Jugendbuch Krimi/Thriller Rezensionen

[Kurzrezensionen] Von Verschwundenen und Leichen

 Morgan Matson – Since You’ve Been Gone

Nachdem mir Amy & Roger’s Epic Detour von Morgan Matson so gut gefallen hatte, wollte ich von der Autorin mehr lesen. Meine Wahl ist auf „Since You’ve Been Gone“ gefallen. Darin muss Emily damit klarkommen, dass ihre beste Freundin Sloane vor dem Sommer ohne ein Wort verschwunden ist. Alles, was sie zurückgelassen hat, ist eine Liste mit 13 Dingen, die Emily machen soll. Und so stellt sie sich den Aufgaben, die sie oft eine große Überwindung kosten in der Hoffnung, dass diese sie irgendwie auf die Spur ihrer Freundin bringen werden.
Dieser Roman ist ein locker-flockig erzähltes Buch über Freundschaft und das Erwachsenwerden. Emily, die zusammen mit der temperamentvollen Sloane quasi ein Dream Team bildete, ist auf sich alleine gestellt schüchtern und bekommt mit anderen Menschen kaum eine vernünftige Unterhaltung zustande. Die 13 Aufgaben lassen sie nicht nur innerlich reifen, sondern bringen ihr auch neue Freunde und – natürlich – eine Liebesgeschichte. Diese ist sehr schön dargestellt, da es sich wie schon bei Matsons anderem Roman nicht um Liebe auf den ersten Blick handelt, sondern um Gefühle, die sich allmählich entickeln und auch sehr „echt“ wirken.
„Since You’ve Been Gone“ ist ein wunderbares Sommerbuch mit liebenswerten Figuren und so lebhaft beschriebenen Situationen, dass man sich fast in die eigene Jugendzeit zurückversetzt fühlt. Es erreicht allerdings nicht dieselbe Tiefe wie „Amy & Roger’s Epic Detour“ und hat zudem recht ähnliche Figuren. 
Daher gibt es von mir 4 Sternchen, da ich das Lesen zwar sehr genossen habe, der Roman aber doch hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist.
 
Carola Dunn – Dead in the Water (Daisy Dalrymple-Mysteries 6)
 
Letztes Jahr habe ich die Daisy Dalrymple-Mysteries von Carola Dunn für mich entdeckt, in denen eine junge Frau aus dem englischen Adel in den 1920er Jahren mehr oder weniger freiwillig in Verbrechen verwickelt wird.
Im 6. Band soll sie für ein Magazin über eine Regatta schreiben und stolpert natürlich prompt wieder über eine Leiche. Gut, dass ihr Verlobter Alec Fletcher von Scotland Yard auch vor Ort ist und sich – unterstützt von Daisy – der Sache annimmt.
Mir sind allgemein die Krimis dieser Serie ein wenig zu „cozy“, aber sie lassen sich gemütlich zwischendurch lesen und machen durchaus Spaß. Diesen Band halte ich bislang für einen der schwächeren, obwohl ich auch hier wieder Spaß beim Lesen hatte. Zwar waren auch bisher die Krimiplots nicht allzu raffiniert, aber in „Dead in the Water“ ist er doch äußerst dünn geraten. Mich konnte auch die Auflösung am Ende nicht überzeugen, die zwar schon zu erahnen war, trotzdem aber noch ein paar Fragen übrig lässt – vermutlich deshalb, weil das Ende auch recht überstürzt wirkt.
Ich denke, dass ich die Serie trotzdem weiterlesen werde, würde mir aber inzwischen schon eine Charakterentwicklung bei den Hauptfiguren wünschen sowie in Zukunft wieder besser konstruierte Kriminalfälle.
3 Sternchen
 
