Genre: Familiensaga/Neuseeland-Roman
Seiten: 496
Verlag: Wunderlich
ISBN: 978-3805250245
Meine Bewertung: 3,5 von 5 Sternchen
Neuseeland zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die irische Auswandererfamilie O’Brien, deren erste Zeit in Neuseeland mein in Das Lied der Sonnenfänger verfolgen konnte, hat sich entzweit. Während Josie bei ihrer Mutter Siobhan in einer einsamen Hütte zu einem Wildfang heranwächst, verläuft das Leben ihrer Schwester in Kilkenny in geregelten Bahnen. Doch Sarahs Vorstellungen ihrer Zukunft werden völlig auf den Kopf gestellt, als der 1. Weltkrieg ausbricht und auch Männer der O’Brien-Familie nach Europa aufbrechen. Bis Josie und Sarah ihre Wurzeln und ihr Glück finden, haben sie vor sich einen Weg voller Hindernisse.
Der 2. Band von Julie Peters‘ Neuseelandsaga begann für mich ein wenig holprig. Das liegt wohl vor allem daran, dass die Hintergründe auch für Einsteiger, die den 1. Band nicht gelesen haben, deutlich gemacht werden müssen. Allerdings hat dadurch der ganze Anfang für mich recht gekünstelt gewirkt. Was es mit Siobhans Affäre und dem Vater der beiden Schwestern auf sich hat, ist ja nicht nur in der Familie, sondern auch rundherum gut bekannt, daher fand ich es nicht ganz glaubwürdig, dass die beiden Mädchen so lange gar nicht wirklich etwas über ihre Herkunft wissen. Und dass sie zum Teil noch nicht mal viel darüber wissen wollen und kaum Fragen stellen, hat mich noch mehr irritiert. Wenn ich mir vorstelle, wie neugierig Kinder sind und wie sehr sie einen stets mit Fragen löchern – und Josie stellt sich wirklich erst als Jugendliche die Frage, weshalb sie mit ihrer Mutter einsam in einer Hütte fernab vom Rest der Familie aufwächst?
Mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs nimmt der Roman aber deutlich an Fahrt auf und auch sonst sind die Stolpersteine des Anfangs bald überwunden.
Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und lassen sich nicht simpel in gut oder böse einteilen, auch wenn man das von manchen zunächst noch denken könnte. Aber alle haben ihre Stärken und Schwächen und wachsen einem schnell ans Herz. Perfekte Menschen sucht man hier wie schon im 1. Band vergeblich, und manche der Figuren konnten mich immer wieder überraschen.
Auch die Handlung entwickelte sich stellenweise ganz anders als ich erwartet hätte, was mich beim Lesen sehr gefreut hat. Man wird schließlich gern von einem Buch überrascht.
Als schließlich zum Ende hin allmählich die Scherben gekittet und Wunden geschlossen wurden, musste ich das eine oder andere Mal tatsächlich mit den Tränen kämpfen. Ich fand es einfach schön, wie bei manchen Figuren allmählich eine Heilung eintritt und andere endlich ihren Weg finden. Das Ende an sich kam dann ein wenig plötzlich, aber es passt gut und schließt den Roman schön ab.
Ich hätte mir noch ein kleines Bisschen mehr Maori und Neuseeland an sich gewünscht, aber ansonsten hat mir der Roman nach kleinen Startschwierigkeiten gut gefallen. Ein schönes Buch zum Eintauchen und Hinwegträumen. Schade nur, dass der Titel erneut keinen wirklichen Bezug zur Handlung hat.