendkrimis den Thriller „Der Erdbeerpflücker“ von Monika Feth lesen, den ich sehr spannend fand. Nun beginnen die 18jährige Jette und ihre Mitbewohnerin Merle wieder auf eigene Faust zu ermitteln, als eine Freundin von ihnen vom einen Tag auf den anderen spurlos verschwindet.
Auch der zweite Jette-Thriller von Monika Feth ist wieder aus vielen verschiedenen Perspektiven geschrieben: Der Entführer, Jette, ihre Mutter, ein Kommissar, die verschwundene Ilka, ihr Freund Mike. Im Hörbuch werden diese Perspektiven von verschiedenen Sprechern und Sprecherinnen gelesen, wobei manche Personen sich quasi eine Sprecherin „teilen“ müssen, was etwas irritierend ist. Ansonsten sind sowohl die Handlung als auch die Hörbuch-Umsetzung gut gelungen. Schön ist, dass es Bezüge zu den Geschehnissen des Vorgängers gibt und die Figuren ihre damaligen Erlebnisse nicht einfach so wegstecken. Allerdings ist es gerade angesichts Jettes anfänglichen Problemen nicht nachvollziehbar, dass sie sich nun wieder so gedankenlos in Gefahr begibt. Auch sonst ist nicht jede Handlung der Figuren immer ganz verständlich und der Kommissar scheint teilweise blind und taub durch seine Ermittlungen zu stolpern.
Insgesamt ein spannender und psychologisch interessanter Thriller mit einigen Schwächen: 3/5 Sternchen
Kai Meyer – Arkadien erwacht
Ich hatte bisher bei Kai Meyer oft das Problem, dass ich seine Serienauftakte großartig fand, für mich dann aber Handlung und Spannung abfielen. Ganz so großartig fand ich den Auftakt seiner Arkadien-Romane nun nicht. Der Einstieg war sehr stark: Die 17jährige Rosa reist aus Amerika zurück in ihre Heimat Sizilien, wo ihre Tante das Oberhaupt eines Mafiaclans ist. Und diese Rosa hat mich sofort gefesselt – ein zynisches, trotziges und misstrauisches Mädchen, das man nicht unbedingt mit den Eigenschaften „lieb“ oder „nett“ beschreiben kann und das noch so einige Dinge aus der Vergangenheit mit sich herumzuschleppen scheint. Was für Dinge das sind, erfährt man im Laufe des Romans, und ich kann nur sagen, dass ich nicht nur überrascht war, sondern auch beeindruckt, welche Themen Kai Meyer sich hier anzusprechen wagt.
„Arkadien erwacht“ ist kein „weichgespülter“ Jugendroman, sondern gewissermaßen schonungslos. Auch die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Rosa und Alessandro, der aus einem verfeindeten Clan stammt, wirkt nicht kindlich und ist sehr gut nachvollziehbar: Eine langsame Entwicklung anstatt der großen Liebe von einer Sekunde zur anderen.
Eher schleppend war für mich hingegen die Handlung, zumal ich auch mit den Themen Mafia und Gestaltwandler nicht so schnell warm wurde. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen und ich bin gespannt auf den nächsten Band.
4/5 Sternchen
Isabel Abedi – Isola
Für ein Filmprojekt kommen 12 Jugendliche auf eine kleine Insel vor Rio de Janeiro ohne zu wissen, was genau sie dort erwartet. Der Regisseur, der sie von der Nachbarinsel aus mittels zahlreichen Kameras beobachtet, überrascht sie mit einem „Spiel“, das allerdings bald eskaliert – denn noch jemand anders scheint hier mit den Beteiligten zu spielen.
Dieser Roman hat mich vom ersten Satz weg gepackt und mich dann atemlos immer weiter- und weiterlesen lassen. Toll!, dachte ich mir. Endlich wieder ein Buch, das mich so richtig fesselt, ein Buch mit dem gewissen Etwas!
Aber leider, das war es dann doch nicht. Angesichts des Themas fand ich es sehr schade, dass keinerlei medienkritische Auseinandersetzung damit stattfand. Noch mehr enttäuscht hat mich aber die Auflösung bzw. nicht einmal die Auflösung an sich, sondern die vermeintlichen überraschenden Wendungen, die sich jeweils schon mehrere Seiten vorher abgezeichnet haben. Bis es dann zur Wendung kam, war mir längst schon klar, was nun kommen würde und die vermeintliche unglaubliche Entdeckung verpuffte einfach. Sehr ärgerlich war das, als es um die Identität einer bestimmten Person ging. Schon längst war klar, dass das nur eine bestimmte Person sein konnte, dennoch bemühte Abedi sich noch, in entsprechenden Szenen die Identität noch künstlich zu verschleiern, indem sie keinen Namen nannte und die Ich-Erzählerin Vera außerdem komplett im Dunkeln tappen ließ. Nicht ein einziges Mal zieht Vera die betreffende Person auch nur annähernd in Betracht, und als sie es dann herausfindet, bleibt der entsprechende Knallefekt wieder aus, da ich mir nur dachte: Ja, das war jetzt schon seit gut 30 Seiten klar.
Schade, das hat am Ende dem Roman einiges an Spannung genommen. Wäre das alles nicht so offensichtlich gewesen, hätte ich den Roman wirklich grandios gefunden. So vergebe ich für den fesselnden Sog der Handlung in den ersten zwei Dritteln 4/5 Sternchen.
Ich mag Kurzrezensionen!!!
Habe mir alle durchgelesen, vor allem, weil ich fast alle Bücher selber schon kenne. Da finde ich es immer spannend zu sehen, was andere davon halten.
Oh, danke, das freut mich. Ich schreib auch ganz gern Kurzrezensionen, da ich manchmal einfach nicht die Zeit finde, alle Bücher ausführlich zu rezensieren bzw. ich zu manchen auch gar nicht so viel zu sagen habe.
Jetzt muss ich gleich mal zu deinem Blog sausen und schauen, welche der Bücher du auch rezensiert hast. 🙂