Rezensionen Sachbuch

Simon Garfield – Karten! Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab

erschienen bei Theiss
woher: Büchereien Wien

 
Anhand von ausgewählten Karten erzählt Simon Garfield die Geschichte der Kartografie – angefangen von den Weltkarten der Antike über das erste Straßenverzeichnis von London bis hin zu Google Maps. So erfährt man in dem Buch, wie die berühmte Heresford-Karte verkauft werden sollte, um ein undichtes Kirchendach reparieren zu können, wie eine Karte bei der Bekämpfung einer Seuche half und weshalb Computerspiele ein neues Betätigungsfeld für Kartografen sein können.
 
 
„Schon wieder ein Buch über Karten?“, hat eine Freundin vor kurzem gefragt – ja, und mit Sicherheit nicht das letzte, da das Buch von Simon Garfield wieder einmal eines ist, das zur weiteren Beschäftigung mit der Thematik und der genaueren Vertiefung in einige der von ihm vorgestellten Karten einlädt.
Ich fand diesen gut 500 Seiten dicken Streifzug durch die Geschichte der Kartografie sehr unterhaltsam und informativ. Das Sachbuch richtet sich eher an Einsteiger in diese Thematik, aber man erfährt auch noch viel neues, wenn man sich mit Kartografie bereits ein wenig auseinandergesetzt hat. Die vielen Anekdoten, Skurrilitäten und Irrtümer, die sich mitunter auch hartnäckig in Karten gehalten haben, machen das Buch umso unterhaltsamer.
Besonders gut gefallen hat mir die spürbare Begeisterung, die hinter dem Buch steckt. Ob der Autor nun die reich bebilderten Karten des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die Karte des Rumtreibers aus „Harry Potter“ oder das ehrgeizige Vorhaben eines Globenbauers beschreibt – immer steckt darin eine Leidenschaft, die wohl auch mit ein Grund ist, weshalb das Buch so unterhaltsam zu lesen ist.
 
Die beschriebenen Karten sind auch alle ganz oder in Ausschnitten abgebildet, aber hier kommt mein erster Kritikpunkt: Die durchwegs nur schwarz-weißen Abbildungen können oft nur schwer vermitteln, was das besondere mancher Karten ausmacht und führen auch mitunter dazu, dass man die Karten nicht allzu gut erkennen kann. Ich habe mehrmals neben der Lektüre die entsprechenden Karten im Internet recherchiert, um mir ein besseres Bild davon machen zu können.
Damit soll natürlich der Preis des Buches niedrig gehalten werden, aber bei einem Buch, das sich so sehr auch auf die Gestaltung von Karten konzentriert, ist das sehr schade.

 

 

Mein zweiter Kritikpunkt ist, dass der Autor mitunter eine recht eingeschränkt britische Sicht auf das Thema Kartografie hat. Karten aus der Antike werden recht flott abgehandelt (dass etwa die Tabula Peutingeriana oder die Mosaikkarte von Madaba lediglich nebenbei in einem Satz erwähnt werden, empfand ich schon als arges Versäumnis) und sobald dann die ersten britischen Karten auftauchen, konzentriert sich der Autor im wesentlichen darauf und besonders stark auch auf London.
Natürlich sind auch einzelne Karten außerhalb des angelsächsischen bzw. angloamerikanischen Raums Thema, aber diese sind rar gesät und gehen auch kaum über Europa hinaus. 
So spannend die vorgestellten Karten auch sind, fand ich doch die Auswahl nicht ganz ideal – hier hätte ich mir etwas mehr Abwechslung gewünscht.
 
Alles in allem ein interessantes und locker zu lesendes Buch, das aber auch ein paar Schönheitsfehler aufweist.

2 thoughts on “Simon Garfield – Karten! Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab

  1. Das klingt – selbst mit den Kritikpunkten – nach einer interessanten Lektüre und ist erst mal auf meiner Bibliotheksliste gelandet.

    Ich ärgere mich auch immer über solche Schwerpunkte in Sachbüchern. Selbst wenn ich verstehen kann, dass man nicht alles interessante in einem Fachgebiet erwähnen kann, wäre eine ausgewogenere Auswahl (oder ein ehrlicherer Titel) zu begrüßen.

    1. Ich fand das auch wirklich schade in dem Buch – empfehlenswert ist es dennoch, vor allem, wenn man mit den entsprechenden Erwartungen daran herangeht.

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