erschienen bei Penguin Random House
Im Jahr 2038 gibt es nur noch wenige Wälder; einer davon befindet sich auf einer privaten Insel vor der kanadischen Küste. Hier arbeitet Jacinda Greenwood, genannt Jake, als Tourguide für reiche Touristen. Ihre ganze Familiengeschichte scheint untrennbar mit Bäumen verbunden zu sein: von ihrem Vater Liam, der als Zimmermann arbeitete, ihrer Großmutter Willow, die als Umweltaktivistin gegen das Abholzen der Wälder protestierte bis hin zur ersten Generation der Greenwoods, zwei Holzhändlern.
Michael Christie erzählt mit diesem Roman eine Familiensaga, die 1908 beginnt und bis 2038 in eine erschreckend düstere Zukunft reicht. Dabei dient diese Zukunft wie eine Klammer: Der Roman beginnt 2038, springt zurück in die Jahre 2008, 1974, 1934 und 1908 und bewegt sich dann wieder in der Zeit vorwärts bis 2038. Die einzelnen Zeitebenen und Handlungsstränge werden auf eine faszinierende Weise ineinander verwoben und nach und nach ergibt sich das ganze Bild dieser komplexen und teilweise sehr traurigen Familiengeschichte.
Dieses Buch war gewissermaßen ein Zufallsfund, aber ich bin wirklich froh, dass ich darauf gestoßen bin, denn es hat mich sehr begeistert. Das lag nicht nur an der komplexen Struktur, den vielen kleineren und größeren Rätsel, auf die man im Laufe des Buches eine Antwort bekommt, sondern auch an den vielschichtigen Figuren. Ich möchte gar nicht zu viel von ihnen und der Handlung schreiben, weil das meiner Ansicht nach schon zuviel verraten würde. Dass man in der Zukunft beginnt und kaum etwas über Jakes Familiengeschichte kennt, bis diese sich nach und nach entfaltet, macht einen wesentlichen Reiz dieses Buches aus.
Interessant sind auch die sehr aktuellen Themen Umweltschutz und Klimawandel, die aber – außer in den Kapiteln, die 2038 spielen – eher im Hintergrund bleiben. Im Mittelpunkt stehen wirklich ganz die Figuren, ihr Leben, ihre Gedanken, ihre Beziehungsgeflechte. Daher ist „Greenwood“ auch ein eher ruhiger Roman, der sich sehr auf die innere Entwicklung der Figuren konzentriert, auch wenn das nicht bedeutet, dass es rundherum keine Handlung geben würde.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass mir das Ende ein wenig überhastet vorkam. Dafür, dass der Autor vorher allen Figuren und Handlungssträngen so viel Raum gibt, fand ich es schade, dass im letzten Kapitel vieles nur noch angedeutet wird. Dementsprechend hat mich das Ende auch ein wenig unbefriedigt zurückgelassen.
Trotzdem ein Buch, das für mich zu den Höhepunkten dieses Jahres gehört und das ich allen, die gerne Generationenromane lesen, nur wärmstens empfehlen kann.
Ach, wie lustig. Das Buch erscheint ja jetzt demnächst (oder ist vor kurzem erschienen) auf deutsch. Ich hab es schon in meinen Neuerscheinungspost als besonders interessant mit aufgenommen. Scheinbar mit gutem Recht!
Ja, genau, das Buch ist vor kurzem auf Deutsch erschienen. Ich hoffe, dass es eine begeisterte Leserschaft findet.