Rezensionen Sachbuch

Edward Snowden – Permanent Record

erschienen bei Metropolitan Books

„Saying that you don’t need or want privacy because you have nothing to hide is to assume that no one should have, or could have to hide anything – including their immigration status, unemployment history, financial history, and health records. You’re assuming that no one, including yourself, might object to revealing to anyone information about their religious beliefs, political affiliations and sexual activities, as casually as some choose to reveal their movie and music tastes and reading preferences. Ultimately, saying that you don’t care about privacy because you have nothing to hide is no different from saying you don’t care about freedom of speech because you have nothing to say.“

Knapp sieben Jahre ist es her, seit Edward Snowden enthüllte, wie Geheimdienste der USA und Großbritanniens seit Jahren Internet und Telekommunikation global überwachten – und in Zeiten der Diskussion über Corona-Tracking-Apps scheint die Thematik aktueller denn je zu sein. In „Permament Record“ erzählt Snowden, wie die Spionage- und Überwachungstätigkeiten funktionierten, wie er diese entdeckte und mithilfe der Dokumentarfilmerin Laura Poitras sowie des Journalisten Glenn Greenwald öffentlich machte. Es geht in dem Buch aber nicht alleine darum, sondern es ist auch eine Autobiografie, die von Snowdens Kindheit und seiner frühen Leidenschaft für Computer berichtet.

Mit Anfang 20 begann Snowden zunächst für die CIA zu arbeiten und später als externer Mitarbeiter für die NSA als Systemadministrator. Besonders seit 9/11 wurde daran gearbeitet, weltweit mit dem Argument der nationalen Sicherheit und Terrorprävention Daten von jedermann zu überwachen. Edward Snowden arbeitete selbst dabei mit, dies zu ermöglich, ohne zunächst das Ausmaß des ganzen zu überblicken. Bald bekam er aber Zweifel an der Rechtmäßigkeit seiner Arbeit und versuchte mehr herauszufinden sowie Beweise zu sammeln, die er der Öffentlichkeit vorlegen könnte.

Ich fand es interessant von Snowdens Kindheit, Jugend und dem Beginn seiner beruflichen Laufbahn zu lesen. Gerade mit den Kapiteln, in denen es konkret um Überwachungsmethoden und die technischen Details ging, tat ich mir aber ein wenig schwer. Vermutlich hätte ich hier mehr davon profitiert, wenn ich das Buch auf Deutsch gelesen hätte, da ich auf Englisch Probleme mit dem Fachvokabular hatte. Es fällt mir allerdings schwer zu sagen, ob es alleine daran lag oder ob auch Snowdens Erläuterungen nicht niederschwellig genug waren. All die technischen Hintergründe und Zusammenhänge finde ich in „Citizenfour“, dem Dokumentarfilm von Laura Poitras, um einiges verständlicher dargestellt. Der Film ist allgemein sehr empfehlenswert und meiner Meinung nach eine gute Ergänzung zu „Permanent Record“.

Was allerdings das Buch sehr viel eindringlicher darstellt, sind die inneren Konflikte und Ängste von Snowden rund um seinen Entschluss, die Weltöffentlichkeit zu informieren. Er schildert sehr deutlich, wie einsam für ihn die Zeit war, als er niemandem, nicht einmal seiner Freundin Lindsay Mills, von seinen Erkenntnissen und seinem Beschluss erzählen konnte. Was aus dem Buch ebenfalls deutlich hervorgeht – auch wenn Snowden das selbst nicht so in Worte fasst – ist der unglaubliche Mut, den es ihn gekostet haben muss den letzten Schritt zu tun. Ihm war klar, welche Folgen das für ihn haben würde und dass es kein Zurück mehr in sein früheres Leben geben könnte.

Heute lebt Edward Snowden in Moskau im Exil und weiß, dass er in den USA noch nicht einmal die Chance auf eine gerechte Verhandlung hätte.

„Permanent Record“ ist ein interessantes Buch über einen ebenso interessanten und bemerkenswerten Menschen, dessen selbstloses Handeln kaum genug gewürdigt wurde. Im Grunde sollte jeder, der ein Smartphone besitzt und sich im Internet bewegt, dieses Buch lesen, besonders, wenn man neben den Hintergründen den NSA-Affäre auch mehr über das Leben von Edward Snowden und seine inneren Konflikte erfahren möchte. Wenn es einem alleine darum geht, das Ausmaß der globalen Überwachung und die Vorgehensweise der NSA zu verstehen, ist meiner Ansicht nach die Dokumentation „Citizenfour“ noch empfehlenswerter.

4 thoughts on “Edward Snowden – Permanent Record

  1. „Citizenfour“ haben wir noch aufgenommen und bislang nicht angeschaut, weil ich mich in den vergangenen Monaten nicht aufnahmefähig genug für die Doku fühlte. Immerhin hat mir deine Rezi gezeigt, dass ich wohl erst einmal dabei bleibe, dass ich die Doku noch schauen will, und dafür nicht so schnell zu „Permanent Record“ greifen werde, obwohl die Tatsache, dass du ebenso wie Natira das Buch gelesen hast, mich schon neugierig gemacht hatte.

    1. Ich kann dir die Doku wirklich sehr ans Herz legen – sie ist sehr interessant und spannend! Ich habe sie vor ein paar Jahren im Sommerkino gesehen und war vorher gar nicht so motiviert, weil ich beim Sommerkino lieber etwas gemütlicheres gesehen hätte, aber sie hat mir sehr, sehr gut gefallen.

  2. Ich habe das Buch inzwischen auch gelesen und werde mir die von Dir genannte Doku in jedem Fall anschauen! Was den technischen Teil betrifft, muss man da auch in Deutsch recht tapfer sein, aber das ist eben so, denke ich. Das Ende hat mir auch gefallen, eben weil er seine Ängste und Bedenken so gut schildern konnte. Übrigens habe ich die Tage um Weihnachten aufgeschnappt, dass er und seine Freundin kurz zuvor erstmals Eltern geworden sind und das Kind die russ. Staatsbürgerschaft erhalten hat. Von daher glaube ich auch nicht recht, dass er je wieder in die USA reisen oder dort leben wird.
    An alle, die auf die kleine Kamera am Laptop einen Aufkleber geklebt haben: Lest das Buch!

    1. Na, das beruhigt mich, dass es zumindest nicht an meinen Englischkenntnissen lag, sondern am technischen Fachvokabular.
      Dass sie Eltern geworden sind, hatte ich noch nicht gehört, aber schön, wenn es auch mal positive Nachrichten gibt. Und wenn man sich anschaut, wie es Chelsea Manning und Julian Assange ergeht, hat Snowden es vergleichweise noch recht gut getroffen.
      Die Doku kann ich gar nicht genug weiterempfehlen. Wirklich sehr sehenswert!

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