Genre: Familiensaga, Klassiker
Seiten: 683
Seiten: 683
Verlag: Buchgemeinschaft Donauland
ISBN: 978-3423108102 (der aktuellen Taschenbuchausgabe; in meiner Ausgabe von 1953 ist keine zu finden)
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternchen
ISBN: 978-3423108102 (der aktuellen Taschenbuchausgabe; in meiner Ausgabe von 1953 ist keine zu finden)
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternchen
Kalifornien im ausgehenden 19. Jahrhundert: Adam Trask zieht nach Konflikten mit seinem Bruder Charles und einigen ereignisreichen Jahren auf eine Farm im Salinas Valley. Zusammen mit seiner Frau Cathy und unterstützt von dem chinesischen Diener Lee möchte er sich hier sein eigenes kleines Paradies erschaffen. Immer wieder kreuzt sich sein Leben mit dem des irischen Farmers Samuel Hamilton, der mit seinen zahlreichen Kindern ein karges Stück Land bewirtschaftet.
Über mehrere Jahrzehnte hinweg verfolgt John Steinbeck die wechselhafte Geschichte dieser beiden Familien.
Jahrelang habe ich diesen Roman im Bücherregal meiner Mutter ignoriert, da ich damit immer nur einen Film mit James Dean in Verbindung gebracht habe, bei dem mich die paar Ausschnitte, die ich davon kannte, nicht überzeugt haben. Als ich nun im Zuge meiner Nobelpreis-Challenge zu dem Buch gegriffen habe, war ich also skeptisch, aber schon in den ersten Kapiteln konnte Steinbeck mich überzeugen.
Es handelt sich bei „Jenseits von Eden“ um eine groß angelegte Familiensaga, die angelehnt an die Geschichte von Kain und Abel die wechselhafte Beziehung zwischen zwei Brüdern in gleich zwei Generationen (zuerst Adam und Charles, dann Adams Söhne Aron und Caleb) schildert. Das und die Frage, wie weit die Entscheidung eines Menschen für das „Gute“ oder das „Böse“ vorherbestimmt ist, sind die zentralen Themen des Romans.
Abgesehen von diesem philosphischen Leitthema, das in mehreren Gesprächen des Romans diskutiert wird, geht es aber vor allem um großartige Einzelschicksale, die mehr oder weniger stark verknüpft werden.
Dabei schafft Steinbeck das Kunststück, jede einzelne Figur in diesem umfangreichen Werk interessant und glaubhaft darzustellen. Sei es nun die faszinierend-furchteinflößende Cathy, der weise Lee, der etwas weltfremde Adam oder Caleb, der im ewigen Kampf mit sich selbst liegt – ich habe mit allen mitgefiebert und hätte gern noch mehr Zeit mit ihnen verbracht. Nicht zu vergessen Samuel Hamilton, der eine der klügsten, freundlichsten und wunderbarsten Figuren ist, der ich jemals in einem Roman begegnen durfte.
Mir ist das Schicksal jedes einzelnen unglaublich zu Herzen gegangen, ich habe mit all den unterschiedlichen Menschen von Salinas mitgelitten und mitgebangt und mich über die schönen Momente gefreut. Diese sind zwar nicht so zahlreich – die Grundtendenz des Romans ist eher melancholisch -, aber dennoch ist „Jenseits von Eden“ keineswegs trostlos, sondern auch dank Lee voller Hoffnung und Warmherzigkeit.
Gestört hat mich an „Jenseits von Eden“ nur, dass es zu kurz ist, denn die Familie Hamilton verschwindet zum Ende hin quasi ins Nichts und dabei hätte ich doch so gern erfahren, wie es den übrigen Familienmitgliedern ergangen und was aus ihrer Farm geworden ist. Allgemein ist die Verknüpfung zwischen den beiden Familien recht locker und von der Freundschaft zwischen Samuel, Lee und Adam einmal abgesehen, gibt es auch sehr wenig Berührungspunkte. Vermutlich ist das mit ein Grund, weshalb die Hamiltons irgendwann keine Rolle mehr spielen.
Es handelt sich bei ihnen übrigens um John Steinbecks eigene Familie mütterlicherseits – wie weit es sich hier tatsächlich um autobiografische Elemente und wie weit um dichterische Freiheit handelt, ist mir allerdings nicht bekannt.
