erschienen bei Knaur
woher: Büchereien Wien
Nach dem Tod ihrer Großmutter findet die Anwältin Merle Hansen in dem alten Haus der Verstorbenen ein Dokument eines Johannes aus dem 16. Jahrhundert. Darin berichtet dieser von den seltsamen Vorkommnissen rund um seine Adoptivschwester Greta. Merle schenkt der Erzählung zunächst keinen Glauben, aber als Kinder verschwinden und rund um das Haus seltsame Dinge geschehen, geht sie gemeinsam mit dem Märchenforscher Jakob Wolff der Sache auf den Grund.
Eine düstere, unheimliche Umsetzung des Märchens „Hänsel und Gretel“ – das hat gleich meine Aufmerksamkeit geweckt. Zunächst hat mir der Roman auch gut gefallen, zumal ich es schön fand, einmal eine Protagonistin in den mittleren Jahren zu haben. Gerade im Bereich Contemporary Fantasy und Märchenadaptionen dominieren ja sonst eher jugendliche Figuren.
Leider hat meine Begeisterung nicht lange angehalten. Diana Menschig erzählt die Geschichte in zwei Zeitebenen – Merle und Johannes – und während mich die Ebene der Gegenwart anfangs noch gefesselt hat, wurde mir die Ebene der Vergangenheit schnell zu abstrus. Der Erzählstrang um Merle bietet zunächst noch Rätsel und unterschwelligen Grusel und ein paar Nachforschungen um Märchen. Dann driftet aber leider auch diese Handlungsebene völlig in Fantasy ab und die düstere Märchenstimmung geht dabei völlig verloren. Vielleicht hatte ich hier schlichtweg falsche Erwartungen an das Buch, aber es bleiben auch sehr viele Fragen offen und die Auflösung ergibt in mancher Hinsicht überhaupt keinen Sinn.
So wird noch nicht einmal die Motivation der Widersacherin richtig klar. So legt sie es zwar darauf an, schwanger zu werden, möchte dann aber ihr Kind töten und verschwindet dann aber einfach und lässt das Kind lebend zurück. Welche Ziele sie hier und auch später verfolgt wird überhaupt nicht klar.
Das Hauptproblem mit „So finster, so kalt“ ist, dass zuvieles in das Buch hineingemischt wird, das teilweise nicht zusammenpasst und teilweise auch nirgendwohin führt. Ich hatte manchmal das Gefühl, als würde ich eine Rohfassung lesen, die erst noch gründlich überarbeitet werden muss. Auch das Tempo stimmt nicht und so ziehen sich manche Szenen endlos, während andere sehr hastig abgehandelt werden. So gibt es etwa zum Ende hin auch noch eine persönliche
Tragödie in Merles Leben, die die Hauptfigur aber so schnell überwindet
und die auch für die weitere Handlung so wenig beiträgt, dass sich mir
der Sinn der ganzen Episode nicht erschließt.
Tragödie in Merles Leben, die die Hauptfigur aber so schnell überwindet
und die auch für die weitere Handlung so wenig beiträgt, dass sich mir
der Sinn der ganzen Episode nicht erschließt.
Ähnlich
ist es auch mit Jakob Wolff, der als mysteriöser Fremder eingeführt
wird, aber offensichtlich nur, um hier etliche falsche Fährten zu legen.
Rückblickend ergeben viele seiner Handlungen keinen Sinn und bleiben
gänzlich unaufgeklärt.
ist es auch mit Jakob Wolff, der als mysteriöser Fremder eingeführt
wird, aber offensichtlich nur, um hier etliche falsche Fährten zu legen.
Rückblickend ergeben viele seiner Handlungen keinen Sinn und bleiben
gänzlich unaufgeklärt.
Alles in allem ergibt das Buch für mich keinen runden Eindruck. Die Idee dahinter ist interessant und der Anfang auch gut gelungen, aber im weiteren Handlungsverlauf wirkt die Geschichte sehr unausgegoren und unüberlegt. Auch die anfängliche Spannung löst sich in dem wilden Mischmasch schnell in Nichts auf.
„So finster, so kalt“ ist mal eine etwas andere Märchenadaption, die mich aber leider ganz und gar nicht überzeugt hat.
Deine Rezension klingt, als ob du dich beim Lesen nach einem Rotstift gesehnt hättest, um lauter Anmerkungen, Streichungen und Vorschläge in dem Buch zu hinterlassen. 🙂
Ja, ungefähr so ist es mir beim Lesen ergangen. 😉