erschienen bei Klett Kinderbuch
In dem 2020 erschienen Roman „Der Katze ist es ganz egal“, das vom Verlag für Kinder ab 9 Jahren empfohlen wird, nimmt sich Franz Orghandl eines sehr aktuellen Themas an. Leo wacht eines Tages auf und hat seinen neuen Namen gefunden: Jennifer. Das kommt für Jennifer nicht ganz unerwartet – ohne dass sie das vorher in Worte gefasst hätte, war ihr irgendwie immer klar, dass sie ein Mädchen ist, auch wenn sie ihren Namen erst finden musste:
„Jennifer“, wiederholt die Lehrerin verwundert. Sie schaut Jennifer prüfend an. „Seit wann denn?“
„Ein Bub war ich noch nie, aber den Namen hab ich erst neu. Der ist in der Nacht gekommen.“ (S. 28)
Von ihren Freunden erfährt Jennifer viel Unterstützung und der Katze ist das ohnehin egal, aber die Erwachsenen, besonders Jennifers Vater, brauchen eine ganze Weile, bis sie damit umgehen können.
Ich fand „Der Katze ist es ganz egal“ wunderbar zu lesen. Franz Orghandl schreibt mit unglaublich viel Humor und so ergeben sich eine ganze Reihe von skurrilen Situationen. Als etwa die Kinder mit dem Hausmeister der Schule darüber diskutieren, ob Mädchen einen Penis haben können, ist das nicht nur herrlich lustig zu lesen, sondern für ein Kinderbuch auch erstaunlich direkt geschrieben. Genauso direkt sind auch die äußerst witzigen, comicartigen Illustrationen von Theresa Strozyk.
Dennoch geht Franz Orghandl mit dem Thema sehr sensibel und kindgerecht um. Die verschiedenen Reaktionen (und Fragen) aus Jennifers Umfeld bieten auch Gelegenheit, die ganze Thematik auf eine sehr schlichte Art zu erklären. Schließlich arbeitet der Autor auch stark mit wechselnden Pronomen: Da Leo anfangs noch versucht seiner Rolle zu entsprechen, verschwindet Jennifer vor allem im Umgang mit dem Vater immer wieder und die Figur wird als „er“ bezeichnet. Im weiteren Handlungsverlauf treten Leo und sein biologisches Geschlecht immer mehr in den Hintergrund, weshalb dann konsequenterweise auch von Jennifer und „sie“ die Rede ist.
Trotzdem geht es nicht so sehr darum, dass Jennifer in dem Roman ihre Identität findet – sie weiß schon sehr gut, wer sie ist. Es sind eher die Reaktionen ihres Umfeldes, mit denen sie zu kämpfen hat. Ihr Vater will zunächst gar nichts von all dem wissen und die Großeltern verstehen nicht recht, was das zu bedeuten hat, während die Mutter nach anfänglicher Irritation sehr ernsthaft und verständnisvoll mit Jennifer darüber spricht. Zum Glück erfährt Jennifer auch ganz viel Unterstützung von ihren Freunden.
Die Geschichte spielt übrigens in Wien und verwendet auch sehr viele Wiener Ausdrücke, die mit handschriftlichen Randbemerkungen „übersetzt“ werden.
Fazit: Ein warmherziges und dennoch sehr lustiges Buch, das nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen ein besseres Verständnis für das Thema Transgender geben kann.
Mein absolutes Lieblingskinderbuch 🙂 !!! So komisch und so wahr ist es, traumhaft!
Ja, das ist wirklich ein sehr schönes Buch und gerade der Humor macht es zu etwas besonderem.