Kinderbuch Rezensionen

Kerstin Backman – Sofie-Serie

Die Serie beinhaltet die 6 Bände:
– Sofie und die Stute Sabrina
– Sofie träumt von einem Pferd
– Keine Angst vor Pferden, Sofie!
– Sofies schönster Pferdesommer
– Sofies abenteuerlicher Ritt
– Sofie und ihr Fuchs Jocke

 

Als Kind habe ich die Sofie-Serie geliebt, und als ich sie jetzt nochmal von vorn bis hinten gelesen habe, war ich wieder begeistert.

Die Serie erzählt die Geschichte der 14jährigen Sofie, die in ihrer Stockholmer Schule gemobbt wurde und mit der Zeit nahezu in einen Nervenzusammenbruch hineinschlitterte. Um sich zu erholen, soll sie eine Weile bei Bekannten ihrer Mutter auf dem Land leben und dort eine kleine, überschaubare Schule besuchen.
Mit Krissan und Ingmar, den beiden Kindern der Familie Ström, freundet Sofie sich schnell an, doch vor den Pferden dort am Hof hat sie zunächst große Angst. Dennoch ist sie fest entschlossen, reiten zu lernen, und obwohl sie wegen ihrer Angst nur langsam Fortschritte macht, wird sie schnell zur Pferdenärrin. Erstmals seit langem bekommt sie auch wieder etwas Selbstvertrauen, und als ihr Vater einen neuen Job in der Nähe bekommt, beschließen ihre Eltern, die Stadt hinter sich zu lassen.
Im Laufe der Bände bekommt Sofie selbst ein Pferd, überwindet endlich ihre Angst vor dem Galoppieren und nimmt ganz am Ende schließlich sogar an einem kleinen Springkurs teil.

Das Besondere an dieser Serie ist, dass nicht immer alles so toll und großartig läuft. Sofie stellt sich anfangs beim Reiten nicht besonders geschickt an und braucht lange, um ihre Angst zu überwinden. Es dauert zwei Bände, ehe sie ihren ersten Galopp wagt und von Turnieren wagt sie noch nicht einmal zu träumen. Ihr Pferd Jocke ist erfreulich „normal“ – einfach ein durschnittlicher Fuchswallach, lieb und gutmütig, aber ohne Talent, wenn es ums Springen geht.
Auch bei den Ströms und ihren Pferden geht es nicht immer so zu wie erwünscht. Da die Familie ständig Geldsorgen hat, ist eine Reithose für Krissan fast ein unerreichbarer Wunsch und ein Tagesausflug zu einem nahegelegenen Reitzentrum in einem Schloss eine großartige Angelegenheit.

Dennoch – oder gerade deshalb – ist die Serie einfach nur herzerwärmend. Es geht eher um Kleinigkeiten und das alltägliche Leben, aber das beschreibt Kerstin Backman so schön und einfühlsam, dass man selbst am liebsten mitten ins Buch hineinspringen würde. Die Figuren haben eine wirkliche Persönlichkeit – so macht Sofie eine glaubwürdige Entwicklung durch, bleibt aber bis zum Ende der Serie dennoch eher schüchtern; die kleine Krissan, eine Leseratte, amüsiert die anderen oft mit hochtrabenden Ausdrücken (etwa „Hier liegt ein typischer Fall von Interessenskollision vor“, als die Familie sich nicht einig wird) und der ruhige, vernünftige Ingmar ist manchmal eben doch ein typischer Teenager, der seine kleine Schwester neckt.

Die Autorin hat außerdem auch wirklich Ahnung von Pferden und vom Reiten und schafft den schwierigen Balanceakt, zwar für Kinder, die sich noch nicht so gut auskennen, verständlich zu schreiben, aber dennoch nichts großartig zu vereinfachen oder ins Unglaubwürdige abzudriften. Als ich jetzt die Serie wieder gelesen habe, gab es eigentlich nichts, worüber ich belustigt lächeln oder genervt die Augen verdrehen musste, was mir sonst schon bei einigen Pferderomanen passiert ist.

