Genre: Familiensaga/Neuseeland-Roman
Seiten: 528
Verlag: Wunderlich
ISBN: 9783805208963
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternchen
Historien-Challenge (Kolonialisierung)
Neuseeland gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Die irische Familie O’Brien versucht, sich hier ein neues Leben als Schafzüchter aufzubauen. Doch fern ihrer Heimat haben sie alle mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen: Der älteste Sohn Walter und seine Frau Siobhan führen nur scheinbar eine gute Ehe, den jüngeren Sohn Finn treibt die Abenteuerlust weit von seiner Familie weg und die Tochter Emily geht eine Verbindung ein, die ihr kein Glück bringt. Und auch das Wollgeschäft läuft nicht so gut wie erhofft …
Mit diesem Buch bin ich gewissermaßen ein bisschen zu meiner Jugend zurückgekehrt. Mit etwa 15/16 Jahren habe ich nämlich begeistert Familiensagas verschlungen, die meist in Australien angesiedelt waren. In den letzten Jahren habe ich kaum mehr etwas aus diesem Genre gelesen, aber es hat Spaß gemacht, wieder einmal dahin zurückzukehren.
Und mit „Das Lied der Sonnenfänger“ habe ich einen wirklich lesenswerten Roman erwischt. Der Schreibstil ist angenehm, und die Figuren sind liebevoll gezeichnet. Vor allem die ängstliche Siobhan durchlebt eine große Entwicklung und erwies sich als viel sympathischer und energischer als ich anfangs gedacht hätte. Sie ist eine der lebendigsten Figuren des Romans – fernab von Klischees und immer glaubwürdig. Auch mit Emily und deren Freund Aaron hat Julie Peters zwei wunderbare Charaktere erschaffen, die alles andere als perfekt sind.
Leider habe ich mir mit einigen anderen Figuren etwas schwerer getan. Vor allem Walters Motivationen konnte ich nicht immer ganz nachvollziehen und er wurde als Charakter für mich nicht ganz greifbar. Auch der Maori Amiri blieb leider ein wenig blass – dabei hätte ich gerrn mehr über ihn erfahren.
Es ist aber erfreulich, dass Julie Peters weitgehend auf schwarz-weiß-Malerei und Klischees verzichtet. So wird man von manchen Figuren oft (positiv) überrascht.
Man kann in den Roman schnell eintauchen, und er verfügt über keine wirklichen Längen. Dennoch konnte er mich stellenweise nicht völlig fesseln. Das liegt wohl an den längeren Zeiträumen, die zwischendurch immer wieder vergehen. So eine Struktur ist natürlich bei Familiensagas durchaus üblich, aber ich habe da oft ein Problem, mich nach Zeitsprüngen wieder in die Situation einzufinden und die Entwicklung der Figuren gänzlich nachvollziehen zu können.
Das war allerdings nur an wenigen Stellen der Fall – sonst hat mir der Roman von der Handlung her sehr gut gefallen. Manches kann man erahnen, aber trotzdem wurde ich immer wieder von unvorhersehbaren Wendungen überrascht.
Trotz kleiner Schönheitsfehler ist „Das Lied der Sonnenfänger“ ein empfehlenswerter Roman, der wunderbar die Schwierigkeiten einer Familie, die in der Fremde ein ganz neues Leben beginnen möchte, einfängt. Auch das Umfeld wird sehr anschaulich beschrieben, und der zeitliche Hintergrund scheint gut recherchiert zu sein. Ich kenne mich nicht so gut mit dieser Epoche in Neuseeland aus, aber man hat nicht das Gefühl, dass moderne Menschen von heute einfach in eine andere Zeit gesteckt wurden.
Wegen der kleinen Schwächen gibt es 4 Sternchen und eine Leseempfehlung für diesen Roman, der gerade das richtige für verregnete Wochenenden ist.
Marie Anne (http://fantasie-und-traeumerei.blog.de/) hat auf dich hingewiesen, weil ich ein Buch nämlich ganz gerne loswerden würde und sie meinte, dass dich das vielleicht interessiert? Ich spreche nämlich von "Wintergewölbe" von Anne Michaels 🙂 Ich habe es irgendwann mal als Rezensionsexemplar beantragt und irgendwie habe ich jetzt herausgefunden, dass das Buch wirklich garnichts für mich ist. Extrem poetisch geschrieben und ich komme mit sowas garnicht klar.
Ich wollte jedenfalls fragen, ob du dich für das Buch interessierst? Ich würde es dir gerne geben (vielleicht willst du auch tauschen, falls du irgendein Buch loswerden willst was zB mich eher interessiert als dich?), natürlich nur wenn du dann auch eine Rezension darüber schreiben würdest. Wann ist mir eigentlich egal. Wenn du ja sagst, kläre ich dann alles mit dem Verlag ab – Ob als Gastrezension bei mir weiß ich noch nicht, aber ich hoffe, ich kriege es so hin, dass du es dann bei dir veröffentlichen kannst. 🙂
Falls du interessiert bist, dann kannst du mir ja mal eine Email an pia-k@live.com schicken 🙂
Danke für die Rezension. Ich bin in der Bahnhofsbuchhandlung schön öfter um das Buch herumgeschlichen, konnte mich aber nie dazu durchringen, es zu kaufen, weil ich immer dachte, es wäre nix für mich. Deine Rezension belehrt mich jetzt eines besseren, und ich kann mir vorstellen, es doch zu versuchen.
Mach das, miezle! 🙂
@Pia: Vielen Dank für das Angebot. Ich werde mich mal über das Buch informieren. Normalerweise mag ich keine Rezensionsexemplare, weil ich dann verpflichtet bin, ein Buch zu lesen und zu rezensieren, selbst wenn ich es furchtbar finde und am liebsten nach 50 Seiten aufgeben würde …