Rezensionen

Catherine Hall – Days of Grace

Genre: Belletristik
Seiten: 305
Verlag: Portobello Books
ASIN: B006O7HYIO
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternchen

Als der 2. Weltkrieg ausbricht, wird die zwölfjährige Nora mit anderen Kindern von London weg ins ländliche Kent gebracht. Sie landet bei der Familie River, deren gleichaltrige Tochter Grace sich sofort mit Nora anfreundet. Die beiden wachsen wie Schwestern auf, doch Nora muss feststellen, dass ihre Gefühle zu Grace über geschwisterliche Zuneigung hinausgehen. Als schließlich auch noch die vermeintliche familiäre Idylle der Rivers zu bröckeln beginnt, trifft Nora eine Entscheidung, die folgenschwere Ereignisse mit sich zieht.
„Days of Grace“ war ein Zufallsfund im Zuge des Kindle-Deal des Tages und zwar einer, der sich wirklich gelohnt hat. Der Roman wechselt zwischen zwei Zeitebenen – ein vielleicht sehr häufig strapazierter Erzählkniff, den ich aber immer wieder mag. Sowohl die Gegenwart mit Nora als alter Frau als auch die Vergangenheit, die von ihrer Jugend erzählt, haben mich gefesselt und emotional berührt.
Die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen und ihr gemeinsames Aufwachsen wird wunderbar geschildert, Noras Zwiespalt der Gefühle sehr einfühlsam beschrieben. Beide Figuren sind sympathisch und interessant charakterisiert, wobei man an Nora – bedingt durch die Ich-Perspektive – ein wenig näher herankommt. Umso erschreckender sind ihre manchmal aufflammende Wut und ihre finsteren Gedanken, auch wenn man diese stets nachvollziehen kann.
Grace wirkt ein bisschen blasser und auf gewisse Weise auch konventioneller, da sie den häufigen Typus der bewunderten, schillernden Freundin darstellt.
Insgesamt ist die Stimmung von „Days of Grace“ ernst und oft traurig, trotz einer gewissen Leichtigkeit, die vor allem in den Schilderungen der Kindheit der Mädchen mitschwingt. Bei manchen Szenen hatte ich wirklich einen Kloß im Hals, obwohl der Roman insgesamt doch einen versöhnlichen, optimistischen Grundton beibehält.
Es gibt eigentlich nichts, was mich konkret an dem Roman gestört hätte, aber letztendlich hat mir das „gewisse Etwas“ für die Höchstwertung gefehlt. Ich kann leider nicht genau in Worte fassen, was ich an dem Roman für den Sprung von „lesenswertes Buch“ hin zu „unbedingt lesen!“ vermisst habe.
Ich habe „Days of Grace“ sehr gern und auch flott gelesen und die Lektüre hat sich definitiv gelohnt – ein absolutes Highlight war es aber dennoch nicht.

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