Es handelt sich bei ihnen übrigens um John Steinbecks eigene Familie mütterlicherseits – wie weit es sich hier tatsächlich um autobiografische Elemente und wie weit um dichterische Freiheit handelt, ist mir allerdings nicht bekannt.
Abschließend bleibt mir nur zur sagen, dass „Jenseits von Eden“ eines der wundervollsten Bücher ist, das ich jemals gelesen habe. Es ist vollgepackt mit vielschichtigen Figuren, die sich weiterentwickeln und stets neue Facetten offenbaren, mit klugen Gesprächen, die einen selbst zum Nachdenken anregen und hat zudem auch noch eine spannende Handlung zu bieten. Auch sprachlich ist es sehr schön zu lesen, wobei die Übersetzung von Harry Kahn stellenweise etwas antiquiert klingt.
Ich kann den Roman allen, die keine Scheu vor generationenüberspannenden Familiensagas haben, nur wärmstens ans Herz legen!
Was übrigens den berühmten Film betrifft, so glaube ich nicht, dass ich ihn mir noch anschauen werde. Er setzt erst mit der zweiten Hälfte des Romans ein und hat ausgerechnet meine Lieblinge Lee und Samuel gestrichen. Abgesehen davon macht auch alles einen etwas verkitschten und überdramatisierten Eindruck. Lieber werde ich es mit der Miniserie von 1981 versuchen – irgendwann, wenn der Roman in meinem Kopf nicht mehr so präsent ist, denn derzeit könnte für mich keine Verfilmung der Welt mit dem Buch mithalten.
Ja, Steinbeck ist toll. Freut mich richtig, dass du ihn auch magst. Ich habe inzwischen jetzt vier Bücher von ihm gelesen ("Früchte des Zorns", "Die Straße der Ölsardinen", "Von Mäusen und Menschen" und "Meine Reise mit Charley"), und keins davon gleicht dem anderen. Das finde ich wirklich faszinierend. "Jenseits von Eden" werde ich mir dann wohl auch mal vornehmen. Ich glaube sogar, das steht eh bei meinen Eltern zu Hause rum, meine Großmutter hat Steinbeck auch geliebt. 🙂
Ich bin gespannt, ob die "Jenseits von Eden" auch gefallen wird.
Derzeit habe ich eine ganz seltsame Scheu davor, weitere Bücher von Steinbeck zu lesen. Ich glaube, ich brauche erst einen größeren Abstand von "Jenseits von Eden", da momentan meine Angst, von seinen anderen Romanen entäuscht zu werden, zu groß ist.
Wow, das ist ja mal ein Lob!
Ich habe das Buch auch noch hier rumliegen. Obwohl ich von Früchte des Zorns ganz begeistert war, schreckt mich der hässliche Einband meiner Jenseits von Eden Ausgabe ab… Dass heißt, jetzt nicht mehr. Nach dieser Rezi kann mich das nicht mehr vom Lesen abhalten 😉
Hehe, ein Schmuckstück ist die uralte Ausgabe meiner Mutter auch nicht gerade. Also ignorier den hässlichen Einband und genieß den Inhalt! 🙂
Ach, "East of Eden" mag ich von den drei James-Dean-Filmen sogar am liebsten (ist mir als schön episch und tragisch in Erinnerung). Habe ihn allerdings lang nicht mehr gesehen. Und da ich mich bei Steinbecks "Früchte des Zorns" als Teenager sehr langweilte, mache ich um seine Wälzer eher einen Bogen. Aber das macht mich jetzt doch neugierig. Wenn nicht so viele andere Wälzer auf dem SuB lägen …
Ich weiß nicht, ob ich das Buch als episch bezeichnen würde. Es ist eher ruhig, obwohl sich durchaus einiges tut. Gelangweilt habe ich mich damit aber gar nicht.
Ach wie schön! Ein Nobelpreisträger, der dich so richtig begeistert hat. 🙂 Ich habe ja schon "Of Mice and Men" gelesen und war davon sehr angetan, im Regal hätte ich noch "Grapes of Wrath", das aber noch nicht gelesen. Bin gespannt, was du dann (irgendwann mal) zur Miniserie sagst. Ist die von der BBC? Die machen sowas je eigentlich immer sehr gut …
Nein, die ist von ABC. Mal sehen, ob ich sie irgendwo auftreiben kann.
Ich hab mich auch gefreut, dass ich jetzt mal richtig ins Schwarze getroffen hab mit einem Nobelpreisträger. Sonst hat mich bisher ja nur Alice Munro so richtig überzeugt.