Agatha Christie – Mord auf dem Golfplatz
 
Poirot erhält einen rätselhaften Brief von dem Multimillionär Renauld, der um sein Leben fürchtet. Der Detektiv macht sich daraufhin mit Hastings auf den Weg nach Frankreich – wo er Renauld ermordet vorfindet. Zusammen mit der Polizei und einem französischen „Superdetektiv“ beginnen Poirot und Hastings die Ermittlungen.
Ich lese immer wieder gerne die Poirot-Krimis, die mir manchmal mehr und manchmal weniger gefallen, die aber doch fast immer interessante Fälle zu bieten haben. „Mord auf dem Golfplatz“ gehört für mich zu den stärkeren Romanen mit dem belgischen Detektiv. Es gibt einen spannenden Fall, bei dem Poirots graue Zellen mal wieder ordentlich arbeiten können – und bei dem man auch selbst über weite Teile schön miträtseln kann. Hastings ist hier leider arg trottelig, sorgt aber für den einen oder anderen Lacher, wie auch die Rivalität zwischen Poirot und dem französischen Detektiv.
Abgesehen von dem sehr schön konstruierten und recht verwickelten Kriminalfall hat mir hier auch das sehr warmherzige Verhalten von Poirot gefallen. Er ist zwar wie immer sehr von sich selbst überzeugt (zu recht, wie man zugeben muss), aber man merkt doch, dass ihm sein Freund Hastings sehr am Herzen liegt und er auch mit denen, die in den Fall verwickelt sind, mitfühlt.
Ein raffinierter Krimi, in dem ich Poirot äußerst sympathisch fand, dafür aber Hastings einige Male gern den Kopf zurechtgerückt hätte.
4,5 Sternchen

10 thoughts on “[Kurzrezensionen] Von Verschwundenen und Leichen

  1. Madainn mhath, Neyasha.
    Die Form der Kurzrezension wird doch immer wieder gern goutiert…

    Wenn sich bei Morgan Matson also die Zuneigung mit der Zeit zur Liebe entwickelt, vermute ich doch, daß der nice guy auch nicht der obligatorische bad boy mit sozial schwierigem Hintergrund ist.
    Mir erscheint es eine wichtige Erkenntnis im Leben zu sein, daß die Liebe nicht grundsätzlich wie ein Blitz ins Kontor einschlägt.

    Der Dauerlauf einer Buch-Serie erfordert die unbedingte Ausdauer in Können & Geschick. Manche fehen da gern in den lockeren Trab über. Wohl am besten sind diejenigen, die am Start bereit die Ziellinie konkret vor Augen haben.
    Der Mörder ist nicht zufällig der Smutje, weil das Opfer sich über seine Heringshäpchen beklagt hat!?
    🙂

    Ah Monsieur Poirot…"Welche Soup! Auf meinem leeren Teller ist nur ein weiterer leerer Teller!".
    Ich muß offen gestehen, daß mein Bild von Agarha Christies Ceuvre ausschließlich durch all die unterschiedlich gewichteten Verfilmungen geprägt ist. Zentral hierbei die Leistungen von Dame Margaret & Sir Peter.
    "Belgischer Schnüffler, wenn ich bitten darf!"

    bonté

    1. Der "nice guy" bei Matson ist sogar fast schon zu sehr der "nice guy" – immer liebenswert, verständnisvoll, höflich, freundlich, … da hätte ich mir ein paar Ecken und Kanten gewünscht.

      Mit den Poirot-Filmen hatte ich zwar immer Spaß, aber Peter Ustinov hat für mich nur wenig mit dem Detektiv zu tun, wie man ihn aus den Büchern kennt. Ich bin da eher ein Fan von David Suchet.

    2. …so wenig wie Margaret Rutherfords mit ihrer Marple-Vorlage. 🙂

      Die Serie mit David Suchet habe ich leider noch nicht goutiert, kenne den Briten allerdings bereits aus 'Wing Commander' & 'Foolproof'.
      Poirots alter ego in 'Eine Leiche Zum Dessert' ist aber auch nicht ohne. 😀

      bonté

  2. Na klasse, jetzt habe ich einen Ohrwurm von Since you've been gone! Grauenvoll. Wenigstens ein 4 Sterne Buch, bei weniger käme ich mir noch miserabler vor 😉

    1. Ach, das ist ein oller Rock Song von Rainbow. Allerdings… Da gibt es auch noch was Besseres: Von Aretha Franklin gibt es auch ein Lied mit dem Titel. Schon besser. Ohrwurm wurde verscheucht und durch einen weniger abgelutschten ersetzt 😀

  3. "Dead in the Water" ist definitiv nicht der beste Daisy-Roman, aber die folgenden fand ich wieder deutlich besser.

    Ich weiß nicht, warum das so ist, aber "Mord auf dem Golfplatz" hinterlässt bei mir immer kaum Erinnerungen. Immerhin hast du mir gerade Lust darauf gemacht, den Titel mal wieder zu lesen. 😉

    1. Sie sind wirklich sehr erholsam und nett zu lesen – aber um mehr als "nett" zu sein, fehlen mir dann doch einige Ecken und Kanten bzw. charakterliche Abgründe. Mal sehen, wie viele Bände ich noch dawischenstreue, ehe ich dann doch mal eine längere Pause von Daisy brauche. 😉

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