Jugendbuch Kinderbuch Rezensionen

Dreimal Kinder- bzw. Jugendbuch

In der letzten Zeit habe ich einige Kinder- und Jugendbücher gelesen, die ich hier mal in aller Kürze rezensiere:

Jeff Kinney – Gregs Tagebuch. Von Idioten umzingelt!
Meine Nichte ist ein totaler Fan der Greg-Bücher und verschlingt eins nach dem anderen, obwohl sie vorher eher ein bisschen ein Lesemuffel war. Daher bin ich neugierig geworden, also hab ich mir mal den 1. Band von ihr ausgeliehen und recht flott durchgelesen.
Ich habe mich dabei wirklich gut amüsiert. Text und kleine (wirklich witzige) Comiczeichnungen wechseln einander ab und ergänzen sich wunderbar. Die ganze Zeit hat man das Gefühl, tatsächlich das Tagebuch eines elfjährigen Jungen zu lesen. Jeff Kinney trifft die Sprache und Gedankenwelt eines Jungen dieses Alters wirklich perfekt (soweit ich das beurteilen kann ;-)) und verzichtet auf jeglichen moralischen Zeigefinger. Greg ist faul, oft selbstsüchtig, überschätzt sich gern und tappt bisweilen von einem Fettnäpfchen ins nächste. Trotzdem ist er nicht unsympathisch, und seine kindlich-unschuldige Reaktion auf so manche Fehler, die er macht, ist einfach herrlich.
Ich musste bei dem Roman fast durchgehend schmunzeln oder kichern und fühlte mich so einige Male auch an meinen ältesten Neffen (der in Gregs Alter ist) erinnert.
Ein kurzweiliges und amüsantes Kinderbuch, das ich auch Erwachsenen sehr ans Herz legen kann! Gibt von mir 4 von 5 Sternchen

Beate Teresa Hanika – Rotkäppchen muss weinen
Wow. Was für ein Buch! In der Ich-Perspektive und einer wunderschönen Sprache erzählt die Autorin die Geschichte eines dreizehnjährigen Mädchens, das von seinem Großvater sexuell missbraucht wird. Und es ist wirklich beeindruckend, mit wieviel Fingerspitzengefühl sie sich diesem sensiblen Thema nähert. Mir war selbst beim Lesen oft ganz beklommen und unbehaglich zumute, wenn Malvina in ihrer Familie kein Gehör findet und sich alleingelassen fühlt.
Dennoch ist das Buch keineswegs trostlos, und auch Malvina stellt fest, dass sie letztendlich nicht alleine ist. Die Erinnerungen an die Abenteuer mit ihrer besten Freundin sind wunderschön erzählt, die Gespräche mit „Klatsche“ machen nicht nur Malvina Mut, sondern transportieren auch zu den Lesern ein Gefühl der Hoffnung, und die warmherzige, aufmerksame Nachbarin möchte man am liebsten umarmen.
Man könnte bekritteln, dass die wenigsten Mädchen in so einer Situation letztendlich soviel Mut zeigen wie Malvina und der Roman vielleicht da doch nicht ganz realistisch ist, aber andererseits kann es ja nicht das Ziel eines derartigen Buches sein, Aussichtslosigkeit zu zeigen. Insofern passt auch das Ende perfekt und man klappt das Buch doch mit einem positiven Gefühl zu.
5 von 5 Sternchen und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für diesen Roman!

Lauren Oliver – Wenn du stirbst, zieht das ganze Leben an dir vorbei, sagen sie (Hörbuch)
Was für ein Monstertitel wurde denn da in der deutschen Übersetzung aus dem knappen englischen „Before I Fall“? Aber gut, das tut ja für den Inhalt nichts zur Sache.
Auch hier gibt es wieder eine Ich-Erzählerin – die beliebte und recht oberflächliche Samantha Kingston. Nach einem Autounfall ist sie in einer Art Zeitschleife gefangen und erlebt ihren letzten Tag insgesamt sieben Mal. Wieder und wieder erhält sie also die Chance, etwas zu verändern und damit vielleicht sich zu retten – oder geht es um etwas ganz anderes?
Sam macht es einem als Perspektiventrägerin nicht unbedingt leicht. Sie ist eine typische „Tussi“, für die Mode, „Coolsein“, Parties und das erste Mal mit dem perfekten Freund die wichtigsten Dinge im Leben sind. Oder anders gesagt: Sam ist genauso wie die Mädels, die mich in meiner Klasse früher am meisten genervt haben. 😉
Im Laufe des Romans macht Sam einige Veränderungen durch und entwickelt sich weiter, aber wirklich sympathisch wurde sie mir bis zum Ende nicht. Außerdem hatte der Roman für mich einige deutliche Längen und ich habe mich dabei ertappt, wie meine Gedanken beim Zuhören teilweise sehr weit abgeschweift sind. Es gab durchaus fesselnde Passagen und auch den einen oder anderen interessanten Gedanken darin, aber zum weiteren Nachdenken hat mich der Roman nicht unbedingt angeregt. Das war eher ein Fall von „beendet und vergessen“. Sonst sind die Kritiken hier sehr begeistert, aber ich kann mich denen nicht unbedingt anschließen.
3 von 5 Sternchen

6 thoughts on “Dreimal Kinder- bzw. Jugendbuch

  1. Schade, dass dir das Buch von Lauren Oliver nicht sooo sehr mochtest. Wobei ich es direkt nach dem Lesen auch nicht ganz so gut fand wie jetzt in der Rückschau zum Jugendliteraturpreis.
    Das Hanika-Buch ist der Wahnsinn, oder? Einfach ein sehr grandioser Schreibstil.

  2. Ja, der Roman von Hanika hat mich völlig umgehauen. So ein geniales Buch!
    Das Buch von Lauren Oliver hat wohl einfach nicht so recht meinen Geschmack getroffen. Es war vielleicht auch nicht so günstig, es kurz nach "Die Magier von Montparnasse" zu lesen, in dem sich ebenfalls ein Tag mehrmals wiederholt.

  3. Ach wie schön, dass du das Hanika Buch so gern mochtest 🙂 Ich bin ja ein großer Fan von ihr 🙂

    Übrigens bin ich durch den ganzen Lernstress überhaupt noch nicht in den Buddenbrooks weitergekommen 🙁 Auf dem Blog, den du extra eingerichtet hast kann ich übrigens nicht kommentieren. Vielleicht magst du noch freischalten, dass man mit Name+URL kommentieren kann. Das wär lieb 🙂 Und dann versuch ich auch mal mich etwas mehr anzustrengen und darin zu lesen 🙂

    Liebe Grüße
    Nanni

  4. Oh, das ist ja seltsam, dass du nicht kommentieren kannst – ich habe dort eigentlich dieselben Einstellungen wie hier auf meinem Blog.
    Aber ich werd mich gleich mal drum kümmern!

  5. Ist echt in teressant, im Gegensatz zu dir hab ich schon ziemlich viele Rezensionen gefunden, die das Buch nicht so richtig gut fanden. Bei ganz vielen scheint dass an Sam zu liegen. Komischerweise fand ich Sam von Anfang an nicht wirklich oberflächlich, nur sehr rührend und verletzlich. Und viele sprechen ja von einer Charakterwandlung, ich finde sie wandelt sich garnicht besonders, sie macht nur endlich die augen auf und sieht was sie anrichtet. und traut sich auch mal Dinge zu tun, die nicht so mainstream sind. mir haben eigentlich alle vier Mädels von den Charakteren her gefallen. Ich hab aber anerkannterweise ne böse schwäche für "harte Schale, weicher Kern" :p

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