Klassiker Rezensionen

Yasunari Kawabata – Snow Country

erschienen bei Penguin

 

Der reiche Müßiggänger Shimamura lässt jedes Jahr seine Familie in Tokio zurück, um für einige Wochen ins Schneeland, einen Kurort in den Bergen, zu reisen. Er hat hier ein Verhältnis mit der Geisha Komako, einer emotional sehr instabilen jungen Frau. Zugleich fühlt er sich von der geheimnisvollen Yoko angezogen, die ihm erstmals im Zug auf dem Weg in die Berge auffällt, als er sie lediglich im Fenster gespiegelt sieht.
 
 
 
Yasunari Kawabata, 1899 in Osaka geboren, erhielt 1968 den Nobelpreis für Literatur. „Snow Country“ (Schneeland), das 1937 erstmals erschien und 1948 mit einem erweitertem Ende publiziert wurde, ist eines seiner bekanntesten Werke. Es ist eine faszinierende, rätselhafte Erzählung, mit der ich mitunter zu kämpfen hatte. Kawabata beschreibt darin die Beziehung zwischen einem reichen Mann, der offensichtlich ein sorgenfreies Leben in Tokio führt, aber der Stadt überdrüssig ist, und einer naiven jungen Frau, die als Geisha die Gäste im Schneeland unterhält.
 
Die Gesellschaft, die Figuren und ihre Beziehungen untereinander wirken sehr fremd und sind oft nur schwer zu verstehen. Das mag auch daran liegen, dass man kaum etwas über Shimamuras Leben und seinen Alltag in Tokio erfährt. Auch sein Charakter bleibt seltsam vage und der schwache Eindruck, den man von ihm erhält, ist nicht sehr positiv, da er sehr selbstbezogen und oberflächlich wirkt. Komako dagegen ist so wechselhaft und emotional, das es oft an Hysterie grenzt. Es wird schnell klar, dass sie mit ihrem Leben nicht glücklich ist und dies einerseits durch Alkohol und andererseits durch die Beziehung zu Shimamura auszugleichen versucht. Da Shimamura nur wenige Wochen im Jahr im Schneeland ist und zwar durchaus so etwas wie Liebe zu empfinden scheint, dies für ihn aber mehr eine Flucht aus seinem Alltagsleben ist, gerät Komako immer mehr aus dem Gleichgewicht.
 
Die Schreibweise von Kawabata wirkt teilweise ellipsenhaft, die Übergänge zwischen den Szenen seltsam sprunghaft. Ich hatte auch oft das Gefühl, dass man einiges zwischen den Zeilen lesen müsste, konnte aber nicht so recht herauslesen was. 
Das mag aber zum Teil auch der Übersetzung aus dem Japanischen geschuldet sein, da in einigen Rezensionen die japanische und englische Fassung verglichen und die Übersetzung unter anderem auch wegen dieser Punkte bekrittelt wird.  
Vielleicht hätte ich mir auch leichter getan, wenn ich das Buch auf Deutsch gelesen hätte – gerade, da es sich stark auf die Sprache und auf die leisen Zwischentöne konzentriert, weniger auf die äußere Handlung. Ich hatte mich deshalb für die englische Version entschieden, weil diese in der Bibliothek verfügbar war.
 
Es war auf jeden Fall ein interessantes Buch, auch wegen der anschaulichen Beschreibung des Schneelandes und den Einblicken in das Leben einer Geisha vor knapp hundert Jahren. Zugleich war es aber auch eine sperrige und sehr fremd wirkende Lektüre, für die man sich trotz der geringen Seitenanzahl doch einige Zeit nehmen muss.

3 thoughts on “Yasunari Kawabata – Snow Country

  1. Jetzt hast du mich mit deiner Meinung zu "Snow Country" neugierig gemacht. Leider gibt es von dem Autor nur einen Titel in der Bibliothek und der ist ebenfalls auf englisch. Da du die englische Übersetzung von "Snow Country" nicht gerade lobst, muss ich also mal schauen, ob ich von dem Autor nicht irgendwann eine deutsche Ausgabe auftreibe, um ihn auszuprobieren.

  2. Ich habe natürlich keinen Vergleich zwischen englischer und deutscher Übersetzung – insofern kann ich jetzt auch nicht sagen, ob die deutsche besser ist. Zumindest hätte ich dann aber zusätzlich nicht noch die Sprachbarriere ist, die bei mir auf Englisch trotz allem immer noch bis zu einem gewissen Grad vorhanden ist.

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