Phantastisch Rezensionen

Patrick Rothfuss – Die Furcht des Weisen 1

Genre: High Fantasy
Dauer: 27 Stunden (ungekürzte Lesung)
gelesen von: Stefan Kaminski
Verlag: der Hörverlag
ISBN: 978-3867179614
Meine Bewertung: 3,5 von 5 Sternchen

Hörbuch-Challenge

Kvothe setzt in diesem Band seine Studien an der Universität fort und hat dabei wieder mit Ambrose zu kämpfen, der keine Gelegenheit auslässt, um ihn zu demütigen. Zwar setzt Kvothe sich mit Hilfe seiner Freunde gut zur Wehr, aber es kommt zu einem Zwischenfall, der ihn dazu zwingt, seine Studien zu unterbrechen. Kvothe reist an den Hof von Maer Alvaron, der ihn schließlich auf eine gefährliche Mission schickt.
Der Beginn des zweiten Bandes schließt praktisch nahtlos an den ersten an und krankt im Wesentlichen auch an denselben Problemen. Obwohl Rothfuss den Universitätsalltag sehr atmosphärisch beschreibt und ich viele der Figuren dort sehr mag, haben mich auch hier wieder die kindischen Spielchen mit Ambrose genervt. Außerdem hatte ich fast noch mehr als im ersten Band den Eindruck, dass Rothfuss um jeden Preis dafür sorgen möchte, dass Kvothe an Geldmangel leidet. Obwohl er immer wieder einiges verdient (anders wäre es mit seinen vielen Talenten auch kaum noch zu erklären), findet Rothfuss immer wieder Möglichkeiten, Kvothe trotzdem weiterhin in die Arme von Geldverleihern zu treiben und permanent darüber klagen zu lassen, wieviel ärmer als alle anderen Studenten er ja wäre. Das wirkt inzwischen schon sehr konstruiert.
Ich habe mich deshalb richtig gefreut, als es endlich einmal von der Universität wegging, auch wenn ich einige der Figuren dort vermisse. Aber mit Kvothes Reise an den Hof von Maer Alvaron und dem ganzen Intrigenspiel dort kommt ein frischer Wind in das Buch, der dringend notwendig war. Auch die darauffolgende Reise, die Kvothe mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe von Abenteurern antritt, fand ich sehr spannend zu lesen. Es hat mir besonders gut gefallen, dass man die praktische Anwendung der Magie einmal etwas ausführlicher miterlebt, da ich Rothfuss‘ Magiesystem sehr interessant finde.
Kvothe ist hier nicht mehr ganz so der Überflieger wie im ersten Band. Zwar ist er immer noch ein sehr talentierter Schüler, aber manchmal stellt er sich sehr dämlich an, begreift überhaupt nichts oder ist schlichtweg nicht in der Lage, Konsequenzen abschätzen zu können. Das war dann auch schon wieder etwas ärgerlich, da ich ab und zu nur noch den Kopf schütteln und mich fragen konnte, wie man überhaupt so dumm und kurzsichtig sein kann. Zum Glück betrifft das aber in erster Linie die Zeit in der Universität und lässt dann im Laufe des Buches deutlich nach.
Alles in allem war ich vom zweiten Band nicht ganz überzeugt. Zwar bin ich immer noch der Meinung, dass Rothfuss einen wunderbaren Blick für kleine Details hat und die meisten Szenen sehr atmosphärisch beschreibt, aber die Handlung könnte nun doch mal etwas flotter voranschreiten. Dass Kvothe, der schlaue Überflieger, außerdem in vielen Dingen dermaßen lernresistent ist, dass er dieselben Fehler wieder und wieder macht, hat mich ein wenig genervt. Ich fand es außerdem schade, dass man weiterhin nur wenig über die Chandrian erfährt und auch in der Rahmenhandlung nicht viel passiert.
Es macht aber Spaß, wieder neue Figuren und auch neue Gegenden kennenzulernen. Rothfuss kann sehr schön beschreiben und so kann man sich neue Umgebungen oder kulturelle Besonderheiten sehr gut vorstellen. Gut, dass auch die Handlung in der zweiten Buchhälfte so richtig in Gang kommt und dann auch so einige Überraschungen zu bieten hat.
Der 1. Teil von „Die Furcht des Weisen“ ist ein Fantasyroman, der eine sehr durchdachte Welt zu bieten hat und sich sehr flüssig liest, leider aber oft sehr auf der Stelle tritt und auch so einige andere Schwächen hat. Die Lesung von Stefan Kaminski war dafür wieder auf dem gewohnt hohen Niveau.

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