Ich möchte allerdings noch etwas zur deutschen Übersetzung anmerken: Aus seltsamen Gründen wurden hier der 4. und 5. schwedische Band vertauscht – eigentlich müsste „Sofies abenteuerlicher Ritt“ vor „Sofies schönster Pferdesommer“ kommen. Das führt zu einigen inhaltlichen Problemen, über die sich die Übersetzerin nur mit Ach und Krach hinwegschummeln kann. Oft schafft sie das auch nicht und die Chronologie gerät völlig durcheinander bzw. es werden Ereignisse erwähnt, die noch gar nicht passiert sind. Das ist nicht nur unglaublich schade, sondern auch ärgerlich und nicht ganz nachvollziehbar.
Ich habe dieses Mal die Bücher in der eigentlich richtigen Reihenfolge gelesen, was natürlich dann auch nicht hundertprozentig funktioniert (da es durch die umgekehrte Reihenfolge ja bereits Änderungen in der Übersetzung gibt), dennoch aber besser als umgekehrt. Die Seltsamkeiten habe ich dann im Kopf ausgeblendet, so gut es ging.

Der Murks in der Übersetzung ändert aber nichts daran, dass es unheimlich Spaß gemacht hat, diese Serie noch einmal zu lesen. Ich kann mich erinnern, dass ich bei „Bille und Zottel“ manches unglaublich nervig und auch unrealistisch fand, als ich sie vor ein paar Jahren mal wieder hervorgekramt habe. Bei „Sofie“ war das überhaupt nicht der Fall – es war einfach nur toll, wieder einige Zeit mit diesen netten Familien und ihren Pferden zu verbringen. Kerstin Backman schildert mit einer unglaublichen Einfühlsamkeit eine ganze Reihe von Problemen: Mobbing, den Tod eines alten Pferdes, Angst und Selbstzweifel, einen Sturz, der nicht ganz glimpflich ausgeht, und so einiges mehr. Dennoch kommt auch der Humor nicht zu kurz. Ich wünschte wirklich, es würden mehr solcher Kinderbücher geschrieben werden.
5 Sterne für eine wunderschöne Serie, an der ich überhaupt nichts auszusetzen habe (außer, dass es zu wenige Bände gibt).

Übrigens ist diese Serie gleich mein erster „Beitrag“ zur 2. Chance Challenge, wobei ich die schmalen Bändchen wohl eher nicht extra zählen werde, sondern einfach die Serie als ganzes.

6 thoughts on “Kerstin Backman – Sofie-Serie

  1. Oh, sehr seltsam, was da mit Band 4 und 5 gemacht wurde! Diese Willkür im Umgang mit Serienreihenfolgen gerade bei Kinder- und Jugendbüchern finde ich schon – freundlich gesagt – bedauerlich.

    Hm, Jocke sagt mir auch irgendwie was … Ob ich doch alle Bände habe? Verflixt, ich würde jetzt am Liebsten die gesammelten Umzugskartons durchwühlen, um meine Neugierde zu stillen!

  2. Hihi, das kann ich gut nachvollziehen.

    Das mit der Reihenfolge ist wirklich furchtbar. Vor allem, weil man beim Lesen deutlich merkt, wie sich eigentlich alles schon ineinander fügen würde, wenn man das Original vor sich hätte. Aber mit diesem Vertauschen enstehen dann natürlich wirklich seltsame Dinge in der Handlung und der Chronologie. 🙁

  3. Vermutlich dachte sich der Verlag, dass Kinder das schon hinnehmen werden. Schließlich sind die Kinder in den Enid-Blyton-Serien auch nie älter geworden und hatten das ganze Jahr über Ferien … 😉

    1. Oje, wieder ein Kommentar, den ich übersehen habe. 🙁
      Falls du das hier noch liest: Vielleicht hast du Glück bei ebay oder Amazon Marketplace. Ich hab den 6. Band nämlich auch erst jetzt gebraucht gekauft – den kannte ich als Kind noch gar nicht.

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