Genre: Historischer Roman
Seiten: 416
Verlag: Piper
ISBN: 978-3492047968
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternchen
Im Jahr 1769 präsentiert Hofrat Wolfgang von Kempelen eine Sensation: Einen schachspielenden Automaten, den sogenannten „Schachtürken“, dessen vermeintlich künstliche Intelligenz Aufsehen erregt. Niemand ahnt, dass sich in dem Automaten in Wirklichkeit der zwergenwüchsige Tibor verbirgt. Doch der Schwindel setzt Ereignisse in Gang, mit denen Kempelen und Tibor nicht gerechnet hätten und die den Zwerg schließlich in Gefahr bringen.
Ich habe von Robert Löhr bereits drei Romane gelesen – mit „Der Schachautomat“ lese ich seinen Erstling nun als letztes. Leider hat er mir nicht ganz so gut gefallen wie Löhrs andere Romane, obwohl er sich mit dem legendären Schachtürken ein sehr spannendes Thema ausgesucht hat.
Es geht in dem Roman nicht darum, den Schwindel aufzudecken. Da das Geheimnis des Schautomaten längst gelüftet ist, spielt Löhr von Anfang an sozusagen mit offenen Karten und erzählt die Geschichte in erste Linie aus der Sicht von Tibor. Im Vergleich zu den illustren Dichtern in Löhrs anderen Romanen fand ich Tibor allerdings eher uninteressant. Der frömmelnde, vorurteilsbehaftete und recht steife junge Mann war kein Perspektiventräger, mit dem ich mich schnell anfreundete.
Kempelen fand ich interessanter, aber meine wahren Sympathien lagen bei dessen Gehilfen Jakob, der leider nur eine Nebenrolle einnimmt.
Auch sonst hatte ich am Anfang einige Probleme mit dem Roman: Zwar zeichnet Löhr ein sehr farbenfrohes, atmosphärisches Bild des 18. Jahrhunderts, aber die Handlung wollte für mich nicht recht in Gang kommen. Zudem wurde ich aus den Beschreibungen, wie der Schachautomat genau aussah und funktionierte, nicht recht schlau. Erst, nachdem ich im Internet einige detaillierte Bilder gesucht und genauer unter die Lupe genommen hatte, konnte ich mir vorstellen, wo Tibor in dem Automaten seinen Platz hatte und wie also der Schwindel funktionieren konnte.
Mit der ersten Vorführung des Schachtürken kam für mich dann erst richtig ein Zug in die Handlung. Und auch Tibor wurde interessanter, als sich die Ereignisse allmählich überschlugen und ihn in arge innere Konflikte stürzten.
Ab da fiel es mir schwer, den Roman aus der Hand zu legen und ich hatte wieder das Gefühl, einen „wahren“ Löhr zu lesen. Die Spannung hielt sich dann auch bis zum Ende und machte die zweite Hälfte des Romans zu einem großen Lesevergnügen.
Fazit: „Der Schachautomat“ ist ein spannender Roman mit leichten Startschwierigkeiten, der insgesamt aber sehr lesenswert ist, alleine schon wegen seines faszinierenden Themas. An „Das Erlkönig-Manöver“ kann er für mich aber dennoch nicht heranreichen.
Klingt super! Den Autor habe ich mir gleich mal gemerkt (:
LG
Jacy
Robert Löhr ist auf alle Fälle ein Autor, den man sich merken sollte. 🙂