Gegenwartsliteratur Rezensionen

Karin Kalisa – Radio Activity

erschienen bei C.H. Beck

Als ihre Mutter schwer erkrankt, kehrt Nora Tewes aus den USA zurück nach Deutschland. Nach dem Tod ihrer Mutter sucht sie nach einer Beschäftigung und gründet mit zwei Freunden den Radiosender „Tee und Teer“. Aber niemand weiß, dass Nora mit dem neuen Sender ein ganz eigenes Ziel verfolgt: Sie will ein bereits verjährtes Verbrechen ans Tageslicht bringen und lässt sich dafür auf ein gefährliches Spiel ein – bis der Rechtsreferendar Simon ihr eine andere Lösung aufzeigt.

Was mir an „Radio Activity“ besonders gut gefallen hat, sind die originellen Ideen und Handlungsentwicklungen. Schon die Beschreibung, wie die Gründung des Radiosenders vonstatten geht und was für ein Programm die drei Freunde planen, fand ich sehr spannend. Von mir aus hätte es auch das ganze Buch lang nur um „Tee und Teer“ gehen können und ich wäre begeistert gewesen. Aber dann kristallisiert sich allmählich heraus, welches Ziel Nora damit verfolgt und damit schlägt der Roman eine ganz neue, interessante Richtung ein. Ich will hier nicht zuviel darüber schreiben, wie es dann weitergeht und welche Idee Simon hat, da es sehr spannend ist dies beim Lesen langsam herauszufinden. Auf jeden Fall hat mich diese weitere Entwicklung der Handlung sehr gefesselt und ich mochte die Wendungen, die das Buch nahm. Zum Ende hin nimmt es fast Züge eines Krimis an.

Anfangs ist noch nicht klar ersichtlich, was das zentrale Thema des Romans sein wird, aber langsam wird offengelegt, was geschehen ist und wie Nora ihrer Mutter nach deren Tod Gerechtigkeit zukommen lassen möchte. Noras Mutter wurde als junges Mädchen von ihrem Nachhilfelehrer sexuell missbraucht und dementsprechend ist das Buch stellenweise auch sehr bedrückend. Trotzdem gibt es viele schöne, manchmal auch witzige Momente und ich habe die Lektüre nicht als deprimierend empfunden. Die Lösung, die letztendlich aufgezeigt wird, fand ich nicht nur stimmig, sondern auch hoffnungsvoll.

Neben dem interessanten Thema und den überraschenden Plotwendungen haben mir auch die Figuren und der Schreibstil sehr gut gefallen. Und auch die Atmosphäre der namenlosen norddeutschen Hafenstadt wird ganz wundervoll eingefangen.

„Radio Activity“ ist ein ungewöhnliches Buch, das ein aktuelles und wichtiges Thema in eine spannende Handlung verpackt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass man beim Lesen ein wenig Geduld haben muss, da anfangs nicht recht klar ist, worauf das Buch hinauswill. Da ich aber die Beschreibung des Radiosenders und die beteiligten Figuren so interessant fand, hat mich das kaum gestört. Ein sehr empfehlenswerter Roman!

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