erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
wie entdeckt: Blog der Autorin
wo gekauft: Buchhandlung Kuppitsch
Ende 2011 muss Nunu Kaller sich eingestehen, dass sie ein Shopping-Problem hat. Längst schon hat sie den Überblick über ihren eigenen Kleiderschrank verloren, überall stapelt sich die Wäsche und das Shoppen ist für sie eine Ersatzbefriedigung, wenn manche Dinge nicht so gut laufen. Das soll sich ändern und so beschließt sie, ein ganzes Jahr lang keine Kleidung und keine Schuhe mehr zu kaufen.
Ich habe schon seit einer Weile immer wieder mal ein wenig auf dem Blog von Nunu Kaller reingestöbert, hatte aber nie Lust, auf dem Bildschirm alle Beiträge ihrer Shoppingdiät nachzulesen. Daher habe ich mir dann vor ein paar Wochen ihr ebook gekauft (es ist auch als Taschenbuch erhältlich) und es an einem schönen Sommerwochenende fast in einem Rutsch auf dem Balkon gelesen.
Die Autorin schildert darin sehr humorvoll und selbstkritisch, wie es ihr bei ihrem Kaufverbot ergeht und welche Höhen und Tiefen sie dabei durchläuft.
Vom Schreibstil her hat mich das Buch ein wenig an Hab ich selbst gemacht erinnert. Während mich das Buch von Susanne Klingner vom Thema her mehr angesprochen hat, gefällt mir das von Nunu Kaller aber kritisch betrachtet fast besser. Sie beschränkt sich in dem Jahr nicht darauf, keine Kleidung zu kaufen, sondern setzt es sich auch als Aufgabe, sich genauer über die Produktionsbedingungen von Kleidung zu informieren. Was sie bei der Hintergrundrecherche herausfindet, ist nichts, was man nicht ohnehin schon weiß, aber es schadet nicht, wenn man es sich wieder einmal ins Bewusstsein ruft: Angefangen von menschenunwürdigen Zuständen in Textilfabriken und Bangladesch über Kinderarbeit bis hin zu Baumwollbauern, die von Pflanzenschutzmittelherstellern bis zum Selbstmord aus Verzweiflung getrieben werden.
Umso mehr sich Nunu Kaller informiert, umso mehr wird ihr klar, dass sie auch nach ihrem Experiment nicht mehr weiter die konventionelle Textilindustrie unterstützen will und so sucht sie nach Alternativen wie fair produzierte Kleidung, Secondhandläden und Kleidertauschtreffen. Sie beginnt auch selbst die Nadeln zu schwingen und strickt in ihrem Diätjahr einen Pullover.
Abgesehen davon, dass das Buch kurzweilig zu lesen ist, hat mir auch dieser informative Aspekt gut gefallen. Ich bemühe mich immer wieder mal, Kleidung fair oder gebraucht zu kaufen, aber so wirklich konsequent bin ich doch nie. Dieses Buch ist nicht nur eine gute Erinnerung, weshalb es wichtig ist, sich über solche Dinge Gedanken zu machen, sondern es zeigt auch gute Alternativen auf.
Ich war zwar ohnehin nie die große Kleidershopperin, aber die Autorin macht sich auch allgemeine Gedanken über Konsum und Shoppingwahn, die man auf ganz unterschiedliche Bereiche ummünzen kann. Ich denke da auch an stapelweise Bücherkäufe, obwohl sich zuhause der SuB ins Unendliche stapelt – ein Problem, das wohl so manche Buchblogger kennen. 😉
Fazit: Ich habe das Buch wirklich gern gelesen. Es ist amüsant geschrieben und lässt sich locker weglesen, bietet aber auch einige Informationen zur Textilindustrie im Speziellen sowie zu unserer Konsumgesellschaft ganz allgemein.
Das klingt ja wirklich interessant.
Ich habe letzte Woche schon die ersten Weihnachtsartikel im Laden entdeckt. Das ist ja auch so ein Konsumding, dass ich total schrecklich finde.
Seit der Geburt meiner Tochter gehe ich mit vielen Dingen bewusster um, einfach auch aus dem Gedanken heraus, ihr möglichst Gutes zu bieten. Bodies kaufe ich bsp auch nur noch aus fair produzierter (Bio) Baumwolle.
Bei mir mache ich dann natürlich Abstriche. Einfach auch aus finanziellen Gründen.
Second Hand Läden gibt es hier leider keine.
Liebe Grüße Nanni
Weihnachtsartikel im September … ja, das ist auch so eine seltsame Sache.
Ich habe auch noch nicht so ganz den richtigen Secondhand-Laden für mich gefunden und finde es finanziell schwierig, fair produzierte Kleidung zu kaufen. Jetzt, da ich normal verdiene, wird das vielleicht einfacher, zumal ich ohnehin nicht oft Kleidung kaufe.
Das ist wirklich ein Übel mit der Kleidung – wobei, eigentlich mit allen Konsumgütern. Oft weiß man als Verbraucher gar nicht, was dahintersteckt (oder will es gar nicht wissen).
Ich kaufe auch nicht oft Kleidung, aber wenn, dann doch nicht nachhaltig. Abgesehen vom Preis ist es viel einfacher an herkömmlich produzierte Ware zu kommen, als an nachhaltige.
Finde die Idee von Frau Kaller aber interessant. Momentan ist (auch wenn das jetzt nicht gemeint ist, aber ich assoziiere das mal so) Minimalismus z. B. auch ziemlich in.
So eine Shoppingdiät bräuchte ich bei meinen wenigen Shoppingtouren im Jahr allerdings nicht. Mein Schrank platzt trotzdem aus allen Nähten. Aber zum Anziehen habe ich sowieso nichts… 😀
Ja, es ist wirklich nicht einfach, einigermaßen fair einzukaufen. Teilweise ist es noch nicht einmal möglich – wenn ich dran denke, dass sie es nicht einmal beim Fairphone geschafft haben, nur fair produzierte Teile zu verbauen.
Ich bräuchte auch keine Shoppingdiät, aber das Problem, dass ich oft das Gefühl habe, ich hätte nichts zum Anziehen, habe ich auch.